1917 wurde in Gummersbach die Straße „Unter den Linden“ in Hindenburgstraße umbenannt. Jetzt könnte eine Rückbenennung zum Thema werden.
90. Jahrestag der MachtergreifungBekommt die Hindenburgstraße in Gummersbach ihren alten Namen zurück?
Die Diskussion über Straßen, die deutschlandweit nach Reichspräsident Paul von Hindenburg oder hohe Militärs wie Otto von Bismarck benannt wurden, sind auch in Gummersbach nicht neu. Zum 90. Jahrestag der Machtergreifung durch die Nazis gibt es in Gummersbach die Anregung, der Hindenburgstraße wieder ihren ursprünglichen Namen „Unter den Linden“ zu geben.
In den sozialen Medien tauchte im Dezember eine Postkarte mit der alten Straßenbezeichnung „Unten der Linden“ auf. Das veranlasste Gerhard Jenders, Vorsitzender von „Oberberg ist bunt, nicht braun“ den Vorschlag zu machen, zu den Wurzeln zurückzukehren: „Unter den Linden – das war doch mal ein Straßenname. 105 Jahre Hindenburg sind mehr als genug. Eine Rückbenennung würde die Straße zu einer Top-Adresse machen“, schrieb er im Netz.
Und auf Nachfrage sagte er dieser Zeitung, dass der Jahrestag der Machtergreifung durch die Nazis und die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch Hindenburg ein gutes Datum sei, über die Rückbenennung zu sprechen.
Die Machtergreifung vor 90 Jahren am 30. Januar 1933 ist auch für Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein „ein Datum, an dem man das Thema kritisch reflektieren“ sollte, wie er auf Nachfrage sagt. „Und das unabhängig von einem Straßennamen“, wie er betont. Das heißt für Helmenstein, dass es kein sogenanntes „Whitewashing“ geben dürfe, indem man Namen wie Hindenburg einfach ändere. Geschichte könne man nicht ändern, sagt der Bürgermeister.
Kritische Diskussion sei angezeigt
Angezeigt sei vielmehr, in eine kritische Diskussion einzusteigen und beispielsweise an den Straßenschildern QR-Codes zu installieren. Diese könnten hinterlegt werden mit Erklärungen zu den jeweiligen Personen und dem Anlass, der zu einer Straßenbenennung geführt hat.
Hindenburg war 1917 in Gummersbach zum Ehrenbürger ernannt worden. So wie an vielen Orten in Deutschland, die den 70. Geburtstag des Generalfeldmarschalls zum Anlass nahmen. Der Gummersbacher Historiker Jürgen Woelke geht davon aus, dass Hindenburg im Zuge dessen auch die Straße gewidmet wurde. Helmenstein verweist auf Leipzig, wo das Jugendparlament mit Erfolg einen Antrag gestellt hatte, kritische Straßennamen mit QR-Codes zu ergänzen.
„Ich halte das für wegweisend“, sagt der Bürgermeister, der zugleich auf die enormen finanziellen Belastungen für Firmen, Privatleute und die Stadt verweist, die im Falle einer Umbenennung auf diese unweigerlich zukämen. Hinweisschilder und QR-Codes, über die man zu weiteren Erklärungen zu den jeweiligen Personen gelangt, findet auch CDU-Fraktionschef Jörg Jansen einen guten Ansatz. Eine Umbenennung werde in seiner Fraktionen unter anderem wegen des finanziellen Hintergrund abgelehnt. Dennoch werde man gerne darüber diskutieren.
Für Konzelmann eine „gute Lösung“
Eine Rückbenennung in „Unter den Linden“ findet SPD-Fraktionschef Thorsten Konzelmann „eine gute Lösung“. Dabei betont er, dass es nicht darum gehe, jede Straße aus der Kaiserzeit umzubenennen. Bei der Hindenburgstraße sei das aber anders. Sie sei eine zentrale Adresse in Gummersbach. Und deren Rückbenennung in „Unter den Linden“ wäre sicherlich ein ganz starkes Zeichen.