Seit 1949 sorgt in Ründeroth eine Genossenschaft für Wohnraum. Wir blicken zurück.
Historische FotosSeit 75 Jahren gibt es die Baugenossenschaft Engelskirchen-Ründeroth
Günther Schmidt war der Erste, der seinen Namen 1949 in das Register der neuen Baugenossenschaft Ründeroth eintrug, es sollten Hunderte Namen folgen. Es war das vierte Jahr nach Kriegsende. Die Bundesrepublik gab es noch nicht. Die Menschen lebten in den Ruinen des Dritten Reiches, oft beengt und oft nur in Baracken.
Auch im Aggertal fehlte Wohnraum und den wollten sich die Ründerother mit der neuen Genossenschaft selbst bauen. Vor 75 Jahren wurde die Gemeinnützige Baugenossenschaft Ründeroth gegründet. Zunächst wurde an der Wallefelder Straße in Schnellenbach und Remerscheid gebaut, berichtet Aufsichtsratsmitglied Hans Gries, der für die Mitgliederversammlung auch eine Chronik zusammengestellt hat.
Wer damals Genosse werden wollte, musste die 300-Mark-Anteile in monatlichen Raten von einem Fünfer abstottern. 75 Jahre später hat sich aus den einfachen Anfängen ein Unternehmen entwickelt, das 257 Wohnungen managt und 156 davon selbst vermietet. Hinzu kommen drei Einfamilienhäuser, 78 Garagen, 14 Gewerbeeinheiten, unbebaute Grundstücke und weitere Objekte.
Von Anfang an gilt: Wer mietet, muss Genosse sein – also Miteigentümer. Und dazu gibt es eine „sehr lange Warteliste“, sagt Vorsitzender Klaus Noß, der gemeinsam mit Werner Dittrich den Vorstand bildet. In Zahlen heißt das: Genossen zahlen im Durchschnitt 5,90 Euro Miete pro Quadratmeter, der Durchschnitt auf dem freien Mietmarkt liegt in Engelskirchen bei 6,90 Euro. Wohnkonzerne schauen auf den Profit.
Die Genossenschaft schüttet zwar eine Dividende aus, aber muss keine Quartalsergebnisse nach oben jubeln und Gewinne für Investoren maximieren. Im Gegenteil: Erwirtschaftetes Geld diene zuerst dem Erhalt der bestehenden Wohnungen, betonen die Genossen. Ab und zu kommen auch neue Immobilen hinzu, wie Anfang dieses Jahres ein Mietshaus in Loope.
Ansonsten gilt: Modernisieren. „Und das ist bei der derzeitigen Lage nicht einfach“, berichtet Noß. Material und Handwerker-Preise haben kräftig zugelegt. Trotzdem solle nicht am Bestand gespart werden, betont der Vorstand. Stück für Stück werden die Genossenschaftswohnungen immer barrierefreier. „Wer einmal bei uns eingezogen ist, bleibt meist“, erklärt der frühere Kreissparkassen-Chef von Ründeroth.
Sein Vorstandskollege Werner Dittrich war bei der genossenschaftlichen Konkurrenz. Seit 30 Jahren arbeiten die beiden 71-Jährigen im Vorstand. Die heutige Büroleiterin Sabine Mergardt ist seit 27 Jahren im Dienst, ihre Vorgängerin Irmgard Klinke arbeitete von 1962 bis 2017 in der Geschäftsstelle. Aufsichtsratschef Frank Reuter ist seit 2016 im Amt.
Doch bei aller Beständigkeit, beobachten die Genossen doch, dass sich die Zeiten ändern. „In den vergangenen Jahren hatten wir zwölf Mieterwechsel“, berichtet Mergardt, das sei mehr geworden. Ziel bleibt für die Genossen, Wohnraum anzubieten. Der Bestand solle modern bleiben und den Menschen ermöglichen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben.
Gemeinnützige Baugenossenschaft Ründeroth in Zahlen
32 Briefkästen hat die Genossenschaft im vergangenen Jahr angeschafft. Ein Mitarbeiter kümmert sich in Vollzeit um Reparaturen an den 257 Wohnungen, die die Genossenschaft in ganz Engelskirchen managt.
In der Geschäftsstelle gibt es eine Vollzeitstelle und zwei Teilzeitstellen. 224 Mitglieder mit Stimmrecht hat die Genossenschaft aktuell. 1616 Anteile sind gezeichnet. Die Dividende beträgt in diesem Jahr zwei Prozent. Wer in eine Wohnung einziehen will, muss mindestens sieben Anteile zeichnen.