In Schutzanzügen im EinsatzIn Gummersbach fand ein Aktionstag zum Thema Dekontamination statt

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Notfallsanitäter-Azubis in Schutzanzügen proben in einem Zelt den Ernstfall eines ABC-Alarms und die Arbeit in einer Dekontaminationsstraße.

Notfallsanitäter-Azubis probten den Ernstfall eines ABC-Alarms und die Arbeit in einer Dekontaminationsstraße.

Wer am Samstag auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände unterwegs war, wunderte sich über Einsatzkräfte in orangefarbenen Schutzanzügen.

Wer am Samstag auf dem Gummersbacher Steinmüllergelände unterwegs war, wunderte sich über Einsatzkräfte des Oberbergischen Kreises und Feuerwehreinheiten in orangefarbenen Ganzkörper-Schutzanzügen. Hintergrund war jedoch kein ernster ABC-Großalarm, sondern ein Aktionstag des Oberbergischen Kreises, der in und am Gebäude der Akademie Gesundheitswirtschaft und Senioren (Agewis) stattfand – und zwar rund um das Thema Dekontamination.

Das lockte den ein oder anderen neugierigen Passanten an das Zelt, das die Feuerwehren aus Gummersbach, Strombach und Marienheide aufgebaut hatten und bei dem es sich um eine sogenannte Dekontaminationsstraße für mit Viren oder Schadstoffen infizierte Verletzte handelte. Den Aktionstag nutzten die Feuerwehren und der Kreis neben der Veranschaulichung für Jedermann, wie ein Dekontaminationseinsatz unter Realbedingungen abläuft, auch für die Übung der Einsatzkräfte, die die zuvor gelernte Theorie unter möglichst realistischen Voraussetzungen in der Praxis üben konnten, darunter Auszubildende zum Notfallsanitäter.

Kontaminierte Patienten werden in speziellem Zelt desinfiziert

Feuerwehrmann Niklas Lomberg erläuterte den Ablauf im Ernstfall. Kontaminierte Patienten werden zunächst ins Zelt gebracht und entkleidet. Die Kleidung wird in entsprechend gekennzeichnete schwarze Säcken verpackt. Jeder Patient erhält eine eigene Kennnummer. Anschließend werden mögliche Wunden abgedeckt und versorgt, bevor es in die Duschgasse geht, in der die Patienten desinfiziert werden. Mit sauberem OP-Hemd bekleidet werden sie schließlich per Krankenwagen in ein Krankenhaus gebracht.

All diese Stationen durchliefen am Samstag auch die künftigen Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter. Diejenigen, die sich bereiterklärt hatten, mit Schutzanzügen an der Übung teilzunehmen, kamen bei den ohnehin sommerlichen Temperaturen außerhalb des Zeltes ordentlich ins Schwitzen.

Man wolle mit dem Aktionstag auf die wirkungsvollen Maßnahmen zum Schutz vor gesundheitlichen Gefahren, insbesondere Infektionen, hinweisen, erläuterten die Verantwortlichen des Oberbergische Kreises vor Ort, die gleichzeitig für die neue Ausbildung zum staatlich geprüften Desinfektor an der Agewis warben. Für die Ausbildung können sich alle ab 18 Jahren und mit Schulabschluss bewerben. Ein Lehrgang ist vom 6. bis zum 24. November geplant.

Spätestens seit der Corona-Pandemie sei auch in der breiten Öffetlich deutlich geworden, wie wichtig die Desinfektion sei, betonte Maik Göbel, stellvertretender Schulleiter der Desinfektorenschule der Agewis. Die Arbeitsfelder eines Desinfektors seien vielfältig. Nicht nur in Krankenhäusern oder beim Gesundheitsamt komme dieser zum Einsatz, sondern beispielsweise auch im Kindergarten bei einem Befall mit Kopfläusen.

Neben der Praxisübung auf dem Außengelände wurden am Aktionstag Vorträge zu den Themen Dekontamination und Desinfektion angeboten. An einer weiteren Station konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem üben, wie man mit chemikalischen Schutzhandschuhen EKGs kleben sowie Zugänge legen kann. Denn in den dicken Handschuhen fehlt jegliches Feingefühl, was die Arbeit an einem Patienten enorm erschwere, berichtete Notfallsanitäter Tobias Schnippering.

Im Oberbergischen ist der letzte reale Einsatz, bei dem Patienten dekontaminiert werden mussten, schon einige Jahre her. Das sei 2010 bei einem Einsatz auf der Berstig in Gummersbach mit Rattengift gewesen, erinnerten sich die Anwesenden. Häufiger vor komme dagegen die Dekontamination von Einsatzkräften, wenn diese mit Gefahrenstoffen in Berührung gekommen sind – so zuletzt auch nach dem Chlorgasaustritt im Bergneustädter Freibad.

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