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Schloss EhreshovenSeltener Blick in Oberbergs exklusives Adelsarchiv

Lesezeit 4 Minuten
Juliano de Assis Mendonça zeigt im Depot der Vereinigten Adelsarchive im Rheinland ein Buch aus dem 18. Jahrhundert.

Auf 1700 Regalmetern werden im Depot der Vereinigten Adelsarchive in Ehreshoven Dokumente verwahrt.

Am 3. März öffnet sich das Depot der Vereinigten Adelsarchive im Rheinland auf Schloss Ehreshoven für Führungen.

Warum Adelige über Jahrhunderte ihre wichtigen Urkunden in besonderen Kisten lagerten, warum Johann Adolf Wolff 1644 mit vergoldetem Siegel in den Freiherrenstand erhoben wurde und wo neben Schloss Türnich der Galgen stand, auf all diese Geheimnisse verbergen sich die Antworten hinter den dicken Stallmauern von Schloss Ehreshoven bei Engelskirchen-Loope.

Auf dem Geländes des bekannten Schlosses ist das Depot, in dem die Vereinigten Adelsarchive im Rheinland zahllose Dokumente aus dem Besitz führender Adelshäuser lagern. Am Sonntag, 3. März, gibt es die seltene Möglichkeit, sich durch die einzigartige Sammlung führen zu lassen.

„Tag der Archive“ am 3. März 2024

Das Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR-AFZ) bietet anlässlich des „Tags der Archive“ Führungen an. Von 14 bis 16 Uhr führt der Historiker Juliano de Assis Mendonça Besucherinnen und Besucher durch den Besuchersaal samt Ahnengalerie der Freiherren von dem Bongart sowie das eigentliche Archivmagazin.

Auf rund 1700 Regalmetern verwahren hier die 55 Mitglieder des eingetragenen Vereins praktisch unschätzbare Dokumente, die vom Leben in den Adelshäusern des Rheinlands zeugen. Vom Jahr 1163 bis in die jüngste Vergangenheit reicht der Zeitbogen, der hier geschlagen wird.

Juliano de Assis Mendonça schaut auf Bilder der Ahnengalerie der Freiherren von dem Bongart, die im Depot der Vereinigten Adelsarchive im Rheinland zu sehen sind.

An den Wänden des Depots sind Gemälder der Ahnengalerie der Freiherren von dem Bongart zu sehen.

In Engelskirchen lagern Tausende Dokumente

Verwaltet wird dieser Schatz vom Landschaftsverband Rheinland, denn „aus der Zeit vor Beginn der Zivilverwaltung Anfang des 19. Jahrhunderts haben wir kaum sonst so viele, gut erhaltene Zeugnisse“, erklärt de Assis Mendonça, als er in das Magazin führt.

Die Begeisterung für die Vielfalt der Archivalien ist dem Spezialisten anzumerken, als er auf Stoffsäcke voller Belege zeigt, die in Adelshäusern von regem Wirtschaften anno dazumal zeugen. Wie heute so mancher Zeitgenosse seine Kassenbelege in Schuhkartons sammelt, wurden in diesen Säckchen Belege „eine gewisse Zeit aufbewahrt und dann entsorgt“, berichtet de Assis Mendonça.

Alltagsgeschichte des Rheinlands

Eigentlich war diese Aufbewahrung nicht für die Ewigkeit gedacht und vielfach wanderten die Belegsäckchen einfach ins Feuer. Doch einzelne Exemplare wurden offenbar vergessen und kamen schließlich so in das Depot in Ehreshoven – für die Forschung ein Glücksfall.

Die Belegsäckchen liegen übrigens gleich neben mehreren Exemplaren der eingangs erwähnten Fluchtkisten: Das sind eigentlich schwere Holzschränke, in denen wichtige Akten, Urkunden und Unterlagen aufbewahrt wurden.

Im Falle eines Falles hatten diese Schränke Griffe, um sie schnell verladen zu können. In modernen Stahlschränken des Magazins in Ehreshoven lagern in über 10000 Kartons historische Karten, gesiegelte Urkunden und auch schon mal gerahmte Porträtbilder, daneben stehen zentnerschwere Ein- und Ausgabenregister.

Die Spezialisten des Landschaftsverbands sorgen dafür, dass diese Zeugnisse vergangener Tage erhalten bleiben, dass sie auffindbar sind und dass Wissenschaftler und Interessierte sie einsehen können. In Vorbereitung auf die Führungen am Tag des Archivs hat Juliano de Assis Mendonça schon einige sehenswerte Exponate aus den schweren Depotschränken hervorgeholt.

Eine Hand berührt ein Siegel in Gold unter einer mittelalterlichen Urkunde.

Das kaiserliche Siegel aus dem Jahr 1644 bezeugt die Erhebung der Familie Wolff-Metternich zu Gracht in den Freiherrenstand.

Urkunde von Kölns erstem Ehrenbürger

Darunter zum Beispiel die Urkunde, die Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim als erstem Ehrenbürger der Stadt Köln überreicht wurde. 1856 machte Kölns Stadtrat den Kirchenstifter und Mäzen für seinen „regen Eifer um Kunst und Wissenschaft“ zum ersten Träger der bis heute verliehenen Auszeichnung überhaupt.


Führungen durch das Depot in Engelskirchen

Am Sonntag, 3. März, bietet das Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR-AFZ) Führungen durch das Depot und den Besuchersaal der „Vereinigten Adelsarchive im Rheinland“ an.

Von 14 bis 16 Uhr gibt es Führungen. Der Eintritt in die früheren Stallungen von Schloss Ehreshoven ist frei, eine Anmeldung ist zur Teilnahme nicht notwendig. Anlass ist der bundesweite Tag der Archive. Die Navi-Adresse für die Anfahrt lautet: Ehreshoven 25, 51766 Engelskirchen.

Der Verein hinter dem Depot

55 Archive von Adelshäusern bilden die „Vereinigten Adelsarchive im Rheinland“. Der Zusammenschluss wurde 1982 gegründet und ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Archive der großen Adelshäuser des Rheinlands zu bewahren und der Forschung zugänglich zu machen.

Vorsitzender ist Maximilian Freiherr von Fürstenberg, Archivdirektor und Geschäftsführer ist Dr. Gregor Patt vom Landschaftsverband Rheinland. Betreut wird das Depot in Schloss Ehreshoven von Dr. Manuel Hagemann und Juliano de Assis Mendonça. www.adelsarchive-rheinland.de