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Handball-WMZwei Experten aus Oberberg am Mikrofon

Lesezeit 5 Minuten
Paul Drux und Maik Thiele stehen vor großen Bildschirmen, auf denen sich die Kroaten auf ihr Spiel vorbereiten.

Paul Drux (r.) und Maik Thiele im Studio von Sport Deutschland TV, von wo aus sie die WM-Spiele kommentieren.

Paul Drux, Nationalspieler und ehemaliger Handballer der Füchse Berlin, und Maik Thiele kommentieren die Spiele.

Die Handball-Weltmeisterschaft 2025, die am Dienstag gestartet ist, bietet nicht nur sportliche Highlights, sondern auch spannende Einblicke in das Kommentatoren-Studio. Dort sitzen mit dem ehemaligen Füchse-Berlin-Spieler Paul Drux aus Marienheide und dem erfahrenen Kommentator Maik Thiele aus Gummersbach zwei Oberberger und kommentieren auch Seite an Seite Spiele aus Dänemark, Norwegen und Kroatien für Sport Deutschland TV.

Während es für Maik Thiele, ehemaliger Handballer und heutiger Trainer der HBD Löwen Oberberg, eine Fortsetzung seiner Tätigkeit als Handball-Experte am Mikrofon ist, betritt Paul Drux Neuland. Der 29-Jährige, der aufgrund einer Verletzung Anfang Oktober seine Handball-Karriere beenden musste, hat die Aufgabe zum ersten Mal übernommen. Die Anfrage kam, als er im Krankenhaus auf seine Operation wartete. „Ich habe mir ein paar Tage Bedenkzeit genommen und dann zugesagt. Es ist eine spannende Chance, die ich gerne wahrnehmen wollte“, sagt der ehemalige Profi.

Paul Drux freut sich über die bisher positive Resonanz

Nach den ersten Einsätzen freut sich Paul Drux über die positive Resonanz, die ihn zusätzlich motiviert. „Die Füchse-Jungs haben sich für mich gefreut, und nach den Spielen gab es hauptsächlich Lob.“ Für Drux ist der Einstieg in die Expertenrolle eine neue Erfahrung. Direkt am ersten Tag begleitete er zwei Spiele, gefolgt von zwei intensiven Konferenzen mit je vier Paarungen am zweiten Tag – eine davon an der Seite von Maik Thiele, die andere mit Dennis Baier. „Man musste sich erstmal reingrooven. Das war in diesem Umfang völlig ungewohnt“, so Drux. Er gesteht, am Abend richtig kaputt ins Bett gefallen zu sein.

Die Unterstützung durch Maik Thiele, der bereits seit 2019 kommentiert, war dabei eine große Hilfe: „Maik hat auf mich sehr entspannt gewirkt, was viel Druck rausnimmt.“

Maik Thiele kommentiert seit fünf Jahren, darunter auch die Champions League

Thiele, der selbst seit fünf Jahren dabei ist und bei Europa- und Weltmeisterschaften, Olympia und der Champions League kommentiert, betont die Bedeutung der Vorbereitung. „Man beginnt direkt nach der Einteilung der Spiele damit, sich über die Mannschaften zu informieren. Namen, Erfolge, Stärken – das alles gehört dazu“, sagt er. Aber manchmal stoße man auch an seine Grenzen bei den 32 Teams, die jetzt bei der WM antreten. „Bei Mannschaften wie Guinea gibt es halt nicht viel Material und bei der Menge an Teams kann man sich auch nicht alles merken“, erklärt er schmunzelnd.

Die gemeinsamen Einsätze kommentieren Paul Drux und Maik Thiele aus dem Studio in Krefeld. „Es wäre logistisch unmöglich bei einer WM, die in drei Ländern stattfindet, alle Spiele aus den Hallen zu begleiten“, erklärt Thiele. Das Studio habe aber auch seinen Reiz, gerade bei den Konferenzen: „Wir können selbst entscheiden, zu welchem Spiel wir wechseln. Das war früher anders, als alles noch mit der Regie abgesprochen werden musste.“ Auch wenn man am Bildschirm viele Dinge besser erkennen könne, sagt Thiele, mache das Kommentieren live aus der Halle schon mehr Spaß . Schmerzlich sei es für ihn im Sommer gewesen, dass er nicht bei den Olympischen Spielen vor Ort sein konnte.

Die Niederlage von Gastgeber Norwegen war für die Experten eine Überraschung

Bei der aktuellen WM gab es für die beiden Experten schon an den ersten Tagen Überraschungen. „Die 26:29-Niederlage von Gastgeber Norwegen gegen Brasilien war unerwartet, ebenso das 27:27 zwischen Ungarn und Nordmazedonien“, sagt Maik Thiele. „Das zeigt, wie ausgeglichen das Turnier ist. Gerade solche Spiele machen die WM spannend“, ergänzt Paul Drux.

Für Paul Drux, der das Turnier bis zum Ende begleitet und auch fürs Finale vorgesehen ist, hat die Zusammenarbeit mit Maik Thiele einen großen Vorteil: „Da wir beide aus dem Oberbergischen kommen, gibt es keine Kommunikationsprobleme“, sagt der Marienheider lachend. Maik Thiele wird am Ende, so schätzt er, auf sieben bis zehn Einsätze am Mikrofon kommen.

Paul Drux erwartet die deutsche Mannschaft auf Platz drei

Einig sind sich die beiden Oberberger auch, wenn es um die Bedeutung der Torhüterleistung im Handball geht. „Das Torhüterspiel macht 50 Prozent aus“, so Thiele. Das sagt er auch mit Blick auf die deutsche Nationalmannschaft, die im Auftaktspiel gegen Polen (35:28) durch starke Paraden ihrer Torhüter überzeugte.

Paul Drux sieht die WM als spannende Möglichkeit und Einstieg in die Berufswelt. „Ich möchte hier alles mitnehmen, was geht. Ob ich das in der Bundesliga weitermache, wird sich zeigen. Wichtig ist, dass ich Beruf und Familie vereinen kann“, erklärt der zweifache Familienvater. Dass er, der lange Nationalspieler war, nicht mehr mitwirken kann, tue ihm als Experte nicht so weh wie noch im Dezember, als er auf Krücken bei den Spielen der Füchse Berlin hinter der Bank stand.

Wie es in der WM weitergeht, da haben die beiden Oberberger klare Vorstellungen. Paul Drux erwartet Deutschland auf Platz drei und ein Finale zwischen Dänemark und Frankreich. Maik Thiele hingegen tippt auf ein Endspiel zwischen Dänemark und Ägypten, mit einem knappen Sieg für die Dänen. „Ich weiß, dass ich mich damit weit aus dem Fenster lege“, erklärt Maik Thiele lachend.