„Friday for future“ in KölnEngelskirchener Lehrer reisen mit Schülern zur Klima-Demo
Engelskirchen/Köln – Es ist kurz nach 8 Uhr, als die Schüler des Aggertal-Gymnasiums sich am Bahnhof in Engelskirchen versammeln. Einige der Schüler sind bepackt mit Schildern auf denen Sprüche stehen wie „Hopp Hopp Hopp, Kohlestopp“, „Die Zeit läuft“ oder „There is no Planet B“. Für die gut 30 Schüler aus der siebten Klasse geht es nach Köln zur „Fridays for Future“-Demonstration, wo sie gemeinsam mit tausenden anderen Schülern für mehr Klimaschutz protestieren wollen. „Wir müssen unsere Zukunft retten, die andere Leute verpesten“, sagt die zwölfjährige Vivien, die gegen Kohlekraftwerke und für erneuerbare Energien ist.
Gemeinsam mit Lehrern zur Demo
Das Besondere: Mit an Bord sind auch die Lehrerin Ulrike Pietschmann und die Referendarin Sara Liedtke, die an der Schule evangelische Religion unterrichten, sowie Lehrer Nils Olbrich. „Die Schüler hatten den Vorschlag gemacht, ob wir nicht gemeinsam zur Demonstration fahren können“, erzählt Pietschmann. Daraufhin fragte sie bei Schulleiter Balthasar Rechner nach und der gab prompt grünes Licht – für eine offizielle Schulexkursion zur Klimademo. „Ich finde es toll, dass wir die Möglichkeit haben, dort zusammen hinzufahren“, freut sich die Lehrerin. Sie sieht die Aktion nicht als Schulschwänzen sondern vielmehr als Chance für die jungen Menschen, sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen und ihre Meinung nach außen zu transportieren.
„Außerdem passt die Demo gut zum aktuellen Thema ,Propheten und Vorbilder’, das im Religionsunterricht behandelt wird“, ergänzt sie, denn auch mit ihrem Einsatz für den Klimaschutz könnten die Jugendlichen als gute Vorbilder vorangehen. Jeden Freitag zu streiken, heiße sie allerdings nicht für gut.
Greta Thunberg als Vorbild
Die Schüler sind in der proppenvollen Bahn mittlerweile richtig aufgeregt. Auf dem Weg nach Köln sind auch einige Schülerinnen aus Gummersbach – die allerdings ohne Lehrer unterwegs sind. Sie schwänzen den Unterricht für die Demonstration. Die Schwedin Greta Thunberg sei ein absolutes Vorbild für sie, sagen die Mädchen aus der Klasse sieben. Ihre Umwelt liege ihnen sehr am Herzen.
Um kurz nach 9 Uhr in Köln angekommen, platzen Bahnhof und Bahnhofsvorplatz bereits aus allen Nähten. Zahlreiche Schüler halten ihre Schilder mit den Botschaften, die im Regen verlaufen, in die Höhe. Einige haben auf Schutzfolien verzichtet, denn Plastikmüll finden sie gar nicht gut. „Das ganze Plastik im Meer ist schlecht für die Tiere“, sagt der 13-jährige Robert. Außerdem wünscht sich der Schüler weniger Umweltverschmutzung durch Abgase.
Die zwölfjährige Johanna appelliert an die Politiker. „Es muss mehr verantwortungsvolle Menschen in Führungspositionen geben“ – eine große Botschaft von einer noch so jungen Frau. Es wird klar: Die Schüler sind hier, weil ihnen der Klimaschutz wirklich am Herzen liegt. Und diejenigen, die noch unsicher sind, hat zumindest die Neugierde gelockt.
Exkusion ist ein Gewinn
Vor dem Bahnhof treffen die Schüler aus Engelskirchen auch auf zwei weitere Lehrer: Peter Baldus und Britta Junker. „Demonstrationen sind für mich ein wichtiges Zeichen“, betont Baldus und ergänzt lachend: „Ich bin früher selbst voll drauf angesprungen und habe gegen alles Mögliche demonstriert. Gebracht hat es zwar oft nichts, aber es war für mich immer ein wichtiges Zeichen und eine tolle Erfahrung.“ Deswegen ist er mit Herzblut dabei, trägt einen knallorangefarbenen Hut und führt die Gruppe zielsicher durch die Kölner Innenstadt.
Auch für seine Kollegin Britta Junker war sofort klar, dass sie dabei sein wollte. „Ich habe damals leider nie demonstriert. Dabei ist es so wichtig, dass man sich als junger Mensch mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzt, um sich eine eigene Meinung zu bilden“, sagt sie. Allein deshalb sei die Exkursion für sie schon ein Gewinn. Gemeinsam mit Peter Baldus ist sie Lehrerin für das Fach „Darstellen und Gestalten“, mit dem man vor allem das Selbstbewusstsein der Schüler fördern wolle. Eine solche Exkursion passe sehr gut dazu.
Am Neumarkt macht die Gruppe aus Engelskirchen halt, denn der Schulausflug soll im Rahmen der offiziellen Unterrichtszeit bleiben. Die Schüler sind dennoch zufrieden mit ihrem Einsatz und nehmen jede Menge Eindrücke mit nach Hause – genauso wie ihre Lehrer.