Flugplatz MarienheideGewerbe könnte einziehen – Bürger für September eingeladen
- Der Flugplatz Battenfeld liegt auf Marienheider und märkischem Gebiet.
- In ersten Gesprächen haben Bürgermeister Stefan Meisenberg und seine Amtskollegen von Meinerzhagen und Kierspe erörtert, ob der Platz zum interkommunalen Gewerbegebiet entwickelt werden könnte.
- Fragen und Antworten zum weiteren Prozess.
Marienheide – Falls aus den Überlegungen im Marienheider Rathaus Realität wird, sollen auf dem Flugplatz Richtung Meinerzhagen in Zukunft keine Flugzeuge mehr starten, sondern sich Gewerbetreibende ansiedeln. Das ist nur ein Punkt im Flächennutzungsplan, der derzeit neu aufgestellt wird.
Wozu braucht es einen Flächennutzungsplan?
Der Flächennutzungsplan (FNP) soll Antworten auf entscheidende Fragen geben: Wie soll sich die Gemeinde in den kommenden Jahrzehnten entwickeln? In welchen Gebieten sollen neue Wohnhäuser entstehen, wo Gewerbe seinen Platz finden, welche Flächen Freizeit und Tourismus vorbehalten werden? Auch die Bevölkerung soll dabei mitreden.
Deswegen lädt die Gemeinde für Dienstag, 3. September, 19 Uhr, zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ins Pädagogische Zentrum der Gesamtschule ein. Ohnehin wird es noch dauern, bis der dann finale Entwurf abgesegnet wird – die Gemeinde rechnet damit erst für Ende 2021. Wenn der FNP in Kraft tritt, ist er quasi eine Richtschnur für die Behörden, was wo in der Gemeinde realisiert werden soll.
Warum muss der Plan neu aufgestellt werden?
Der bestehende FNP ist in die Jahre gekommen, stammt von 1982. Dass sich Flächennutzungen stetig wandeln, zeigt die Zahl der Änderungen: Annähernd 80 Mal wurde der FNP in rund 35 Jahren angepasst. Viele Zielsetzungen der 1980er Jahre sind längst nicht mehr aktuell.
Höchste Zeit also für eine strategische Neubetrachtung der Gemeindeentwicklung, wie Bürgermeister Stefan Meisenberg erklärt: „Wir wollen Entscheidungs- und Handlungsspielräume für die künftige Raumnutzung öffnen.“ Klar sei aber auch, dass nicht alles, was in dem neuen FNP festgehalten wird, auch tatsächlich umgesetzt wird.
Auch einige Flächen, die im bestehenden FNP für eine Entwicklung vorgesehen sind, wurden bis dato nicht umgesetzt – aus vielerlei Gründen. Etwa weil Eigentümer von Flächen nicht zum Verkauf bereit waren, weil Entwässerung und Erschließung zu aufwendig wären oder auch, weil ursprüngliche Erweiterungsabsichten von Gewerbetreibenden nicht mehr bestehen. So werden einige Nutzungen aus dem bestehenden FNP aufgegeben, an anderen Orten in der Gemeinde werden neue Flächen ausgewiesen.
Für welche Nutzungen werden Flächen benötigt?
Die Marienheider Verwaltung geht davon aus, dass insgesamt mindestens 23 Hektar Wohnbauflächen und zirka 25 Hektar Gewerbeflächen im FNP ausgewiesen werden müssen, um dem Bedarf bis 2040 Rechnung zu tragen. Grundlage für diese Berechnungen sind statistische Zahlen, etwa die Arbeitsmarktentwicklung sowie Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung und zum Wohnungsbedarf.
Wo könnte neues Gewerbe angesiedelt werden?
Im Vorentwurf, den die Gemeinde mit Hilfe zweier Planungsbüros gemacht hat, sind wesentliche Eckpfeiler für die Planung bis 2040 bereits erkennbar. So wurden drei potenzielle Gewerbestandorte näher untersucht. Einen braucht die Gemeinde zwingend, um die zukünftige Entwicklung zu sichern. Frühzeitig aus dem Rennen ist ein dicht bewachsenes Areal in Herreshagen/Kotthauserhöhe – der Eingriff in die Natur wäre zu enorm. Eine Alternative wäre die Erweiterung des Gewerbegebiets in Griemeringhausen entlang des sogenannten Bürgermeister-Schnellwegs. Doch auch hier gibt es Bedenken, etwa weil das Landschaftsbild und die Ruhe der Bewohner von Höfel beeinträchtigt würden.
Wie stehen die Chancen für Gewerbe am Flugplatz?
Favorit der Verwaltung ist der dritte mögliche Gewerbestandort – der Flugplatz Marienheide/Meinerzhagen, ehemals Battenfeld: Weil der Landeplatz ohnehin kaum noch genutzt werde, könnte das Areal gemeinsam mit den märkischen Kommunen Kierspe und Meinerzhagen neu genutzt werden. 17 Hektar ständen allein auf Marienheider Seite des Flugplatzes zur Verfügung.
Eine Idee, die sich auch schon in der Industrie herumgesprochen hat: Flächenanfragen von fünf Hektar lägen bereits vor, berichtet Meisenberg. Problemlos wäre dieser Standort jedoch auch nicht: Auf den Erhalt der besonderen Biotopstrukturen des südlich der L 306 gelegenen Naturschutzgebietes „Wipperquelle“ müsste genau geachtet werden. Es bleibe abzuwarten, ob da die Bezirksregierung bei den weiteren Überlegungen mitspielt – die ganz zum Schluss zudem den gesamten beschlossenen FNP genehmigen muss.
Wo könnten neue Flächen fürs Wohnen entstehen?
Wenngleich es an einigen Stellen in der Gemeinde noch Reserveflächen für Wohnbaugebiete gibt, sollen neue ausgewiesen werden. Im Hauptort etwa an der Leppestraße (2,62 Hektar), am Bockelsburger Weg (1,26 Hektar) und in Griemeringhausen „Auf der Alten Fuhr“ (1,27 Hektar).
Im zweitgrößten Ort Müllenbach sollen „Auf der Vogelruthe“ (0,32 Hektar) und in Erweiterung der Krähenbergstraße (0,83 Hektar) Wohnbauflächen ausgewiesen werden. Im benachbarten Rodt wird ein 0,38 Hektar großes Gebiet betrachtet. Herausgenommen aus dem Vorentwurf wurden zunächst Flächen am Hermannsberg und in Eberg.
Wie geht der FNP-Prozess weiter?
Entschieden ist bis dato noch gar nichts. Der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss des Marienheider Gemeinderats hat jüngst in einem ersten Schritt die sogenannte frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen – und Auftakt ist die Bürgerversammlung am 3. September in der Gesamtschule.
In den Wochen danach können Bürger die Planungen mit den Rathaus-Mitarbeitern erörtern, Anregungen vortragen und auch schriftlich oder per E-Mail einbringen. Im Sommer kommenden Jahres wird der Entwurf des Flächennutzungsplans dann wieder öffentlich ausgelegt, und es gibt eine erneute Bürgerbeteiligung.