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Bundesweite InfotourGummersbacher stehen Schlange für Tipps gegen den Schlaganfall

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Foto einer Untersuchung eines Mannes am Hals in einer Fußgängerzone

Die Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße war so begehrt, dass die Menschen dafür einige Zeit anstanden.

Gesundheitschecks und jede Menge Tipps gab es bei der Schlaganfall-Infotour in der Gummersbacher Fußgängerzone.

Der Kampf gegen den Schlaganfall ist am Montag auf ein gewaltiges Echo gestoßen. Schon anderthalb Stunden bevor die Aktionsstände rund um den roten Doppeldeckerbus auf dem Lindenplatz fertig aufgebaut waren, bildeten die Oberbergerinnen und Oberberger lange Schlangen. Bis 15 Uhr konnten sie den Zustand ihrer Halsschlagadern untersuchen und ein EKG schreiben lassen, sowie von Experten Tipps zur Vorsorge, zur Pflege betroffener Angehörige, zum Umgang mit Diabetes oder zur gesunden Ernährung erhalten. Nicht wenige Oberbergerinnen verrieten mit einem Schmunzeln, dass es ihnen sogar gelungen sei, ihre vorsorgemuffeligen Ehemänner gestern in die Kreisstadt zu locken.

Oberberger gründeten Info-Kampagne vor genau zehn Jahren

Der Stopp der von Boehringer Ingelheim initiierten bundesweiten Schlaganfall-Infotour in Gummersbach wurde vom Klinikum Oberberg, der AOK Rheinland/Hamburg, der MediClin Rehaklinik in Reichshof, der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik in Nümbrecht, sowie dem oberbergischen Rettungsdienst unterstützt. Ralf Schmallenbach, der Gesundheitsdezernent der Kreisverwaltung, erinnerte am Montag daran, dass sich das Netzwerk für mehr Aufklärung vor ziemlich genau zehn Jahren formiert hatte.

Anlass war damals eine Statistik, nach der nur etwa sechs Prozent der hiesigen Schlaganfall-Patienten mit der Lysetherapie behandelt wurden, die nur in einem engen Zeitfenster nach dem Anfall möglich ist. In Köln lag die Quote damals bei bis zu 19 Prozent. Nach viel Aufklärungsarbeit stieg die oberbergische Quote deutlich, durch fehlende Veranstaltung während der Pandemie sank sie allerdings auch wieder. Deshalb sei es wichtig, das Thema ständig ins Bewusstsein zu rufen, so Schmallenbach. „Der Oberberger neigt ja dazu, erst einmal eine Nacht über einen Anfall zu schlafen, bevor er zum Arzt geht.“

Der Oberberger neigt ja dazu, erst einmal eine Nacht über einen Anfall zu schlafen, bevor er zum Arzt geht.
Ralf Schmallenbach, Oberbergs Gesundheitsdezernent

Hinabhängende Mundwinkel und halbseitige Lähmungen, aber auch Schwierigkeiten beim Sprechen seien absolute Alarmsignale, bei denen man nicht zögern sollte, den Notruf zu wählen, betonten Franz Blaes und Jürgen Bonnert, die Chefärzte der Neurologie am Klinikum Gummersbach bzw. an der Rehaklinik Reichshof. Denn: „Je länger ein Patient mit Symptomen wartet, desto weniger Erfolg versprechen die Therapien.“

Erstmals mit im Boot war die Kardiologie der Waldbröler Klinik und das aus gutem Grund: Rund ein Drittel der Schlaganfälle hängt mit dem Herz zusammen. „Uns beschäftigen die gleichen Risikofaktoren“, erklärte Chefarzt Vedat Tiyerili und warb für eine noch engere Kooperation.