Langes VorstrafenregisterProzess um Raubüberfall auf Engelskirchener Ehepaar
Köln/Engelskirchen – Bei der Fortsetzung des Prozesses um den brutalen bewaffneten Raubüberfall auf ein Ehepaar aus Engelskirchen stand am Dienstag die Vorgeschichte des Angeklagten (49) im Fokus. Ihm wird jetzt vorgeworfen, sich im Januar mit zwei Mittätern als Paketbote ausgegeben zu haben, das Ehepaar dann bedroht, gefesselt und ausgeraubt zu haben.
14 Einträge finden sich unter seinem Namen im Bundeszentralregister. Fast anderthalb Stunden brauchte die Richterin, um zumindest auszugsweise vorzutragen, weshalb der Mann in den vergangenen 23 Jahren verurteilt worden ist, weshalb er Jahre im Gefängnis verbracht hat. Unter anderem ging es um Urkundenfälschung, um Drogendelikte, um gemeinschaftlich verübten, besonders schweren Diebstahl.
Justizangestellten beleidigt und bedroht
Als Insasse der JVA in Aachen beleidigte und bedrohte er einen Justizangestellten, der seine Zelle durchsucht und dabei einen verbotenen Schraubenzieher und eine Nagelschere konfiszierte. Auch als „Hurensohn“ und „Nazi“ soll der Angeklagte den Justizmitarbeiter beschimpft haben, ergänzt um die Androhung, beim nächsten Besuch in der Zelle würde er ihn „kalt“ machen.
Doch in Erinnerung blieben insbesondere drei Taten, für die der in der Nähe des Altai-Gebirges in Russland aufgewachsene, seit 1998 in Deutschland lebende Mann verurteilt wurde: Da war zunächst der Überfall auf eine Filiale der Sparkasse in Ostwestfalen, den der Angeklagte mit einem Komplizen im Jahr 2004 verübte. Maskiert und unter Vorhalt einer Spielzeugwaffe, erbeutete das Duo zunächst mehr als 16 000 Euro.
Zwei nächtliche Überfälle auf Tankstellen
Dem Kassierer war es aber gelungen, ein mit einer Farbpatrone präpariertes Geldscheinbündel mit in die Tüte zu legen. Die Farbbombe explodierte im Fluchtauto, die Täter warfen die Tüte mit dem Geld sowie eine Maske auf die Straße.
Der 49-Jährige war zur Zeit dieser Tat nur auf Bewährung auf freiem Fuß. 2005 musste er sich dann wegen zweier nächtlicher Überfälle auf Tankstellen an Autobahnraststätten in Ostwestfalen vor Gericht verantworten. Mit einem Komplizen – der mit dem Raub in Engelskirchen aber nichts zu tun hat – und einem Fahrer hatte er innerhalb weniger Tage zwei Tankstellen überfallen. Sein Mittäter soll dabei besonders brutal vorgegangen sein. Ein Angestellter erlitt bei dem Überfall eine Gehirnerschütterung, der andere eine stark blutende Stichwunde am Oberschenkel und einen Schock.
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Für beide Verletzungen war aber nicht der jetzt vor Gericht stehende Angeklagte verantwortlich, sondern sein Komplize. Tatsächlich soll der 49-Jährige versucht haben, den brutalen Mittäter zurückzuhalten: „Lass ihn, er tut doch alles!“ Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.