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Bergischer LöweOberbergs Dampflok Waldbröl muss in die Hauptuntersuchung

Lesezeit 5 Minuten
Die Dampflok Waldbröl rangiert auf dem Gleisabschnitt in Engelskirchen-Osberghausen, Dampf steigt aus dem Schornsein der Lok auf.

Viel Dampf macht der „Bergischer Löwe“ nahe Osberghausen.

Zum letzten Mal dieses Jahr zog die „Waldbröl“ den Bergischen Löwen – Für die Dampflok geht es jetzt zur Hauptuntersuchung. Wir fuhren mit.

Auch Dampfloks müssen zur Hauptuntersuchung. Für die Dampflok „Waldbröl“, Baujahr 1914, die den „Bergischen Löwen“ vom Eisenbahnmuseum Gummersbach-Dieringhausen nach Wiehl und zurück zieht, steht nun die Kontrolle des Fahrwerks an. Wir begleiteten die Eisenbahner der Interessensgemeinschaft Bahnbetriebswerk Dieringhausen (Ig Bw) am letzten Fahrtwochenende.

Weichen in Osberghausen werden von Hand gestellt

Der Schotter knirscht unter den Sicherheitsschuhen von Miguel Pieckenstainer. Der 14-Jährige stemmt die Absätze gegen die Schienen der Regionalbahnstrecke Köln-Gummersbach und zieht an einem langen Hebel. Der Stahl der Schienen knirscht und die Weiche in Engelskirchen-Osberghausen springt um: Freie Fahrt für den Bergischen Löwen – der Dampfzug des Eisenbahnmuseums Dieringhausen.

Ein junger Mann mit Warnweste steht über dem Hebel einer Weiche an einem Bahngleis gebeugt.

Weichenstellung: Hier muss Miguel Pieckenstainer Hand anlegen.

Nostalgie bei den Besuchern aus Windeck

Als Doris Haumann den mit Mann Peter in Dieringhausen aus dem Auto steigen, machen sich die beiden auf eine Reise in die Vergangenheit. Das Paar aus Windeck hat die Fahrt von den Kindern geschenkt bekommen. Als sie den Waggong mit den hart gefederten Sitzen sehen, erinnert sich die 70-Jährige an die Fahrten von Eitorf nach Herchen zu Schule und den Familienurlaub. „Mein Vater hat auf dem Weg zur See für uns Kinder eine Hängematte zwischen den Gepäcknetzen gespannt“.

Zwei Männer in Eisenbahn-Uniform stehen während der Fahrt auf der Plattform eines Waggons.

Zugführer Fabian Pinzke (34, links) und Ullrich Menzl (60).

Der Zugchef auf der Plattform des „Bergischen Löwen“

„Stahl arbeitet eben, da hakt es schon mal“, sagt Zugführer Fabian Pinzke (34), er begleitet Miguel Pieckenstainer und hilft schließlich beim Umlegen der Weice. Zugführer Pinzke schwingt sich nun auf die Plattform des Buffetwagens geschwungen.

Im Brotberuf ist der 34-Jährige Lokomotivführer und steht im Führerstand, als ehrenamtlicher Zugchef des Löwen ist er heute überall unterwegs und hält den Kontakt zum Stellwerk der Bahn in Brügge, damit sich Löwe und Regionalbahn nicht ins Gehege kommen.

15.000 Menschen fahren pro Jahr mit der Dampflok

Rund 15.000 Menschen fuhren 2023 mit dem Bergischen Löwen. „Dieses Jahr werden es nicht weniger sein“, sagt Volker Eisenhauer von der IgBw. Für den Verein mit seinen 80 Mitgliedern ist das die wichtigste Einnahmequelle.

Blick aus dem Lokschuppen des Bahnbetriebswerks Dieringhausen, das heute ein Museum ist. Im Bild eine  Traditionslok 93 230 der Deutschen Reichsbahn, eine Dauerleihgabe des Deutschen Verkehrsmuseums Dresden.

Blick aus dem Lokschuppen des Bahnbetriebswerks Dieringhausen, das heute ein Museum ist. Im Bild eine Traditionslok 93 230 der Deutschen Reichsbahn, eine Dauerleihgabe des Deutschen Verkehrsmuseums Dresden.

Das Geld steckt der Verein in den Erhalt seiner Waggons, in die Waldbröl und die vielen anderen historischen Schienenfahrzeuge, die hier für die Nachwelt bewahrt werden.

Der etwas andere Familienausflug ins Oberbergische

Als der Löwe in Osberghausen wieder anrollt, steigt Qualm auf und es zischt, als sie die Räder in Bewegung setzen. Eine der Besonderheiten des historischen Dampfzugs sind die Plattformen, von denen es ins Innere der Waggons geht, während der Fahrt sorgen Gitter dafür, dass kein Fahrgast verloren geht.

Am letzten Fahrtag des Dampfzugs Bergischer Löwe ist auch diese Familie aus Wenden in Westfalen an Bord. Ein Heimatbesuch, denn die 33-Jährige stammt aus Bergneustadt

Den dreijährigen Charly zieht es nach draußen auf die Plattform, aber nur auf dem Arm von Mutter Alina Harmening (33) und mit Schwester Amy (7). .

Auch den Dreijährige Charly zieht es nach draußen auf die Plattform, aber nur zusammen mit Mutter Alina Harmening (33) und Schwester Amy (7). „Es ist ein gemütliches Fahren“, sagt Mutter Harmening, die mit der Familie aus Wenden in Westfalen extra für die Bahnfahrt nach Oberberg gekommen ist. Ein Heimatbesuch, denn die 33-Jährige stammt aus Bergneustadt.

