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AuszeichnungGummersbacher Studierende haben Navigation für neurodivergente Personen entwickelt

Lesezeit 2 Minuten

Auf dem dritten Platz bei der Konferenz Mensch und Computer 2024 landeten (v.l.) Finn Maybauer, Leonard Pelzer, Katrin Hartz und Lining Bao (nicht auf dem Foto: Patrick Lang).

Jede Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist für sie mit Stress verbunden: Große Menschenansammlungen und Lärm verursachen Reizüberflutung; kurzfristige Fahrplanänderungen belasten sie in hohem Maße.

Für neurodivergente Menschen sind Reisen mit Bus und Bahn eine Herausforderung. Master-Studierende der Medieninformatik vom Campus Gummersbach der Technischen Hochschule Köln haben jetzt erfolgreich eine ÖPNV-Navigation für neurodivergente Personen entwickelt. Das Ergebnis landete bei der „Student Research Coopetition“ der Konferenz „Mensch und Computer 2024“ in Karlsruhe auf dem dritten Platz.

Sicheres Gefühl, wenn die Strecke erst einmal mit einem Partner getestet wurde

Platz drei aus 20 Bewerbungen, von denen zehn eingeladen worden waren, sei eine tolle Bestätigung für die Qualität und Relevanz der Arbeit, an der Finn Maybauer, Leonard Pelzer, Katrin Hartz, Xining Bao und Patrick Lang mitgewirkt haben. Schon in seiner Bachelorarbeit hatte sich Medieninformatiker Finn Maybauer mit der Barrierefreiheit im Design digitaler Services beschäftigt. „In einem seiner Interviews mit einer Person mit Lese-Rechtschreib-Schwäche stellte sich heraus, dass der Interviewpartner unbekannte Strecken im ÖPNV nur selten alleine fährt, aus Angst, Umsteigepunkte zu verpassen oder nicht im richtigen Moment auszusteigen“, berichtet die TH. Er fühle sich sicherer, wenn er mit seiner Frau die Strecken erst getestet hat, bevor er sie, etwa aus beruflichen Gründen, alleine fahren müsse.

Zusammen mit seinen Kommilitonen Lining Bao, Katrin Hartz, Ali Obaidi und Leonard Pelzer und zunächst auch Ali Obaidi hat Finn Maybauer im Masterstudiengang ein konzeptionelles System entwickelt, praktisch einen Begleiter in solch überfordernden Situationen. Es soll individuell und abhängig von der jeweiligen Situation Unterstützung und Alternativen bietet. Betreut wurde die Arbeit von Prof. Dr. Gerhard Hartmann. Dazu führten die Studierenden eine qualitative Studie durch, in der sie neurodivergente Menschen in der Altersspanne von 18 bis 50 Jahren befragten, um die Bedürfnisse bei der Navigation im Nahverkehr zu ermitteln.

Bei der Gestaltung des Navigation-Prototyps entstanden fünf Features. Diese sollten in Mobilität-Apps berücksichtigt werden. „Im Gestaltungsprozess waren uns Werte wie Autonomie und Stärkung des Selbstbewusstsein besonders wichtig, mit dem Ziel, Nutzende nicht vom System abhängig zu machen“, werden die Studentinnen und Studenten in der Mitteilung der Technischen Hochschule zitiert. So reagiere das System beispielsweise bei einer verpassten Haltestelle und stelle alternative Routen vor. Ein weiteres Feature: Eine multimodale Navigation, also sowohl visuell als auch auditiv. Die Nutzenden sollen die Navigation außerdem aktiv pausieren können, wenn sie überfordert werden und die Navigation zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen können.