Als Schüler begann der Gummersbacher Michael Ley, Bären zu zeichnen. Jetzt ist sein erstes Buch erschienen - mit lauter Hai-Cartoons.
Freitag ist HaitagGummersbacher Cartoonist Michel Ley veröffentlicht sein erstes Buch
Tausende Oberberger wissen: Freitag ist Haitag. Denn Michael „Michel“ Ley veröffentlicht schon seit Jahren stets zum Start ins Wochenende auf seinen Seiten bei Facebook und Instagram einen Unterwassercartoon, in dessen Mittelpunkt meistens Haie stehen.
Etwa 100 dieser Zeichnungen hat er jetzt als Buch veröffentlicht. „Unter Wasser lachen kann tödlich sein“ heißt es – und es erscheint heute. Denn heute ist nicht nur Haitag, sondern auch noch der 14. Juli also offizieller „Shark Awareness Day“, an dem seit ein paar Jahren das Bewusstsein für den Hai geschärft werden soll.
Alles fing mit Bären an, in der Schulzeit, vor fast 40 Jahren. „Da habe ich den KugelschreiBÄR und andere Bären in mein Heft gekritzelt“, erinnert sich Michel Ley, der damals das Gymnasium Moltkestraße in Gummersbach besuchte. Das war übrigens, bevor das berühmte Werner-Heft voller HubschrauBär- oder Bärtram-Witzen heraus kam. Damals hat er sich darüber geärgert, inzwischen nicht mehr: „Diese ganzen Wortspiele sind einfach sehr naheliegend.“
Warum jetzt ein Buch voller Haie und nicht voller Bären? Schließlich ist Michel Ley für seine Bären-Cartoons mindestens ebenso bekannt, und seine Seiten in den sozialen Medien und seine Internetseite firmieren unter „Michels Imbärium“. Warum schickt er also die Haie zum bibliophilen Schaulaufen? „Die mag ich lieber“, erklärt der 52-Jährige kurz und knapp.
Die Serie von Hai-Cartoons begann erst vor vier, fünf Jahren. Ein Auszubildender lieferte dem Zeichner, der eigentlich Diplom-Wirtschaftsingenieur ist und bei der Wiehler Firma BPW Bergische Achsen als Leiter Ausbildung und Personalentwicklung arbeitet, den entscheidenden Gedanken: „Der kam damals aus Malaysia zurück und fragte, ob ich den Schang-Hai schon mal gezeichnet hätte.“
Hatte er noch nicht, holte er aber sofort nach. Bei Michel Ley wird der vielfach übel beleumundete Meeresbewohner zum Sympathieträger. Zum Beispiel, wenn der Flugpassagier entsetzt feststellt, dass neben ihm ein Hai sitzt, und der kontert: „Wohl noch nie was von fliegenden Fischen gehört?“
Oder wenn zwei Haie ein Eis schlecken und ein tauchender Klempner dazukommt: „Hier sollen Haizungen lecken . . . ?!“ Cartoons mit Tiefgang gibt's allerdings auch. Wenn der Hai von unten auf ein Sammelsurium von leeren Flaschen blickt und feststellt: „Oh, ein Meerweg aus Einwegflaschen“ oder etwas böser – wenn er ein Menschenbein in der Flosse hält, und der Wal sich wundert: „Ich dachte, Haie fressen keine Menschen?“ und der Hai lapidar antwortet: „Bin jetzt im Umweltschutz aktiv.“
Die ernsthafteren Zwischentöne erklären, warum Michel Leys Buch ausgerechnet im in Niedersachsen ansässigen Ovis-Verlag erscheint; dort werden üblicherweise Bücher verlegt, die sich um ganz andere Themen drehen, etwa um Trauer- und Hospizarbeit. „Das Buch befasst sich an der einen oder anderen Stelle mit dem Thema Klimatrauer und Klimaschutz. Das ist definitiv auch ein Lebensthema“, findet Ley.
Seit zwei Jahren veröffentlicht der Gummersbacher seine Hai-Cartoons auch in einem monatlich erscheinenden Fachmagazin für den Tauchsport, bei Facebook und Instagram lachen inzwischen in Summe mehr als 30 000 Follower über kalauernde Fische. Manchmal geht ein Cartoon auch unerwartet durch die Decke.
Ley: „Vor einigen Jahren habe ich Ostersamstag eine Zeichnung veröffentlicht, auf der ein großes Schaf ein Lämmchen fragt: Na, morgen schon was vor? Die Leute haben sich in den Kommentaren gefetzt, Veganer und Tierschützer fanden das gar nicht witzig, am Ende hatten sich mehr als eine Million Menschen den Cartoon angesehen.“
Eine reine Karriere als Zeichner strebt der Gummersbacher, der sich als Kind für Yps und Micky Maus, später für Mad, Clever & Smart und vor allem für Kowalski begeistert hat und seine Cartoons heute meist digital zeichnet, nicht an. „Dafür arbeite ich viel zu gern mit Menschen.“ In der überschaubaren deutschen Cartoonisten-Szene bewegt er sich aber dennoch, besucht Messen und Ausstellungen, knüpft Kontakte.
So kam's auch, dass der Zeichner Miguel Fernandez das Vorwort zum Hai-Buch lieferte und zu dem nachvollziehbaren Schluss kommt: „Ich finde, wir brauchen mehr Michels.“
Michel Ley: Unter Wasser lachen kann tödlich sein, Ovis-Verlag, Hardcover, 112 Seiten, 18 Euro.