Looper helfen FlutopfernLeuchtender Engel in Zweifall bringt Hoffnung
Loope/Zweifall – Das Haus von Katharina Sommer im Ort Zweifall, nicht weit von der belgischen Grenze, ist in der ganzen Straße das einzige, das nach der Juli-Flut wieder Strom hat. Deshalb hängt der strahlende Engelskirchener Engel an diesem Haus. Andreas Pattberg und seine Freunde aus Loope haben den Engel in den Stolberger Stadtteil in der Städteregion Aachen gebracht. Dort greifen sie seit zwölf Wochen den Flutopfern tatkräftig unter die Arme.
Pattberg hatte sich mit Stefan Trenkel und Andreas Krull wenige Wochen nach dem Hochwasser wie viele andere auch auf den Weg ins Ahrtal gemacht. Weil dort bereits viele Menschen arbeiteten, folgten sie einem Facebook-Aufruf und fuhren nach Zweifall. Dort hatten sich zwei eigentlich beschauliche Bäche, der Vicht- und der Hasselbach, in reißende Ströme verwandelt. Ihr Hochwasser überflutete Straßen und Häuser, die teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammen.
Entkernung der flutgeschädigten Häuser steht an
„Wir haben uns auf die Entkernung der Häuser spezialisiert und stemmen, wenn wir am Wochenende kommen, Wände und Böden ab“, erzählt Pattberg. Dafür spendete der Arbeitgeber, Lukas-Erzett, Ausrüstung. Weiteres Werkzeug und helfende Hände organisierten die Looper in ihrem Freundeskreis.
Vor Ort behält Katharina Sommer, die „Mutter der Kompanie“, den Überblick. „Morgens gibt es erst mal Kaffee, ehe uns Katharina auf die Häuser verteilt“, berichtet Pattberg. Mit einem Feuchtigkeitsmesser werden die Wände kontrolliert, und dann wird abgestemmt, wenn die Gutachter es genehmigt haben. Mit der Unterstützung ihrer Kolleginnen Sabine Freier, Marita Kaltenbach und Beatrix Weber, die den Schutt raustransportieren, den die Männer abstemmen, arbeite die Gruppe arbeitsteilig und effizient.
Riesige Dankbarkeit: „Ihr seid Engel!“
Die Schicksale der Menschen gehen nicht spurlos an den Helfern aus Loope vorbei. „Als wir mit dem ersten Haus fertig waren, stand die Nachbarin weinend vor uns und fragte: Könnt ihr nicht auch bei uns helfen?“ Eine Familie nach der anderen habe um Hilfe gebeten, sodass die abgestemmten Wände und Böden für die Helferinnen und Helfer inzwischen nicht mehr zählbar seien. „Viele aber“, sagt der Looper, „schämen sich, nach Hilfe zu fragen.“
Die Dankbarkeit der Zweifaller sei groß, oft seien die Menschen überwältigt, dass ihnen ehrenamtlich geholfen wird. „Jeder zweite Satz, der fällt, lautet: Ihr seid Engel! So kamen wir auf die Idee mit dem Engelskirchener Engel.“ Andreas Pattberg kontaktierte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, woraufhin sich Friedhelm Miebach aus dem Rathaus meldete und erklärte, der Engel könne abgeholt werden. Im Rahmen einer kleinen Weihnachtsfeier wurde der Engel am Haus der Sommers angebracht, das ebenfalls überflutet war, mittlerweile aber wieder Strom hat und den Helfern als Anlaufstelle dient.
Engelskirchener Leuchtengel soll Hoffnung bringen
Gegenüber der Kirche, in der die Gerätschaften der Helfer lagern, sei das Haus gut sichtbar und der perfekte Ort für den Engel. Hoffnung soll der strahlende Engelskirchener verbreiten, denn in den Hochwassergebieten ist längst nicht alles beim Alten.
40 Häuser, schätzt Pattberg, werden in Zweifall auch an Weihnachten noch ohne Strom sein. Und wenn die Looper mit ihrer Arbeit fertig sind, befinden sich die Häuser auch erst im Zustand eines Rohbaus. Immerhin: Bei manchen Häusern sehen die Helferinnen und Helfer ein Licht am Ende des Tunnels, weil mit dem Innenausbau begonnen werden konnte, auch wenn Materialien und Handwerker dieser Tage rar sind.
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Wie kann man helfen? Der beste Weg sei, vor Ort zu fragen, was die Menschen brauchen und nach dem Bedarf zu helfen oder zu spenden. Denn, das sagt Andreas Pattberg bedauernd, von den Spendengeldern sei noch nichts bei den Menschen in Zweifall angekommen. Zu Weihnachten legen die Helfer aus Loope eine Pause ein – auch, um die Erlebnisse und Bilder zu verarbeiten. Im nächsten Jahr soll es aber weiter gehen. Bis dahin bleibt der Engel als leuchtendes Versprechen in Zweifall zurück.