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Vom Gotteshaus in den GasthofKirchenbänke aus Oberberg gehen nach Ahrweiler

Lesezeit 3 Minuten

Neun dieser Bänke, die Pfarrer Henning Strunk (l.) und Baukirchmeister Jochen Platz hier aus der evangelischen Kirche in Schnellenbach tragen, werden in der Eifel eine zweite Karriere machen – im Schankraum eines vom Hochwasser heimgesuchten Landgasthofes.

Schnellenbach – Die evangelische Kirche in Schnellenbach trennt sich von ihren Bänken. Der Kirchenraum wird flexibel bestuhlt, so hat es das Presbyterium beschlossen. Das alte Mobiliar sollte aber nicht einfach als Feuerholz enden. So kam es, dass die Kirchenbänke nun im Ahrtal ein neues Zuhause bekommen.

Der Landgasthof Weihs in Kreuzberg, einem Ortsteil von Altenahr, der seit mehreren Generationen in Familienhand ist, wurde bei den Überflutungen im Sommer 2021 schwer beschädigt. Die Schnellenbacher Bänke werden nach dem Wiederaufbau im dortigen Gastraum ihren Platz finden. Da die alten Kirchenbänke im Laufe der Zeit vielen Gemeindemitgliedern ans Herz gewachsen waren und wahrscheinlich noch weitere Jahrzehnte in der Kirche überstanden hätten, war es für das Presbyterium und Pfarrer Strunk wichtig, den Bänken ein sinnvolles Nachleben zu geben. Sie wurden auf einem Flutportal der Landeskirche inseriert und, nachdem dort zunächst keine Rückmeldung kam, zum Teil an Privatleute abgegeben, bis sich schließlich doch noch der Landgasthof Weihs aus Kreuzberg meldete.

Nachdem das Hochwasser weg war, zeigte sich im Gastraum des Landgasthofes Weihs das ganze Ausmaß der Zerstörung.

Die Kirche in Schnellenbach ist eine Nebenstelle der Ründerother Gemeinde. Das Presbyterium tauscht die Bänke gegen Stühle aus, um den Kirchenraum flexibler nutzen zu können. Chöre, Konfirmanden und Gemeindegruppen sollen die Stühle individuell anordnen können. Gottesdienste könnten so in neuer Form abgehalten werden, sagt Pfarrer Henning Strunk.

Zukunftsweisende Umgestaltung

Diese Umgestaltung sei zukunftsweisend und nachhaltig, da viele Kirchengebäude angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen und schrumpfender finanzieller Möglichkeiten nicht mehr nur für den Gottesdienst genutzt werden können, erläutert der Pfarrer. Der Raum soll auch von außerkirchlichen Gruppen wie Vereinen oder der Dorfgemeinschaft genutzt werden können. Keine Sorge: In der viel älteren Kirche in Ründeroth wird es weiterhin Kirchenbänke geben. So können die Gemeindemitglieder künftig wählen, ob sie ihre Hochzeiten in einem klassischen oder einem modernen Kirchenraum feiern möchten.

Neun der alten Bänke werden den Betreibern des Landgasthofs an der Ahr nun als Spende überreicht. Voraussichtlich erst 2024 werden sie dort im Gastraum Sitzgelegenheit für die Gäste bieten. Inhaber Eric Weihs berichtet: „Die Grundzerstörung des Tals ist so extrem, dass wir frühestens Anfang 2023 abschätzen können, wann sich die Wiedereröffnung lohnt.“ Derzeit hätte er ohnehin keine Gäste. „Durch die Schäden im ganzen Tal können die Leute nichts unternehmen. Es wäre für die Gäste unangenehm, in die zerstörten Dörfer zu kommen, in denen noch Häuser abgerissen werden müssen, weil sie ölverseucht sind, und Leute entwurzelt werden.“

Kurz vor der Pandemie 28.000 Euro investiert

Erst kurz vor der Pandemie investierte Eric Weihs noch 28.000 Euro in neue Stühle. Nach der Flut waren sie nicht mehr zu gebrauchen. Dann erfuhr er von den oberbergischen Kirchenbänken. „Mit der zugesicherten finanziellen Unterstützung der Regierung hätten wir neue Bänke kaufen können. Aber so schöne Möbel möchte ich gerne verwerten“, meint Weihs. „Es wäre schade gewesen, wären die Bänke weggekommen.“

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Der Schnellenbacher Pfarrer Henning Strunk hofft, dass sich aus der Bankspende eine langfristige Verbundenheit zwischen der Familie und der evangelischen Kirchengemeinde ergibt. Stunk will auf jeden Fall bei einem Besuch im wiedereröffneten Landgasthof noch mal auf den alten Bänken Platz nehmen.