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Krieg in Israel und GazaIn Gummersbach trafen sich Christen, Juden und Muslime zur Gedenkstunde

Lesezeit 3 Minuten
Zahlreiche Männer und einer Frau unterschiedlicher Religionen stehen bei einer Gedenkstunde in einer Kirche beisammen.

Superintendent Michael Braun (l.) begrüßte unter anderem Rafet Öztürk und Abraham Lehrer (M.) sowie Christoph Bersch (2.v.r.).

Vor einem Jahr, am 7. Oktober 2023, überfiel die Hamas Israel. Zum Jahrestag fand in Gummersbach ein interreligiöses Gedenken statt.

Drei Religionen haben am Vorabend des ersten Jahrestags des Hamas-Überfalls auf Israel gemeinsam für den Frieden gebetet: Am Sonntag gab es in der Evangelischen Kirche in Gummersbach eine interreligiöse Gedenkstunde, zu der Juden, Christen und Muslime aus dem Oberbergischen eingeladen hatten. Während der Gedenkstunde sorgten Polizisten an den Eingängen für Sicherheit.

Drei Vertreter der abrahamitischen Religionen hielten eine Ansprache: Abraham Lehrer, Vorsitzender der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Rafet Öztürk, Dialogbeauftragter der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion (DitiB) Köln sowie Oberbergs Kreisdechant Christoph Bersch.

Ein Jahr: Grenzen des Erträglichen im Krieg in Israel und Gaza

Der Superintendent des Kirchenkreises An der Agger, Michael Braun, begrüßte die Teilnehmenden. Der Kirchenkreis hatte das interreligiöse Gedenken initiiert. Sein Wunsch war es, mit einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung ein Zeichen der Versöhnung zu setzen. 1200 Tote habe es bei dem grausamen Überfall der Hamas gegeben, 251 Menschen seien in Geiselhaft genommen worden. Braun: „Wir glauben, dass Krieg und Konflikte nur überwunden werden können, wenn man sich gerade in solchen Zeiten begegnet.“

Abraham Lehrer betonte: „Das Leid auf beiden Seiten ist fürchterlich. Jedes Kind, das stirbt, ist eines zu viel. Egal auf welcher Seite“. Er bat um ein Zeichen, dass die jüdischen Mitbrüder und Mitschwestern hier gewollt sind und nicht nur geduldet. Alle Minderheiten bräuchten Schutz. Man dürfe durchaus Kritik am Staat Israel äußern, nicht aber dessen Existenzrecht infrage stellen. Lehrer berichtete zudem bewegend von Gesprächen mit zwei Überlebenden des Musikfestivals, auf welches der Anschlag ebenfalls vor einem Jahr verübt wurde.

Aufruf in Gummersbacher Kirche für den Einsatz für Frieden

Rafet Öztürk rief dazu auf, sich für den Frieden starkzumachen. Der 7. Oktober 2023 habe ihn erschüttert und traurig gemacht. „In einer Welt, die von Hass und Gewalt geprägt ist, dürften wir nicht schweigen. Krieg trifft zuerst immer die Unschuldigen“. Die Grenzen des Erträglichen dürften nicht verschoben werden. Im Koran werde die Verschiedenheit der Sprache und Farben der Menschen als gewünschte Vielfalt gepriesen.

Christoph Bersch berichtete von der Gastfreundschaft auf seinen Reisen nach Israel. Er betonte die Gemeinsamkeiten der drei abrahamitischen Religionen. Grenzen gebe es nicht zwischen Religionen, sondern zwischen Gläubigen und denen, die die Religion missbrauchen. Zudem berichtete er von seinem Vater, der als 17-Jähriger in den Krieg gezwungen worden sei und von seiner Mutter, die bei jedem Probealarm Angst gehabt habe.

Zwischen den Ansprachen gab es Lieder zum Mitsingen mit der Gummersbacher Kantorei. Musikalisch Mitwirkende waren Stephan Aschenbrenner am Saxophon und Annette Giebeler am E-Piano, Mucahit Fatih Evliyaoglu spielte berührende Stücke auf einer Langflöte Namens Nay.

An der Vorbereitung dieser Veranstaltung waren auch die Oberbergische Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Freundeskreise Wiehl-Jokneam und Nümbrecht-Mateh Yehuda beteiligt.