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Geliebte HaustiereEin Blick hinter die Kulissen eines Tierkrematoriums

Lesezeit 3 Minuten

Grünenthal – „Vor 20 Jahren hat man kaum darüber nachgedacht, sein verstorbenes Haustier richtig zu bestatten“, sagt Ernst-Walter Deussen, Inhaber des Tierkrematoriums in Gummersbach-Grünenthal. „Das ist heute anders. Ganz anders.“ Tierbestatter war der gebürtige Neusser schon lange bevor er 2008 das Tierkrematorium in Grünenthal eröffnete.

Zu Beginn gab es Widerstand bei den Nachbarn: „Viele dachten damals nur noch an große schwarze Wolken, Asche im Vorgarten und Transporte mit Tierkadavern“, blickt er zurück. Unscheinbar und etwas verloren liegt die letzte irdische Station für Hund, Katze und Maus in einer Kurve zwischen Lantenbach und Meinerzhagen. Der wahre Tierfreund aber kennt den Weg.

30 Einäscherungen täglich

„Mittlerweile haben wir bis zu 30 Einäscherungen am Tag und ein Einzugsgebiet von 200 Kilometern“, berichtet der gelernte Kaufmann Deussen, der einen Dackel mit dem Namen Felix zu Hause hat. Viele der Herrchen und Frauchen betreuen er und seine acht Mitarbeiter persönlich. Einige Kadaver werden von anderen Tierbestattern gebracht oder von Deussen und seinem Team abgeholt. Sie verlassen das Krematorium in einer Urne.

Beliebt sind Urnen in Katzenform.

Andere bringen ihren toten Liebling persönlich vorbei. Nicht selten haben sie dann das ganze Paket gebucht – inklusive einen der beiden Trauerräume. Hier herrscht Wohnzimmeratmosphäre. Ein Sofa bezogen mit hellgrünem Samt, ein Tisch und vier Stühle aus rustikaler Eiche, Taschentücher in einer Schmuckdose, ein Dutzend Bilder an der Wand, vornehmlich von glücklich Hunden und Katzen, eine Schmuckvitrine und natürlich jede Menge Kerzen.

„Für viele ist es ein sehr einschneidendes Erlebnis, wenn das Haustier stirbt. Die Trauer zerreißt sie. Man möchte manchmal glauben, es ist für sie schlimmer, als wenn sie einen Angehörigen verlieren“, berichtet der 55 Jahre alte Tierbestatter, der manche Auswüchse kritisch betrachtet.

Manche Halter lassen sich einen Teil der Asche in ein Amulett füllen.

Über einen Bildschirm sind die Trauernden live dabei, wenn ihr vierbeiniger Liebling in den Ofen kommt. Eingeäschert wird dort jedes Tier, vom Hamster bis zum Schäferhund. „Wir hatten sogar schon Kunden mit einer großen Würgeschlange“, berichtet Ernst-Walter Deussen.

Die Kosten für eine solche Einäscherung errechnen sich nach dem Gewicht des toten Tieres. Bei einem Hamster sind es etwa 100 Euro und bei einer Katze 300 Euro. Hinzukommen die Kosten für die Urne oder ein Amulett für die Asche des Lieblingshaustieres. Je nach Bedarf erscheinen auch Posten wie Abholung, Betreuung im Krematorium und persönliche Rückführung auf der Rechnung. „Nachdem ich in Norddeutschland vor einigen Jahren ein Tierkrematorium besichtigt habe, stand meine Entscheidung fest.“ Ein würdevoller Abgang für die Tiere stehe für Deussen dabei immer an erster Stelle. „Wenn ein Hund 16 Jahre an deiner Seite war, dann möchtest du ihn ja nicht einfach entsorgen.“ Damit trifft Deussen einen Nerv.

So erinnert sich Deussen etwa an einen Königspudel, der sich auf tragische Weise im Aufzug stranguliert hatte. „Der Besitzer fuhr im weißen Porsche vor, den toten Pudel hatte er in einem Kindersarg mit weißem Schleiflack und goldenen Beschlägen im Kofferraum. Die Asche hat er sich schließlich zu einem Diamanten pressen lassen“, erzählt Deussen. Summa summarum 3000 Euro, hat das gekostet.

Die Asche von Baghira, Trixie oder Cleopatra landet für gewöhnlich in einer standesgemäßen Urne, mit Pfötchen aus Strass-Steinen. Alternative ist die handbemalte und wetterfeste Keramik-Urne für den Garten. Manche Kunden lassen sich ein bisschen Asche in einen Amulett füllen, wieder andere wählen den Pfötchen-Abdruck als Andenken aus. „Einige bezahlen das jedoch nie“, bedauert Deussen. In einem großen Regal werden die sogenannten Inkassofälle aufbewahrt. Aschebeutel, mit Bearbeitungsnummer und dem Namen des Tieres.

Tierkremierung ist ein Geschäft mit Zukunft, und dennoch ist der Unternehmer Ernst-Walter Deussen immer auf dem Boden geblieben. „Wir wollen es hier so normal wie möglich halten.“