Der Grüne Stadtverordnete Andreas Disssmann hat im Gummersbacher Stadtentwicklungsausschuss gegen die Benennung einer Straße nach dem von Rechtsterroristen ermordeten Juden Walther Rathenau gestimmt.
EklatGrüner Ratsherr gegen die Würdigung von Walther Rathenau, der von Rechten ermordet wurde

Das 1927 in Gummersbach eingeweihte Ebert-Rathenau-Erzberger-Denkmal wurde von den Nazis bereits 1933 wieder abgerissen.
Copyright: Sammlung Gunter Franken
Der Gummersbacher Grünen-Ratsherr Andreas Dissmann möchte nicht, dass in der Kreisstadt eine Straße nach dem am 24. Juni 1922 von Rechtsterroristen ermordeten Juden Walther Rathenau benannt wird. Dissmann sagte im Ausschuss für Stadtentwicklung, Rathenau habe am Krieg verdient. Der Grüne berief sich auf einen Eintrag in Wikipedia. Auf Nachfrage dieser Zeitung ergänzte der Ratsherr, dass man Straßen nicht nach Personen benennen sollte, die sich nicht eindeutig vom Krieg distanziert hätten. „So Leute sollte man nicht auf einen Sockel heben.“
Dissmann räumte am nächsten Tag ein, dass er bei seiner Recherche „bisher nicht so tief reingegangen“ sei. Das hatte offenbar CDU-Ratsfrau Christine Stamm gemerkt und war Dissmann mit dem Verweis darauf, dass sie Historikerin sei, angegangen. Wenn einer eine solche Würdigung verdient habe, dann Rathenau, den sie als „verdienten Mann“ bezeichnete. Stamm zitierte in den 1920er Jahren gegrölte Studentenparolen: „Knallt ab den Walther Rathenau, die gottverdammte Judensau!“
Am Morgen nach der Sitzung sagte Andreas Dissmann dieser Zeitung, „die Historikerin mag Recht haben“. In der Sitzung jedenfalls war er bei seiner Haltung trotz dieses eindeutigen Hinweises geblieben und stimmte gegen die Straßenbenennung. Die Einweihung eines Denkmals für Rathenau, Friedrich Ebert, den ersten Präsidenten der Weimarer Republik, und Matthias Erzberger, der ebenfalls Rechtsterroristen zum Opfer fiel, am 14. August 1927 im Gummersbacher Hexenbusch nahm unlängst die Initiative „Oberberg ist bunt - nicht braun“ zum Anlass, an den 95. Jahrestag zu erinnern.
Benennung der Straßen als Mahnung und Zeichen gegen das Vergessen
Drei neue Straßen wurden in Gummersbach benannt. Und zwar nach dem Sozialdemokraten Friedrich Ebert (1871 –1925), dem Zentrumspolitiker Matthias Erzberger (1875 –1921) und Walther Rathenau (1867–1922) als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. In ihrer Erläuterung schreibt die Stadt: „Zur Erinnerung und Ehrung dieser Politiker wurde 1927 im Hexenbusch das Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmal errichtet. Die Gedenkstätte wurde allerdings bereits in den 1930er Jahren zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg auch nicht wieder aufgebaut.“
Die Benennung der Straßen soll auch als „Mahnung und Zeichen gegen das Vergessen der deutschen Geschichte in der Gesellschaft“ verstanden werden. Die Rathenau-Straße ist eine neue Stichstraße in Mühlenseßmar, die Erzberger-Straße ist eine Stichstraße, die in Höhe des Grotenbachteichs von der Reininghauser Straße abzweigt, und die Ebert-Straße wird im Derschlager Erschließungsgebiet Eulenhofstraße zu finden sein.