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Mitstreiter für die DemokratieOberbergs Jugend duelliert sich in Debatten

Lesezeit 3 Minuten
Victoria Guenther und ihre Gegnerin Anna Clemens stehen an Rednerpulten.

Mit gut vorbereiteten Argumenten trat die Ründerotherin Victoria Guenther (r.) gegen ihre Gegnerin Anna Clemens an.

Mit Argumenten seinen Kontrahenten stellen, ist gar nicht so einfach. In Engelskirchen traten Schüler bei „Jugend debattiert“ an.

Klar, Wasser ist eine kostbare Ressource. Aber sollten wir darum den Verbrauch deckeln, etwa jedem vorschreiben, dass er maximal 160 Liter pro Tag nutzen darf?

Vertreter von 13 Schulen traten gegeneinander an

Um diese Frage ging es gestern im Regionalfinale des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ im Forum des Aggertal-Gymnasiums (ATG). 13 Schulen aus Oberberg, Köln und Bergisch Gladbach hatten zunächst schulintern ihre Sieger der Debattenduelle ermittelt, die nun in Engelskirchen antraten. Jeweils in Viererteams wurden politische oder schulische Streitfragen diskutiert, die die Lebenswirklichkeit der jungen Leute abbilden.

Für das ATG trat Victoria Günther an, die sich auf der Contraseite gegen eine Regulierung des Wasserverbrauchs aussprach. Die 14-jährige Ründerotherin besucht die neunte Klasse und hat großen Spaß daran, sich in Diskussionen mit Freunden und Familie auseinanderzusetzen. Ihre favorisierten Themen sind Umweltschutz und Frauenrechte – insofern spielte ihr die Frage nach der Ressource Wasser in die Hände. Da sie bis kurz vorher nicht wusste, ob sie Pro oder Contra vertreten musste, hatte sie mit Unterstützung ihrer Klassenlehrerin Magdalena Hilger beide Standpunkte vorbereitet. Victoria sagt: „Die Recherche zum Thema, das wir zehn Tage vor dem Wettbewerb bekommen haben, war spannend.“

Meinungsfreiheit ist der Kern der Demokratie. Eine Meinung sollte aber auch immer gut und nachvollziehbar begründet sein
Lea Dragosavac (17), Teilnehmerin aus Lindlar

Das Diskutieren ist für Victoria ein wichtiges demokratisches Mittel der Meinungsfindung, das Sprechen vor der Jury fiel ihr leicht. Lea Dragosavac, Zehntklässlerin aus Lindlar, sieht das genauso. Sie ist überzeugt: „Meinungsfreiheit ist der Kern der Demokratie. Eine Meinung sollte aber auch immer gut und nachvollziehbar begründet sein.“

Kommunikation sei ein essenzielles Mittel des Zusammenlebens, sagt die 17-Jährige, die darüber diskutierte, ob es ein Verbot für den Neubau von Einfamilienhäusern geben soll. Sie hat das Debattieren, Recherchieren und Argumentieren im Unterricht geübt und daran gearbeitet, objektiv zu bleiben.

Wer debattiert, lernt auch zuzuhören und die Gegenseite zu verstehen

Die Haltung der beiden zum gesellschaftlichen Miteinander passt gut zum Banner, das auf dem Podium hing: „Demokratie sucht Mitstreiter“ war da zu lesen. Robert Herold, als Regionalkoordinator beim Wettbewerb dabei, glaubt, dass das Einüben einer kultivierten Streitkultur eine gute Vorbereitung auf Prüfungen ist, aber auch sonst nützlich.

Herold sagt: „Wer sich auf das Debattieren vorbereitet, lernt zuzuhören, er versucht, die Gegenseite zu verstehen und argumentativ an die Position des anderen anzuknüpfen.“ Je weiter die Teilnehmenden bei „Jugend debattiert“ kommen, desto komplexer werden die Themen, merkt Robert Herold an. Wer verbal fit ist, muss sich nicht auf andere Weise wehren. Wer es schafft, im Debattierduell   zwei Minuten lang eine unfallfreie Eröffnungsrede zu formulieren, gewinnt an Selbstwertgefühl.

Dieser Erfolg bleibt den beiden jungen Frauen vom ATG,   weitergekommen sind sie nicht. Jeweils zwei Finalisten aus Sek. 1 und 2 nehmen im April am Landesfinale im Düsseldorfer Landtag teil. Vorher haben sie die Chance, in einem professionellen Rhetoriktraining ihre Fähigkeiten zu verfeinern.