Weil sich kein Nachfolger für seien Zahnarztpraxis finden ließ, spendet Dr. Christian Rogos sein Equipment in die Ukraine.
Inklusive WurzelheberGummersbacher Zahnarzt spendet seine Praxis in die Ukraine
50 000 Zähne werden in Kisten verpackt, ebenso Wurzelheber, Bohrer, Sonden und Mundspiegel. In einem Raum scharen sich Männer um den Behandlungsstuhl, in einem anderen heben sie vorsichtig einen Sterilisator in einen gepolsterten Karton. In der Zahnarztpraxis von Dr. Christian Rogos in Vollmerhausen herrscht Hochbetrieb. Aber keiner ist hier, um sich sein Gebiss sanieren zu lassen.
Denn auch wenn noch ein gestärkter weißer Arztkittel einsam an der Tür hängt – hier finden seit Ende Dezember keine Zahnbehandlungen mehr statt. Und die Helfer, alle Geflüchtete aus der Ukraine, sind dabei, alles in Kartons und Holzkisten zu verstauen und sie mit kyrillischen Buchstaben zu beschriften. Der Zahnarzt spendet seine komplette Praxis mit zwei Behandlungsstühlen, Büroeinrichtung und Labor einer ukrainischen Stiftung in Zhytomyr.
Jetzt ist er gekommen, um den Abbau zu überwachen und für die Verpackung der besonders empfindlichen technischen Geräte, wie dem CT-Gerät und den beiden digitalen Röntgengeräten, Spezialisten zu organisieren. Schließlich soll alles heil ankommen und vor Ort zu einer kleinen zahnärztlichen Polyklinik aufgebaut werden, in der Kriegsverletzte, Soldaten, Witwen, Waisen und andere Bedürftige behandelt und auch mit Prothesen versorgt werden können.
Dafür geht das Labor samt Gussautomat zum Titanschmelzen und Sandstrahlgerät und tonnenschweren Arbeitsplatten aus Stahl auf die Reise. „Damit kann man dort Brücken selbst herstellen, etwa bei einer Schussverletzung, die einen Teil des Kiefers weggerissen hat“, hofft Rogos. „Hier in Deutschland setzt man ja heute mehr auf Implantate, aber in einem Kriegsgebiet steht die grundsätzliche Versorgung an erster Stelle. Ich bin glücklich, dass das alles noch einen Zweck erfüllen wird.“
Der Zahnarzt fühlt sich Osteuropa verbunden
Deshalb hat sich der 70-Jährige entschlossen, seine Praxis zu spenden, nachdem er drei Jahre lang vergeblich versucht hat, einen Nachfolger zu finden. „Um humanitär zu helfen und weil ich mich der osteuropäischen Mentalität noch immer sehr verbunden fühle“, sagt der Zahnarzt, der vor vielen Jahren aus der DDR flüchtete und 35 Jahre lang in Vollmerhausen praktizierte.
Ein ehemaliger Patient vermittelte den Kontakt zur Caritas, die aus Spenden Verpackung und Transport finanziert, so Caritasdirektor Peter Rothausen. Die Gummersbacherin Valentyna Butulay, die aus der Ukraine stammt, stellte die Verbindung her zu der Stiftung in Zhytommyr. „Ich kenne die Leute dort persönlich, ich weiß, von wem die Spende kommt und ganz konkret, wohin sie geht.“
Die Spende sei grandios und großherzig, auch als moralische Unterstützung für die Ukrainerinnen und Ukrainer, und als „starkes Zeichen des Glaubens an den Frieden.“ Sie wird auch den Transport Ende April selbst begleiten – am Steuer eines Rettungswagens, dessen Spender anonym bleiben möchte.