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„Kleine Knospe“Alexander Penz hat in Gummersbach einen Handel für Cannabis-Produkte eröffnet

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Männer schaue sich mehrere Gläser an, die mit getrockneten Cannabis-Pflanzen gefüllt sind.

Seit 2020 betreibt Alexander Penz einen Online-Shop für Cannabis-Produkte. Die Nachfrage sei so gestiegen, dass er im August ein Geschäft in Vollmerhausen eröffnet hat.

Weil sein Online-Shop so gut lief, betreibt Alexander Penz in der Gummersbacher Ortschaft Vollmerhausen nun ein Geschäft für Cannabis-Produkte.

Was steckt wohl hinter der knallblauen Fassade mit den süßen Cupcakes, prallen Erdbeeren und sattgelben Zitronen? Ein Geschäft für Lollis, Lakritz und andere Süßigkeiten? In den Regalen: bunte Päckchen und kleine Tüten, darauf Namen wie „Strawberry Ice“, „Orange Juice“ und „Wilder Apfel“. Erst auf den zweiten Blick zu entdecken sind die Aufschrift „Premium-Cannabis“ und eine Preisliste für Haschisch in verschiedenen Qualitäten. Ist das hier etwa „Kiffer’s Paradise  2.0“?

„Ja, dürfen die denn sowas überhaupt verkaufen?“, fragt ein älteres Paar, das sich etwas ungläubig im Shop „Kleine Knospe“ in Gummersbach-Vollmerhausen umschaut. Sie dürfen. Denn wer genau hinsieht, liest „CBD“, die Abkürzung für Cannabidiol: Bei all den duftenden Blüten in Gläsern und Döschen handelt es sich nicht um den Stoff, aus dem psychedelische Träume sind: Dem „Gras“ und dem Öl, das hier verkauft wird, ist das berauschende THC entzogen worden.

Mehrere Cannabis-Produkte liegen in bunten Verpackungen nebeneinander.

Kunterbunt verpackt ist die Ware im Laden „Kleine Knospe“.

„Wir wollten weg vom Hippie-Image“, erklärt Geschäftsführer Alexander Penz. „Alles soll clean sein, die meisten der Kunden sind sehr gesundheitsbewusst.“ Seit 2020 betreibt der 27-Jährige einen Online-Shop. Die Nachfrage sei aber so gestiegen, dass er im August das Geschäft in Vollmerhausen eröffnet hat und gerade mit einem zweiten in Köln an den Start gegangen ist.

Keinen Hehl macht der gelernte Kaufmann daraus, dass der Handel mit den entschärften Produkten nur der Anfang sein soll. Er setzt auf die Legalisierung von Cannabis und sagt zu dem jüngst von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgestellten Eckpunkte-Papier: „Als Unternehmer sitze ich sozusagen am Roulette-Tisch. Ich kann verlieren. Aber ich hoffe auf die grüne Null.“ Er habe sich mehr erhofft, aber: „Es ist auf jeden Fall richtig, das Ganze zu entkriminalisieren, da ist ein erster großer Schritt getan“, urteilt Penz. Er selbst bevorzuge den geplanten Verkauf in Social-Clubs: „Die schaffen einen privaten Raum und man hat einen guten Überblick über die Kunden.“ Den Grad seiner Zufriedenheit mit Lauterbachs Plänen beziffert der Kölner auf „50 Prozent“.

Alexander Penz: „Viele Kunden berichten, dass sie besser schlafen“

Penz besucht bereits Fortbildungen, die ihm mit Blick auf die geforderte Verkaufslizenz nützlich sein können. Kommt die Legalisierung und erhält er später dann diese Erlaubnis, will er bereit sein und seine Marke „Kleine Knospe“ mit Logo und Design auf dem Markt und auch über die Szene hinaus etabliert haben. Eine Vertriebsstruktur soll bis dahin ebenfalls stehen.

„Wir versprechen keine Wirkungen“, sagt Alexander Penz über das heutige Sortiment. „Aber viele Kunden berichten, dass sie besser schlafen, weniger unter Schmerzen und Verspannungen leiden und sich allgemein wohler fühlen.“ Die Blüten bezieht Penz aus Österreich. Und Christoph Fischer, einer von zehn Mitarbeitenden, ergänzt, es gehe auch ums Ritual – beim Feierabendbier in der Lounge entspannen, dazu die Tüte oder den Dampfer mit „Gorilla Glue“ oder „Amnesia“. Fischer sagt: „Es ist wie mit alkoholfreiem Bier. Auch dafür gibt es einen Markt.“ Gerade sei viel in Bewegung und auch viel Geld im Spiel, weiß Fischer. „Milliardenschwere Unternehmen warten darauf, dass es los geht.“ Auch sie hätten ein Kaufangebot erhalten, aber abgelehnt. „Für mich ist das viel mehr als ein Geschäft“, betont Gründer Penz.

Das Gebäude in Vollmerhausen ist mit Bedacht so gewählt, dass es weit entfernt liegt von Schulen und Kindergärten. Die CBD-Produkte dürfen ab 18 erworben werden. Ob er Bedenken gegen die geplante Freigabe unter Auflagen verstehen kann? Alexander Penz entgegnet, dass der Schwarzmarkt stets die Gefahr mit sich bringe, an schlechten Stoff zu geraten oder von Dealern zu härteren Drogen verleitet zu werden. Erwachsene sollten wie bei Alkohol und Tabak selbst entscheiden können, meint der Jungunternehmer.

Derweil bastelt er weiter an seiner Geschäftsidee und erwägt Investitionen in die Sicherheit der „Kleinen Knospe“, etwa in einen Tresor mit 45 Zentimeter dicken Wänden. „Und am Eingang sitzt demnächst vielleicht ein breiter Typ als Security.“


Gesetzesentwurf zu teilweisen Legalisierung von Cannabis

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat seine Eckpunkte für ein Gesetz zur teilweisen Legalisierung von Cannabis in dieser Woche vorgestellt. Stimmt der Bundestag zu, könnte es 2024 in Kraft treten. Der Handel in lizenzierten Geschäften soll allerdings erst in einem zweiten Schritt und dann nur in Modellregionen erprobt werden – und das zudem mit wissenschaftlicher Begleitung.

Die zunächst geplanten Fachgeschäfte, in denen Rauschprodukte frei verkauft werden, soll es wohl nicht geben. Möglich werden soll der Verkauf dafür aber in Social- oder Cannabis-Clubs: Das sind sind nicht-gewinnorientierte Vereinigungen, die Cannabis nur für den Eigenbedarf anbauen. Der Konsum ist reglementiert nach Alter des Mitglieds und nach Menge. Diese Clubs sollen maximal 500 Mitglieder haben, die Bundesländer sollen sie kontrollieren.

Künftig sollen der Kauf und der Besitz einer Cannabis-Menge von maximal 25 Gramm ab einem Alter von 18 Jahren grundsätzlich straffrei sein, diese Menge dürfen Konsumentinnen und Konsumenten zudem in der Öffentlichkeit bei sich führen. Auch darf Cannabis auf der heimischen Fensterbank angebaut werden, erlaubt sind höchstens drei Pflanzen.