„Mein ältester Schatz“Dieser Sekretär in Engelskirchen ist reine Frauensache

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Lioba von Detten sitzt in in ihrer Wohnung in Schloss Ehreshoven bei Engelskirchen an einem Sekretär aus dem 19. Jahrhundert.

Lioba von Detten zeigt einen Schatz, den sie für die nächste Generation hütet.

In unserem Sommerwettbewerb geht es um persönliche Schätze, dieser hier steht auf Schloss Ehreshoven.

Zwanzig Jahre ist es her, dass sich ein namenloser Einbrecher an Lioba von Dettens ältestem Schatz zu schaffen gemacht hat. Doch der Sekretär, den die Leiterin des Damenstifts Ehreshoven bei Engelskirchen hütet, hat dem Kriminellen Paroli geboten.

Der Unbekannte scheiterte bei dem Versuch, das Schreibmöbel aus dem 19. Jahrhundert aufzubrechen. „Dabei steckte der Schlüssel sogar im Schloss“, erinnert sich die 60-Jährige und schüttelt den Kopf, als sie die Stelle zeigt, wo der Einbrecher einen Hebel ansetzte.

Der Sekretär ist Lioba von Dettens ältester Schatz. Sie erzählt uns die Geschichte dieses besonderen Möbelstücks für die Serie unseres Sommerwettbewerbs, für den wir Dinge suchen, die nicht nur alt sind, sondern vor allem einen besonderen persönlichen Wert haben.

Rupert von Detten rettete den Sekretär vor dem Holzwurm

Und der persönliche Wert des Sekretärs geht für Lioba von Detten noch eine ganze Stufe weiter. Denn sie legt Wert auf die Tatsache, dass er ihr gar nicht gehört. „Ich hüte diesen Schatz für die nächste Generation“, erklärt sie.

Der Sekretär ist seit Generationen im Familienbesitz derer von Detten und wird ausschließlich unter den Frauen weitergegeben. „Früher war es so, dass der älteste Sohn alles erbte und die Töchter leer ausgingen“, erklärt sie. Das änderte dann eine resolute Ahnin und verfügte, dass der Sekretär in Frauenhand bleibt.

Die Urgroßmutter – Jahrgang 1830 – hatte das Schreibmöbel ursprünglich angeschafft. Als sie heiratete, ging es zuerst nach Braunschweig und schließlich nach Westfalen, wo der Sekretär rund 100 Jahre auf Burg Borgholz nahe Warburg im Kreis Höxter stand.

100 Jahre auf Burg Borgholz nahe Höxter

Oder vielmehr: hing. Denn auch, wenn der Sekretär zu diesem Zeitpunkt bereits Jahrzehnte und zwei Weltkriege überdauert hatte, machte sich der Holzwurm daran zu schaffen und durchlöcherte das Unterteil. Glück, dass Lioba von Dettens Bruder Rupert als Restaurator vom Fach war.

Er rettete das Erbstück und versah es mit einem neuen Unterbau. Anfang der 1980er Jahre erhielt schließlich Lioba von Detten die Aufgabe, den damals gerade frisch restaurierten Sekretär zu hüten. „Ich war 21 Jahre alt, in der Ausbildung als Hotelfachfrau und zog in meine erste eigene Wohnung in Bad Griesbach“, erinnert sie sich.

Der Sekretär war praktisch das erste Möbelstück. Die vorangegangenen Generationen hatten auf Burg Borgholz ihre Korrespondenz an dem Sekretär erledigt, und das hielt Lioba von Detten ebenso. Nur: Die 21-Jährige stand am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn.

Auch nach der abgeschlossenen Ausbildung durchlief sie so ziemlich jede Station, die das gehobene Hotelfach forderte: Vom Housekeeping im Frankfurter Hof bis zur Hospitality im Londoner Savoy. An vielen Stationen machte der Sekretär ebenso Halt. „Er ist eigentlich sehr leicht zu transportieren, er passt auseinandergebaut in den Kofferraum eines Kombi“, erklärt von Detten.

Wer den Sekretär einst Mitte des 19. Jahrhundert schreinerte, ist nicht überliefert. Wohl aber die Tatsache, dass derjenige sein Handwerk meisterlich beherrschte: Die vier Schubladen auf jeder Seite gleiten auch nach fast 200 Jahren mühelos auf und zu.

Eine ausgeklügelte Mechanik sorgt dafür, dass sich die Laden auf jeder Seite mit einem einzigen Schlüsseldreh absperren lassen. Der Stil ist so dezent, dass sich der Sekretär sowohl mit modernen und antiken Möbeln arrangieren lässt.

Die vielen Umzüge konnten dem Stück ebenso wenig etwas anhaben, wie der eingangs erwähnte Einbrecher vor 20 Jahren. Die Stelle, an der der Kriminelle das Stemmeisen ansetzte, hat Restaurator Rupert von Detten bewusst kenntlich gelassen und nur ein Stück Holz eingepasst. „Das ist jetzt Teil der Geschichte“, sagt Lioba von Detten.

Vor neun Jahren kam der Sekretär nach Schloss Ehreshoven

Die Pflege des Schatzes ist ebenfalls nicht aufwendig. Das Holz wurde mit Bienenwachs behandelt und nicht poliert. Da reicht es, das Möbel mit einem weichen Tuch gelegentlich abzustauben.

Vor neun Jahren kam der Sekretär ins Schloss Ehreshoven in Oberberg. Das Schloss ist Sitz des Damenstifts der Rheinischen Ritterschaft aber vor allem bekannt als Drehort vieler Film- und Fernsehproduktionen

Irgendwann wird der Schatz weitergegeben, dürfte aber in der Region bleiben. Wahrscheinlich wird er nach Wiehl kommen, wo eine Nichte der jetzigen Hüterin lebt. Und in Wiehl besucht auch schon die darauf folgende Generation den Kindergarten. Der Schatz der Frauen derer von Detten hat also auch in Zukunft Hüterinnen. 


Letzte Chance zum Mitmachen am 22. Juni 2024

Mit der Volksbank Oberberg suchen wir in diesem Sommer Ihre Geschichte über Ihren persönlichen Schatz. Schreiben Sie ein paar Zeilen an die Lokalredaktion Oberberg per E-Mail oder per Post. Sie dürfen auch ein Foto mitschicken. Post geht an: Lokalredaktion Oberberg Stichwort: „Schatz“ Kaiserstraße 1 51643 Gummersbach. Oder per E-Mail.

Einsendeschluss ist der 22. Juni. Sehr wichtig: Vergessen Sie nicht, für Rückfragen Namen, Anschrift und Telefonnummer anzugeben – vorzugsweise eine Mobiltelefonnummer. Die 20 besten Bewerberinnen und Bewerber wird unsere Redaktion kontaktieren, besuchen und Ihre Geschichte in der Zeitung erzählen.

Aus diesen Finalisten wählt eine Jury nach den Sommerferien die Erstplatzierten aus. Sie werden am 8. Oktober im Forum der Volksbank Oberberg in Wiehl geehrt. Viele Gewinne warten auf die Teilnehmer des Sommerwettbewerbs 2024. Unter den 20 Finalisten verteilen wir Geldpreise in Höhe von insgesamt 3450 Euro.

Der Erstplatzierte bekommt 1000 Euro, der Zweitplatzierte 500 Euro und der Drittplatzierte 250 Euro. Alle weiteren Finalisten von Platz 4 bis 20 erhalten jeweils 100 Euro. Unter allen Teilnehmern, die sich mit einer Geschichte bei uns melden, verlosen wir weitere attraktive Preise. (ag)

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