Jugendarbeit bei den Eisenbahnfreunden

Links und rechts fliegen nun die Bäume vorbei, der Fahrwind pfeift über die Plattform und trägt den Geruch des Kohlenfeuers unter dem Kessel der Waldbröl mit sich. Mit auf der Plattform steht Ullrich Menzl.

Der 60-Jährige trägt eine historische Bahnuniform in Dunkelblau und mit geflügeltem Rad. Im Verein ist er eigentlich Kassierer, aber heute auch Ansprechpartner für die vielen Eisenbahnenthusiasten, die für dieses Jahr das letzte Mal im Löwen fahren. „Man kann die Fahrt fühlen, riechen und schmecken“, sagt er und lacht. Wer zu lange auf der Plattform steht, der bemerkt den bitteren Geschmack der Rußpartikel.

Der Buffetwagen ist das rustikale Gegenstück zum Bordbistro im ICE

Eine Wurst im BuffetwagenDer Buffetwagen ist das Bordbistro des Löwen und hier gibt's vor allem Bockwurst und Kaffee. Dafür sorgen heute Achim Rudolph (74) und der 14-jährige Marelon Zupke, auch er hat schon an den Weichen geholfen, aber die Arbeit hinter der Theke mache auch Spaß.

Seit knapp einem Jahr ist der 14-Jährige Mitglied des Vereins. Nachwuchssorgen hat die Ig Bw keine, viele Jugendliche interessieren sich für die Arbeit der ehrenamtlichen Eisenbahner.

Letzter Fahrtag des Dampfzugs Bergischer Löwe in Oberberg. Die Lkomotive Waldbröl geht in die Winterpause.

Der 14-jährige Marelon Zupke arbeitet im Buffetwagen und holt eine Bockwurst aus dem Kessel.

Im Buffetwagen arbeitet heute auch der 14-jährige Marelon Zupke, hier holt er eine Bockwurst aus dem Kessel.

Der Löwe zuckelt derweil an der Agger entlang. Doch gemächlich ist die Fahrt für Jan Kringe und Andreas Voll weniger: Die beiden Lokführer sorgen behutsam dafür, dass die Waldbröl immer genug Dampf im Kessel hat. Sie sind schon am Freitagabend nach Dieringhausen ins Eisenbahnmuseum gekommen, um die Lok anzuheizen und haben auch die Nacht dort geschlafen.

4,5 Tonnen Kohle haben sie im Tender gebunkert, das reicht für zwei Pendelfahrten nach Wiehl. Ein letztes Mal über Weiche 72Als die Waldbröl am Sonntag ein letztes Mal über die Weiche Nummer 72 in Dieringhausen rumpelt und auf die Drehscheibe rollt, ist für die rund 20 aktiven Ehrenamtler der Interessensgemeinschaft der Fahrtbetrieb für dieses Jahr vorüber.Die Weiche markiert den Übergang vom Privatgelände des Eisenbahnmuseums auf das Schienennetz der Bahn.

Die Werkstatt der Eisenbahner bereitet sich auf die Hauptuntersuchung vor

Über die Drehscheibe fährt die Waldbröl in den Lokschuppen. Hier beginnt nun die eigentliche Arbeit für die Vereinsmitglieder. Arbeit, die die Fahrgäste nicht sehen. Zum Beispiel am neuen Buffetwagen. Wagenmeister Christian Melzer (56) organisiert die Restauration des Waggons in dem einmal Bockwurst, Landbier und die Muffins verkauft werden sollen, die seine Frau Yvonne regelmäßig backt.

EIn Mann in schwarzer Arbeitskleidung steht an einer Werkbank und schaut in die Kamera, im Hintergrund ist eine historische Eisenbahn zu sehen.

Im Lokschuppen des Eisenbahnmuseums Dieringhausen wartet Werkstattleiter Niels Neubauer (54) auf die Lok Waldbröl.

Nebenan bereitet Werkstattleiter Niels Neubauer die Hauptuntersuchung der Dampflok Waldbröl vor. Gemeinsam mit seinen Helfern wird der Eisenbahner, der auch im Hauptberuf bei der Aggerbahn arbeitet, die Lok in den kommenden Monaten in Teilen auseinandernehmen.

Der 54-Jährige schätzt, dass die Hauptuntersuchung der Lok „rund 1000 Arbeitsstunden“ ksoten wird. Alle acht Jahre ist so eine Untersuchung für das Fahrwerk fällig, für den Kessel läuft die Frist noch ein weiteres Jahr. Teils wird die Dampflok mit Baujahr 1914 für die Untersuchung zerlegt und in Einzelteilen zur Deutschen Bahn geschickt. Plan der Techniker ist es, dass die Waldbröl Ostern 2025 wieder bis nach Wiehl schnauft.


Lösung für die Nikolausfahrten des „Bergischen Löwen“

Im Advent haben die Nikolausfahrten des Bergischen Löwen Kultcharakter. 2023 fanden sie nach vier Jahren Unterbrechung erstmals wieder statt. Und auch, wenn die Dampflok Waldbröl über den Winter zerlegt und geprüft wird, sollen die Nikolausfahrten stattfinden.

Die Interessensgemeinschaft arbeitet gerade an einer Lösung mit einer Diesellok, berichtet Volker Eisenhauer. „Wir haben jetzt schon viele Anfragen für die Nikolausfahrten“, berichtet Eisenhauer. Kontakt per Mail an buero@ig-bw-dieringhausen.de. (lb)