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Offenes AtelierGummersbacher Künstler druckt mit dem Pressluftstampfer

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann und eine Frau blicken auf ein Stück Papier, das vor ihnen auf der Straße liegt.

Die Asphaltoberfläche prägt Karl Grunschel ins Papier, das damit zur Grundlage wird für Wandreliefs.

Karl Grunschel und Christine Scheid eröffnen in Strombach ihre Galerie und zeigen ihre Werke, so wie zahlreiche andere Künstler beim „Offenen Atelier Oberberg“.

Vor rund 30 Jahren schenkte Karl Grunschel sich selbst zu Weihnachten einen Frosch. Zumindest nennt der Künstler den Pressluftstampfer, mit dem er außergewöhnliche Kunstwerke auf Büttenpapier erschafft. „Meine Kunst nimmt ihren Anfang auf der Straße“, erläutert der 75-Jährige und startet sein lautes Arbeitsgerät.

Vier Blätter dicken Büttenpapiers werden bei der Kunstaktion auf die Straße in Gummersbach-Strombach gelegt und mit Filz bedeckt. Dann kommt der Frosch zum Einsatz. Es erfordert einige Kraft, das Gerät über Papier und Auflage zu bewegen. Christine Scheid, Lebensgefährtin des Künstlers, hebt schließlich beides vorsichtig an, ein Gullideckel hat sich in das Papier geprägt. Der Künstler sagt, er bearbeite nur Straßenabschnitte, in denen es schon Beschädigungen gibt: „Genau diese Brüche brauche ich für meine Realitätsfragmente.“ Der Lärm, den er mache, ziehe oft Menschen mit fragenden Gesichtern an, denen er dann gerne seine Art, Kunst zu schaffen erklärt.

Kunstidyll an der Strombacher Florastraße

Am Samstag eröffnen Christine Scheid und Karl Grunschel ihre neue Galerie in der Strombacher Florastraße. Dass sich im Heim des Paares alles um Kunst dreht, entdecken Spazierende auf den ersten Blick – auch wenn der Frosch gerade mal still ist. Im Garten stehen Skulpturen aus Stahl, die Hauswand zieren Bilder.

Grunschel erschafft künstlerische Zusammenhänge. Da ist zunächst das Büttenpapier, das nach der Prägung zunächst mit schwarzer Acrylfarbe, dann mit sparsamen farbigen Akzenten versehen wird. Nach den Prägungen wechselt der Künstler mit seinem Schweißgerät in die Dreidimensionalität. Skulpturen unterschiedlicher Größe entstehen, die das Relief des jeweiligen Straßenabschnitts aufnehmen.

Bis vor einem Jahr lebte und arbeitete Karl Grunschel, der in Köln Malerei und Objektbau studierte und neben der künstlerischen Freiberuflichkeit als Lehrkraft in Köln-Porz am Humboldt-Gymnasium tätig war, in Hennef. Der Liebe wegen zog er nach Oberberg und inspirierte Christine Scheid, sich auch wieder künstlerisch zu betätigen. Diese berichtet, sie habe früher Aquarelle gemalt und arbeite nun, nach längerer kreativer Pause, mit ihrem Lebensgefährten zusammen. Für ihre neu geschaffene Galerie „G & S Design“, die am Wochenende im Zuge der „Offenen Ateliers“ startet, erhoffen sie sich eine intensive Vernetzung mit der Kunstszene in Gummersbach und Engelskirchen.


Offenes Atelier Oberberg

Am Wochenende, 2. und 3. November, eröffnen Grunschel und Scheidt ihr Atelier in Gummersbach-Strombach, Florastraße 15. Gäste sind von 11 bis 17 Uhr willkommen. Das gilt an diesem Wochenende auch für viele weitere Ateliers in Oberberg zwischen Marienheide und Morsbach. Zu den teilnehmenden Kunstschaffenden gehören Maler und Bildhauer von B wie Silke Bosbach bis W wie Sarah Wittich.

Die Engelskirchener Initiative Engelsart möchte mit dem „Offenen Atelier Oberberg“ wieder dazu beitragen, dass die Künstlerinnen und Künstler der Region bekannter werden und Kontakte knüpfen. Die Besucherinnen und Besucher der Ateliers können sich ein Bild von den Schaffensorten machen und sich aus erster Hand über das kreative Arbeiten informieren. Die meisten Teilnehmer öffnen ihre Ateliers am Samstag und Sonntag, jeweils von 11 bis 18 Uhr, einige nur an einem der beiden Tage. Weitere Informationen, Adressen und Kostproben der jeweiligen Werke findet man im Internet.