Simone Weimer arbeitet als Diabetesberaterin DDG (Deutsche Diabetesgesellschaft) am Klinikum Oberberg in Gummersbach.
BetreuungsbedarfIm Gummersbacher Krankenhaus werden immer mehr Kinder mit Diabetes behandelt
„Unser Herzensanliegen ist es, dass Familien mit einem an Diabetes erkrankten Kind nicht zusammenbrechen“, sagt Simone Weimer, Diabetesberaterin DDG (Deutsche Diabetesgesellschaft) am Klinikum Oberberg. Denn die Diagnose ist für die meisten Eltern erst einmal ein Schock, bedeutet sie doch große Sorgen um das Kind, gepaart mit einem vielfach gesteigerten Betreuungsbedarf und einem veränderten Familienleben.
Gummersbach: Immer mehr Kinder und Jugendliche haben Diabetes
Und immer mehr Kinder und Jugendliche sind betroffen. „Bisher hatten wir vier bis sechs neue Fälle pro Jahr, im vergangenen Jahr hatten wir mit zwölf neu erkrankten Kindern und Jugendlichen doppelt so viele“, vergleicht die Leitende Oberärztin Larissa Lichtner. Die Häufung der neu aufgetretenen Fälle in Oberberg entspreche allerdings dem Bundesdurchschnitt.
„Pro Quartal behandeln wir 83 Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1, hinzu kommen noch einige mit der besonderen Form MODY-Diabetes und auch übergewichtige Kinder mit Diabetes mellitus Typ 2, dem sogenannten Altersdiabetes“, ergänzt Simone Weimer. Die Krankheit trifft auch schon ganz kleine Kinder, in Gummersbach ist der jüngste Patient gerade elf Monate alt.
Diabetes bei Kindern: Die Genetik spielt eine große Rolle
Woher die beunruhigende Zunahme der Erkrankungen kommt? „Die genetische Prädisposition spielt eine sehr wichtige Rolle. Umweltfaktoren mögen im Spiel sein, aber wir wissen es nicht genau“, räumt Oberärztin Larissa Lichtner ein. Auch die Auslöser sind unterschiedlich. Mal ist es ein Infekt, eine Magen-Darm-Erkrankung. Auf einmal haben die Kinder ständig großen Durst, erbrechen häufig, die Nachtwindel läuft über, sie fühlen sich müde, verlieren Gewicht. Die Untersuchung beim Kinderarzt bringt die Gewissheit.
Doch bei allem Schrecken: Diabetesberaterin Simone Weimer und Oberärztin Larissa Lichtner beruhigen. Denn wenn die Kinder erst einmal im Klinikum zur Erstdiagnose stationär aufgenommen werden, beginnt eine engmaschige Betreuung, die es dem Kind und seiner Familie ermöglichen soll, nicht nur mit der Krankheit umzugehen, sondern ein möglichst normales Leben zu führen. „Eltern suchen oft die Schuld bei sich, daher ist es wichtig, so früh wie möglich einen Kinder- und Jugendpsychiater hinzuzuziehen“, erläutert Simone Weimer.
Man beginnt mit einer Spritzentherapie und bei Kindern unter sechs Jahren mit einer Insulinpumpe. Bei kleinen Kindern erlernen auch die Eltern das Spritzen, um einen Ausfall der Insulinpumpe managen zu können. Informationen über Ernährung und die wichtige Rolle von Sport gehören dazu, um die Krankheit zu verstehen und richtig zu handeln. Begleitend gibt es Kontrollen in der „Diabetesambulanz“ – und ab sofort, zusätzlich zur allgemeinen Notrufnummer für die jungen Patienten und ihre Eltern, eine besondere Handynummer, falls in der Nacht der Stoffwechsel mal „entgleisen“ sollte und schnell kompetente Hilfe gebraucht wird.
Besonders für Jugendliche wie die 17-jährige Valeria spielt bei der Beratung auch die Auswahl der Pumpe eine wichtige Rolle. Schließlich soll sie im Sommer unter luftiger Kleidung nicht stören, die Beeinträchtigung möglichst gering sein.
„Betroffene werden schnell zu Experten“, meint Larissa Lichtner. Und nicht nur sie. Diabetesberaterin Simone Weimer freut sich, dass in Oberberg flächendeckend die Kitas und Schulen „ihrer“ Patienten an einem Schulungsprogramm teilgenommen haben. Auf Antrag der Schulen besteht auch die Möglichkeit einer Schulbegleitung. So sind auch Ausflügen und sogar Klassenfahrten nicht mehr ausgeschlossen
Angebot des Klinikums Oberberg: Betroffene Eltern tauschen sich aus
Sechs Kinder und Jugendliche, die vom Klinikum Oberberg betreut werden, nehmen im Sommer an einem Segelcamp auf dem Ijsselmeer statt. Die Kosten übernimmt zum großen Teil der Förderverein der Kinderklinik. An jedem dritten Mittwoch im Monat trifft sich außerdem der Elternkreis „Kinder mit Diabetes Typ 1“ zum Erfahrungsaustausch. Kontakt unter kindermitdiabetes1@gmail.com.