Die Äsche, Fisch des Jahres 2011, ist eine bedrohte Art, die wieder in der Agger heimisch wird. Das Vorkommen wurde kürzlich dokumentiert.
Äschen sind zurückGefährdete Fischart in der Agger in Engelskirchen dokumentiert
„Die Äschen sind wieder da!“, freut sich Friedrich Meyer, Flussgebietskoordinator für die Agger beim Wassernetz NRW. Mit Dr. Olaf Niepagenkemper, Beauftragter für die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie beim Fischereiverband NRW, Fischereibiologin Dr. Cora Berger und Vorstandsmitgliedern der Angelsportfreunde Engelskirchen ist er zur Aggerstaustufe Ohl/Grünscheid gekommen, um das Vorkommen der seit 15 Jahren dort ausgestorbenen Lachsfischart zu dokumentieren.
Meyer führt die Rückkehr der Fische mit der auffällig großen, rot gerandeten Rückenflosse darauf zurück, dass die Tiere ihren angestammten Lebensraum nach der Renaturierung der Auenlandschaft nach der Niederlegung des Staus Ohl/Grünscheid 2019 wieder annehmen würden. Berger erläutert, dass sich ein Fluss in vier Abschnitte gliedere. Die Quellregion sei den Amphibien vorbehalten, im schnell fließenden Oberlauf sei die Bachforelle heimisch, im noch sehr sauerstoffreichen Mittellauf dominiere die Äsche und der ruhigere Unterlauf bis zur Mündung sei Barbenregion.
Mit der Unterwasserkamera auf der Suche nach den Äschen
Der Flussgebietskoordinator berichtet, dass die Äsche nach der Anlage der Staustufen nur noch in einem Restbestand um das Engelskirchener Rathaus vorgekommen sei. Mit einer von der Nabu-Ortsgruppe Engelskirchen angeschafften Unterwasserkamera habe Berger diese Fischart jetzt auch unterhalb der Wehranlage filmen können. Ein zufällig anwesender Fliegenfischer habe diese Beobachtung bestätigt. Er hätte dort schon mehrere Äschen bis zu 25 Zentimetern Größe gefangen und behutsam wieder zurückgesetzt. Die Äsche ist in NRW geschützt, sie steht im Bergischen als gefährdet auf der Vorwarnliste der Roten Liste.
Niepagenkemper befürwortet die Niederlegung des Stausees: „Besser kann man Naturschutz gar nicht betreiben als durch ein System, das sich selbst erholt.“ Die Äsche brauche Wandermöglichkeiten und einen vielfältig strukturierten Fluss zum Überleben. Voraussetzung sei ein frei fließender Fluss mit einem Kiesbett, das durch regelmäßige Hochwasser durchmischt und von abgelagerten Schwebstoffen gereinigt werde. Innerhalb einer Staustufe würden Ablagerungen verhindern, dass der im Kies abgelegte Laich mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird.
Fischtreppen sind nur bedingt ein Mittel zur Aufrechterhaltung des Fischbestandes. Doch nicht nur Äschen, auch Langstreckenzieher wie Lachse und Aale, werden durch Stauwehre behindert, so der Experte. Die Tiere würden sich vorwiegend in der Mitte der Strömung bewegen und die angebotenen Umgehungsmöglichkeiten an einer Staustufe oftmals nicht nutzen.
Friedrich Meyer hofft, dass die Agger nicht wieder aufgestaut wird und sich die oberhalb des Wehres entstandene Auenlandschaft weiter entwickeln kann. Dass sie das konnte, liege daran, dass das alte Wehr außer Betrieb genommen wurde. Es ist wieder instandgesetzt, darf aber aktuell nicht betrieben werden: „Ich plädiere dafür, dass das so bleibt, und Bundesmittel aus dem Aktionsprogramm ,Natürlicher Klimaschutz' für den Rückkauf der Wasserrechte der Aggerkraftwerke eingesetzt werden.“