Ausmaß des Schadens noch unklarEin Bagger räumt am Lepperhammer in Engelskirchen auf
Engelskirchen – Für einen Augenblick sieht es aus, als würde die Tür in der Luft tanzen. Ein Brocken Gasbeton, der sich hinter der Klinke verklemmt hatte, fällt zu Boden. Baggerführer Wolfgang Hayer bewegt den Multifunktionsgreifer, mit dem er die Tür bewegt, mit viel Fingerspitzengefühl, sodass sich auch das Kunststoffstück von der anderen Seite der Klinke löst.
„Wir führen jetzt, nachdem die Versicherer ihre Zustimmung gegeben haben, Aufräum- und Abbrucharbeiten durch“, sagt Eigentümer Ralf Rother am Dienstag bei einem Termin vor Ort. „Die drei Arztpraxen werden jetzt ausgeräumt – natürlich nicht in dem Teil, der einsturzgefährdet ist.“
Brückentrümmer im Bach
Seit Montag ist am Lepperhammer in Engelskirchen der Bagger im Einsatz. Da, wo die Wassermassen der Leppe den Teil eines Hauses, in dem eine Arztpraxis untergebracht war, weggerissen haben. Schutt und Trümmer, Teile vom Dach, von Wänden, Fenster und Türen, alte Stahlträger aus dem über 100 Jahre alten Altbau müssen weg, ebenso Gasbetonbrocken, die erst ein paar Jahre alt sind und bei der groß angelegten Modernisierung des Komplexes eingebaut wurden.
Viel Schutt, darunter Teile der eingestürzten Brücke über die Leppe und auch die Oberdecke des Durchflusskanals, die zugleich der Fußboden der darüberliegenden Arztpraxis war, liegt im Bachbett und muss jetzt mit dem Bagger weggeräumt werden, damit das Wasser wieder wieder frei fließen kann. Zwischen den Trümmern haben sich Bäume, Äste und anderes Treibgut verfangen – alles zusammen ein Abflusshindernis. „Wir versuchen, die Durchlässigkeit wieder herzustellen für den Fall, dass das Wasser noch mal steigt“, so Architekt Rother, der das ganze Areal auch entwickelt hat.
Mllionenschäden durch Hochwasser
Der finanzielle Schaden, also Gebäudeschaden, Schaden in den Praxen und die Betriebsunterbrechung, dürften in die Millionen gehen. „Aber dass hier niemand zu Schaden gekommen ist, ist das Wichtigste. Vor allem wissen wir, dass das hier nicht mit den Ereignissen an der Ahr oder in Erftstadt zu vergleichen ist.“ Doch für oberbergische Verhältnisse war dieses Hochwasserereignis schon historisch. Ein heute 82-jähriger Mann, der 48 Jahre im Bereich des Lepperhammers gearbeitet hat, habe ihm berichtet, dass er sich an so ein Hochwasser nicht erinnern könne.
Und noch immer ist nicht eindeutig, welche Gebäude noch in welchem Ausmaß betroffen sind, wo das Wasser Immobilien unterspült hat. Rother, der seinerzeit die Gebäude unter Beibehaltung großer Teile der alten Industriearchitektur saniert hatte, hat inzwischen noch weitere Risse an tragenden Teilen festgestellt. Er befürchtet, dass er um den Abriss eines größeren Teils des Gebäudekomplexes nicht herumkommen wird.
Entwurzelte Bäume und weggespülte Wege
Rother ist froh, dass der Aggerverband schnell reagiert hat und oberhalb einen Einlauf freigeräumt hat. Dort hätten sich entwurzelte Bäume, die angeschwemmt wurden, durch die Kraft des Wassers regelrecht wieder aufgerichtet, „Da war ein richtiger Urwald entstanden“, so Rother.
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Auch am anderen Ufer der Leppe wird gearbeitet. Dort bessert die Gemeinde Engelskirchen am beliebten Rad- und Spazierweg über die frühere Kleinbahntrasse, die vor etwa zwei Jahren in Stand gesetzt wurde, Flutschäden aus. „Der Weg war in diesem Bereich komplett weggespült“, sagt Rother, „weil sich die Leppe in der Blumenau ein zweites Bett gesucht hat.“
Wie lange das Wegschaffen der großen Trümmer dauern wird, vermag Rother nicht zu sagen, vielleicht bis Mitte nächster Woche, „um die Notmaßnahmen zu erledigen. Aber wenn es zu einem Teilabbruch kommt, dann ist das sicherlich eine größere Maßnahme.“