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75 JahreInterview zum Jubiläum der Volkshochschule Gummersbach

Lesezeit 3 Minuten

Die Politik diskutiert seit Jahren über eine Fusion der Gummersbacher Volkshochschule und der Kreisvolkshochschule.

Gummersbach – Die Gummersbacher Volkshochschule begeht am Montag mit einem Festakt ihr 75-Jähriges. Andreas Arnold sprach mit ihrem Leiter Dominik Clemens über Gründung und Entwicklung der Bildungseinrichtung.

Wie kam es in Gummersbach zur Gründung der VHS?

Die Initiative für die Gründung ging maßgeblich von Dr. Lothar Lohrisch, 1946 kommissarischer Stadtdirektor, aus. Die Gründung einer Volkshochschule in der Kreisstadt wurde bei einer zweitägigen Tagung im Juli beschlossen. Dabei spielten Überlegungen zur Demokratisierung der Nachkriegsgesellschaft eine wichtige Rolle. Am 29. September wurde im evangelischen Gemeindehaus dann das 1. Trimester der VHS Gummersbach eröffnet. Lohrisch wurde zum ersten Direktor – und blieb es bis April 1949, als er längst aus dem Dienst der Stadt Gummersbach ausgeschieden war.

Welche Angebote waren besonders gefragt?

Die Sprachkurse – angeboten wurden Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch und Latein – und auch Grundbildung wie z.B. Mathematik waren sehr beliebt. Dann Angebote aus der kulturellen Bildung und das, was wir heute unter „Politische Bildung“ verstehen. Nicht so gut funktioniert haben die „Praktischen Arbeitsgemeinschaften“ – da ging es etwa um Gartenarbeit, aber auch um kaufmännische Buchhaltung.

Wie hat sich die VHS in der Zeit von 75 Jahren entwickelt mit Hinblick auf Ihre Ausrichtung?

Im ersten Programm ist bereits die Grundstruktur angelegt, die sich bis heute in abgewandelter Form wiederfindet. Das 1975 eingeführte Weiterbildungsgesetz hob die Volkshochschule in den Stand eines kommunalen Pflichtangebots und sorgte für eine Professionalisierung der Arbeit. Das Programmangebot wurde inhaltlich und vom Umfang deutlich erweitert. Neue Aufgaben sind hinzu gekommen, z.B. die Vermittlung von Deutschkenntnissen an Menschen mit Migrationsbiografie oder das Nachholen von Schulabschlüssen auf dem „Zweiten Bildungsweg“. Angebote im Bereich Bewegung und Gesundheit haben heute einen höheren Stellenwert als früher. Der Bildungsbedarf in Gummersbach steht damals wie heute im Mittelpunkt unserer Arbeit.

Wer war vor 75 Jahren Kunde, wer ist es heute?

Hierzu liegen mir keine genauen Statistiken aus der Anfangszeit vor. Das Publikum war wohl erstaunlich jung, darunter viele „Kriegsversehrte“. Heute sind unsere Teilnehmenden im Durchschnitt mit Sicherheit älter als damals – und Frauen sind stärker vertreten als Männer. Gemeinsam haben sie die Lust, Neues zu lernen und sich persönlich weiterzuentwickeln.

Wie ist die Konkurrenzsituation zwischen VHS und Kreisvolkshochschule?

Beide Volkshochschulen haben einen unterschiedlichen Auftrag: wir versorgen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gummersbach mit Weiterbildung, die VHS Oberberg ist für die weiteren kreisangehörigen Städte und Kommunen zuständig. Wir kooperieren im Bereich des Zweiten Bildungswegs und pflegen ein kollegiales Verhältnis. Eine Konkurrenz entsteht dennoch dadurch, dass die VHS Oberberg mittlerweile ein umfangreiches Angebot in ihrer Zentrale in Niederseßmar vorhält.

Und was ist mit der seit Jahren immer wieder diskutierten Fusion?

Es ist kein Geheimnis, dass vor dem Hintergrund der Projektidee für ein „Bergisches Forum für Wissen und Kultur“ in der Innenstadt auch über eine mögliche Fusion beider Einrichtungen nachgedacht wird. Diese Überlegungen stehen aber noch am Anfang – und letztlich muss die Kommunalpolitik hierüber entscheiden.

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Wie muss sich die VHS entwickeln, wenn sie weiter zukunftsfähig sein will?

Die große Stärke der Volkshochschulen ist ihre Verwurzelung vor Ort und ein konkurrenzloses Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine zukunftsfähige VHS muss attraktive Rahmenbedingungen für ihre Präsenzkurse schaffen – hierfür bietet die Idee für das „Bergische Forum“ eine große Chance. Und wir müssen uns weiter öffnen für Online- oder Hybridformate, die wir seit Beginn der Corona-Pandemie verstärkt eingeführt haben. Gleichzeitig gilt es, die großen gesellschaftlichen Megatrends wie z.B. den demografischen Wandel, die Digitalisierung und Globalisierung aufzugreifen und mit neuen Bildungsangeboten adäquat zu begleiten.