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In fast allen BereichenKriminalität geht im Oberbergischen Kreis zurück

Lesezeit 4 Minuten

Kreisweit kontrollierten Polizeibeamte als Teil eines Aktionstages wie hier in Wiehl-Brächen Fahrzeuge auf der Suche nach möglichen mobilen Einbrechern.

  1. Die Zahlen, die am Mittwoch präsentiert wurden, sind fast durch die Bank weg positiv
  2. Nur in einem Bereich der Kriminalität gab es in Oberberg einen Anstieg.

Gummersbach – Ausruhen will sich die Polizei im Oberbergischen Kreis nicht: Ausgerechnet, als die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2018 vorgestellt wurde, haben zahlreiche Beamte kreisweit Kontrollen im Verkehr durchgeführt – als Teil eines Aktionstages gegen mobile Einbrecherbanden.

Dabei waren die Zahlen, die der neue Leiter der Direktion Kriminalität, der 36-jährige Kriminalrat Florian Mohr, zeitgleich zusammen mit Landrat Jochen Hagt und dem Abteilungsleiter Polizei, Polizeidirektor Ralf Schmidt, in Gummersbach vorstellte, mehr als erfreulich: Die Zahl der Wohnungseinbrüche und Einbruchsversuche ist im Oberbergischen laut Kriminalstatistik für das Jahr 2018 überproportional zurückgegangen.

Sie sank von 478 auf 285 – damit um 40,4 Prozent. Der Rückgang lag damit noch einmal deutlich über dem Landesschnitt (minus 25,7 Prozent). Im Jahr 2015 waren im Oberbergischen noch 717 Einbrüche registriert worden. Erstmals lag im Jahr 2018 zudem die Zahl der Einbrüche, die im Versuchsstadium steckenblieben, bei mehr als 50 Prozent. Die Aufklärungsquote stieg auf 28,4 Prozent – fast zehn Prozent mehr als im ganzen Land NRW (17,9).

Die Statistik stellte der neue Leiter der Direktion Kriminalität, Florian Mohr (r.) zusammen mit Landrat Jochen Hagt (M.) und dem Abteilungsleiter Polizei, Ralf Schmidt, vor.

Einbrechern im Oberbergischen schwer gemacht

Durchweg erfreuliche Zahlen, die Hagt, Schmidt und Mohr zumindest auch mit der intensiven Arbeit der eigenen Ermittlungsgruppe, den verstärkten Kontrollen sowie dem intensivierten Selbstschutz der Bürger am Eigenheim erklären. „Auch Einbrecher haben ein Netzwerk. Und wenn sich da herumspricht, dass es einem im Oberbergischen schwer gemacht wird, dann zeigt das Wirkung“, erklärte Mohr.

Doch nicht nur bei den Wohnungseinbrüchen sind die Fallzahlen im Oberbergischen deutlich zurückgegangen. Insgesamt sank die Zahl der 2018 von der Polizei bearbeiteten Fälle um gut 5,7 Prozent auf 11 833. Ein Tiefstwert: Weniger Fälle wurden von der Kreispolizei zuletzt im Jahr 2000 bearbeitet. Zugleich stieg die Aufklärungsquote – erstmals seit dem Jahr 2009 liegt sie wieder bei über 60 Prozent.

Auch weniger Straßenkriminalität

Dabei zeigt sich der Rückgang – wie landesweit auch – nicht nur bei den Wohnungseinbrüchen, sondern auch bei der Straßenkriminalität. „Weil es sich dabei um alle die Taten handelt, die auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen begangen werden, ist auch das ein sensibler Bereich, der das Sicherheitsgefühl der Menschen betrifft“, betonte Mohr.

Den Rückgang um mehr als 200 Taten (minus 7,8 Prozent) erklären sich Landrat Hagt und Abteilungsleiter Schmidt auch mit den inzwischen in allen oberbergischen Kommunen eingerichteten Ordnungspartnerschaften mit dem Kreis. „Da, wo wir präsent sind, steigt auch die Hemmschwelle, überhaupt solche Taten zu begeht“, erklärte Schmidt.

Negativer Ausreißer: Rauschgiftkriminalität

In einem einzigen Bereich stiegen die Fallzahlen dennoch an: bei der Rauschgiftkriminalität – um gut 3,9 Prozent auf 637. „Das liegt daran, dass die Polizei hier ihre Arbeit gemacht hat“, sagte Mohr.

Weitere Zahlen rund um die Statistik

245 Anzeigen von älteren Menschen wegen Betrügereien am Telefon zum Beispiel mit der Masche als falscher Polizist hat die echte Polizei im Oberbergischen im Jahr 2018 – 79 mehr als im Vorjahr. In der Statistik stehen aber nur 20 Fälle (2017: 121). „Bei Ermittlungen wurde festgestellt, dass die Anrufe aus Call-Centern im Ausland kommen“, erklärte Florian Mohr. In deutschen Statistiken tauchten die Fälle deshalb nur auf, wenn die sogenannten Abholer vor Ort tatsächlich zum Einsatz kommen – in Oberberg 2018 also 20 Mal. Dennoch nehme die Polizei die Taten ernst. Die Aufklärung älterer Menschen sei eine wichtige Aufgabe der Prävention.

542 Fälle hat die Polizei im Oberbergischen 2018 im Bereich der Gewaltkriminalität bearbeitet – ein Rückgang um 25 Fälle (minus 4,4 Prozent). Die Aufklärungsquote, in diesem Bereich, in dem seit 2015 ein besorgniserregender Anstieg zu verzeichnen war, liegt mit 85,4 Prozent auf eine Fünf-Jahres-Hoch. „Das liegt auch daran, dass sich Täter und Opfer in der Hälfte aller Fälle kannten. Das erhöht natürlich auch die Aufklärungsrate“, so Mohr.

440 Mal ermittelte die Polizei in Fällen, in denen als Tatmittel das Internet genutzt. Überwiegend geht es dabei um Betrügereien. Registriert werden hier in der Statistik aber nur Fälle, bei denen der Täter aus dem Oberbergischen kommt. (kmm)

Bei diesen Fällen, wo das einzige Opfer der Täter sei, handele es sich um Kontrolldelikte: Nur wenn die Polizei sich damit beschäftigt, stößt sie auch darauf. Der neue Leiter der Direktion Kriminalität erklärte allerdings zudem, dass ein Grund für die Fallzahlen auch noch das Resultat einiger größere Funde aus dem Jahr 2017 sind: „Die Verfahren gegen die Konsumenten, die bei den betreffenden Tätern gekauft haben, sind dann eben erst im vergangenen Jahr durchgeführt worden.“

Dass der Oberbergische Kreis mit den neuen Zahlen einmal mehr NRW-weit unter den 47 Kreispolizeibehörden seine Position in der Spitzengruppe beim Thema Sicherheit – Platz vier bei der niedrigsten Kriminalitätsbelastung, Platz sechs bei der Aufklärungsquote – behaupten konnte, wertet der Landrat inzwischen auch als Standortfaktor. „Damit kann man auch durchaus mal für das Oberbergische werben“, sagte Hagt.