Für mehr WertschätzungKlinikpersonal demonstriert vor Gummersbacher Krankenhaus
Gummersbach – „Die Beschäftigten in der Pflege sind enttäuscht. Was nützt uns Applaus, wenn die Versprechen der Politik nicht eingehalten werden!“ Stefan Mazari, Betriebsratsvorsitzender am Klinikum Oberberg, bringt auf den Punkt, was viele seiner Kollegen wütend macht. 827 Unterschriften von Beschäftigten haben Mitglieder der Gewerkschaft Verdi in den vergangenen zwei Wochen vor allem an den Standorten Gummersbach und Marienheide gesammelt und am Montag der Geschäftsführung übergeben.
Eine der drei Forderungen: ausreichendes Schutzmaterial für das gefährdete Personal. Daran fehle es noch immer, kritisiert Katharina Klawunder, Krankenpflegerin auf der Infektionsstation, auf der unter anderem Corona-Verdachtsfälle untersucht werden. Dort würden Kittel und FFP-3-Masken auf Anweisung der Hygienebeauftragten und im Auftrag des Krisenstabs bei mehreren Patienten verwendet.
„Die Kittel und die Masken hängen zwischendurch an extra dafür angebrachten Haken und mit Namen versehen im Flur“, sagt sie. Da gebe es zwar keinen Publikumsverkehr: „Aber wer sagt denn, dass nicht einer der untersuchten Patienten infektiös ist? Ist denn dem Arbeitgeber unsere Gesundheit und die der Patienten so gleichgültig?“, fragt sich die 33-Jährige. „Warum werden wir immer noch nicht alle und regelmäßig getestet?“ Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten würden jetzt getestet: „Sind Infektionsstationen etwa kein Risikogebiet?“
Viele haben resigniert und sind hoffnungslos
Seit 13 Jahren arbeitet die Pflegerin in ihrem Beruf – gerne, wie sie betont. Umso schmerzlicher empfinde sie die mangelnde Wertschätzung durch den Arbeitgeber. Viele Kollegen und Kolleginnen hätten resigniert und die Hoffnung aufgegeben, dass sich etwas ändert, andere seien voller Wut. Deshalb demonstrierte Klawunder mit rund 20 Kolleginnen und Kollegen vor dem Haupteingang des Kreiskrankenhauses Gummersbach.
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Außer der Sicherstellung des Gesundheitsschutzes für die Beschäftigten fordert die Gewerkschaft Verdi mit der Unterschriftenliste in einer landesweiten Aktion die Zahlung einer Corona-Prämie von 500 Euro für alle Beschäftigten und Auszubildenden im nordrhein-westfälischen Gesundheits- und Sozialwesen für die Dauer der Pandemie, mindestens aber für die Monate April bis Juni.
Und von der Politik fordert Verdi, dass die Ökonomie aus dem Gesundheits- und Sozialwesen verbannt und die Arbeit am Menschen ausgerichtet wird. Am 27. August sollen die in ganz NRW gesammelten 35 000 Unterschriften an Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann übergeben werden.
Wertschätzung drücke sich nun mal auch finanziell aus
„Gerade am Klinikum Oberberg ist die Loyalität der Mitarbeitenden und die Identifikation mit der Arbeit sehr hoch“, weiß Gewerkschaftssekretär Arno Appelhoff und schildert: Viele hätten angeboten, ihren Sommerurlaub abzubrechen, „falls es brennt“. Aber Wertschätzung drücke sich nun mal auch finanziell aus, sagt Appelhoff. Daher die Gewerkschaftsforderung nach einer Corona-Prämie, die Hoffnung auf die Tarifverhandlungen, die am 1. September beginnen, und der Wunsch an die Geschäftsführung des Klinikums, sich hinter die Forderungen der Beschäftigten zu stellen und diese zu unterstützen.
Ein Ergebnis brachte Gewerkschaftssekretär Appelhoff aus dem Gespräch mit Geschäftsführer Sascha Klein mit: Die tariflich vorgesehene Infektionszulage werde den davon betroffenen Mitarbeitenden rückwirkend ab März gezahlt.