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Von Nachbarn für NachbarnSo funktioniert der Engelskirchener Tauschring

Lesezeit 3 Minuten
Ein Rasenmäher steht auf einer Wiese.

Den Rasen mähen, Obstbäume schneiden, den Drucker einrichten oder eine Sprache lernen: Im Engelskirchener Tauschring ist vieles möglich. 

Die Idee ist simple, aber genial: Wer beim Engelskirchener Tauschring etwas für andere leistet, erhält dafür Engeltaler, die er wiederum selbst einsetzen kann. 

Tatjana würde gerne lernen, wie man Socken strickt, Klaus möchte gerne ein Buch schreiben und Gisela erzählt, dass sie gut Obstbäume schneiden kann. Brigitte hingegen wünscht sich, dass sie sich öfter mit jemandem auf Italienisch unterhalten kann. Rund 15 Leute haben sich kürzlich im Bistro „Siebzehn 61“ zum zweiten Stammtisch des Tauschrings Engelskirchen getroffen. „Beim ersten Mal im Januar war es wegen Glatteis etwas schwierig“, berichtet die Engelskirchenerin Claudia Benner, die den Tauschring organisiert, und sich über die gute Resonanz beim zweiten Treffen freut.

Bezahlt wird im Engelskirchener Tauschring mit dem Engeltaler

Die Idee zu diesem Ring hatte Benner schon länger, doch hatte die Corona-Pandemie ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hilfe hat sie im vergangenen Herbst durch das Landesförderprogramm „2000 x 1000 Euro – NRW gegen Einsamkeit“ erhalten, das mit jährlich wechselndem Fokus bürgerschaftliches Engagement mit jeweils 1000 Euro finanziell unterstützt. Claudia Benner definiert: „Der Engelskirchener Tauschring ist ein Zusammenschluss von Menschen in Engelskirchen und Umgebung mit dem Ziel, einen bargeldlosen Austausch von Fähigkeiten zu betreiben.“

Zu sehen ist das Porträt einer Frau.

Mit Claudia Benner haben sich jüngst Interessierte zum zweiten Stammtisch des Tauschrings im Bistro „Siebzehn 61“ getroffen.

Dennoch gibt es eine Währung und die heißt „Engeltaler“. Neulinge bekommen zehn dieser Taler als Einstiegsbonus, alle weiteren müssen sie sich erarbeiten. Für eine Stunde Nachbarschaftshilfe gibt es beispielsweise 20, die Inanspruchnahme der Hilfe eines anderen kostet dagegen 20 je Stunde – komplett unabhängig von der benötigten Qualifikation. So ist Rasenmähen oder die Einfahrt fegen genauso viel wert, wie einen Kuchen zu backen oder den Computer einzurichten. Außen vor bleiben etwa Spritkosten für eine Besorgung oder die Zutaten für ein Mittagessen – über Engeltaler abgerechnet wird lediglich die aufgewendete Zeit.

Der Engelskirchener Tauschring ist ein Zusammenschluss von Menschen in Engelskirchen und Umgebung mit dem Ziel, einen bargeldlosen Austausch von Fähigkeiten zu betreiben. 
Claudia Benner, Initiatorin der Nachbarschaftshilfe

Die Marktzeitung im Internet ist bereits gut gefüllt mit Angeboten und Nachfragen auf den verschiedensten Gebieten rund um Haus und Garten, Computer und Schreibarbeiten, Kunst und Kreatives bis hin zu Reparaturen, Gassi gehen und den Kindern vorlesen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind im Internet anonym und nur mit ihrer Nummer gekennzeichnet. Beim Stammtisch allerdings können sie sich persönlich kennenlernen und Details besprechen.

„Im Grunde mache ich so etwas seit Jahren“, erzählt Katja begeistert. Aus den Kontakten, bisher über ein Kleinanzeigenportal, hätten sich schon echte Freundschaften entwickelt. Beispielsweise habe sie mehrere Apfel- und Walnussbäume im Garten, die sie nicht alleine abernten könne: „Als Gegenleistung bekomme ich einen Teil der Ernte. Manche haben mir danach aber auch schon Marmelade oder leckeren Walnusslikör gebacht.“


Der Stammtisch unter dem Motto „Engelskirchener tauschen gerne“ findet jeden zweiten Donnerstag im Monat im „Siebzehn 61“ (Horpestraße 4) statt. Nächster Termin ist der 13. März, 19 Uhr. Interessenten sind gerne gesehen.

tauschring-engelskirchen. jimdosite.com