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CulturkircheMusiker aus der Ukraine wurde für Konzert in Engelskirchen vom Militärdienst freigestellt

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Vier Musiker im Altarraum einer Kirche.

Musik und Sprache in freier Improvisation (v.l.): Klaus Kugel (Perkussion), Annette Maye (Klarinette), Ute Kaiser (Sprache) und Mark Tokar am Kontrabass.

Bassist Mark Tokar trat mit dem Avantgarde-Duo Ute Kaiser und Klaus Kugel auf. Mit der Klarinettistin Annette Maye errichteten sie eine wahre Klangkathedrale.

Bevor die Künstler des Abends ans Werk gingen, läuteten die Glocken. „Für den Frieden“, wie Diakon Patrick Oetterer in seiner kurzen Begrüßung sagte. „Ich lade sie dazu ein, sich mit den Menschen in der Ukraine im Gebet für den Frieden zu verbinden.“

Das hatte an diesem Abend einen besonderen Hintergrund, denn Kontrabassist Mark Tokar kommt aus der Ukraine, kämpfte dort seit Februar 2022 als Soldat für sein Land und wurde extra für das Konzert im Oberbergischen Kreis freigestellt. „Es hat einigen diplomatischen Aufwand gebraucht, um das zu ermöglichen. Wir sind sehr froh und dankbar, dass es geklappt hat“, sagte Oetterer.

Fangemeinde in Osberghausen

Die CulturKirche Oberberg hatte zu einer „Literarischen Klangreise ins Licht“ eingeladen. Das sorgte für voll besetzte Stuhlreihen. Ute Kaiser (Sprache) und Klaus Kugel (Perkussion) haben nach mehreren Auftritten in Osberghausen eine Fangemeinde. Auch Tokar und Annette Maye (Klarinette) waren in den vergangenen Jahren bereits in der CulturKirche zu Gast. „Heute haben diese so unterschiedlichen Musiker sich für diesen Abend neu zusammengefunden“, sagte Gastgeber Oetterer.

Das Programm war als Avantgarde-Konzert zum Thema Licht angekündigt worden, der spirituelle Hintergrund wurde schon gleich zu Beginn recht klar. Zunächst wurden einige Zeilen aus dem Johannes-Evangelium vorgelesen, zweisprachig und von Tokar ins Ukrainische übersetzt, und dann begannen die Musiker, eine wie improvisiert wirkende Klang-Kathedrale aus unterschiedlichen Tönen und Geräuschen aufzuschichten. Aus dem Chaos entsteht das Licht. Auch die anderen Texte, etwa von Rose Ausländer, Paul Klee oder Goethe, beschäftigten sich mit dem Thema Licht, in ganz unterschiedlicher Form und Herangehensweise.

Da war etwa von der „Sonnenfinsternis“ die Rede, also dem Moment, in dem die Dunkelheit das Licht komplett verschluckt, aber auch von strahlender Schönheit. Drumherum bauten die Musiker ihre Klangcollagen auf, die sich nur sporadisch zu so etwas wie Liedern zu entwickeln schienen. Text, Musik und Klang gingen hier Hand in Hand eine bisweilen gar freejazzartige Liaison ein, deren eigentümlicher Sogwirkung man sich kaum zu entziehen vermochte und der sich gar nicht so wenige der Besucherinnen und Besucher mit geschlossenen Augen hingaben.

Fraglos kein Abend für jeden, aber alle, die ihn erlebten, konnten ihn als besonders verbuchen.