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Engelskirchen in TrümmernFotoausstellung erinnert an Bombenangriffe im März 1945

Lesezeit 3 Minuten

Engelskirchen nach den Bombenangriffen.

Engelskirchen – Am Samstag vor 70 Jahren lagen große Teile des Ortes Engelskirchen bereits in Schutt und Asche. Am 19. März 1945 hatten alliierte Kampfflugzeuge ihre Bomben auf das Städtchen abgeworfen. Und es sollte noch schlimmer kommen: Wenige Tage später, am 28. März, wurde Engelskirchen erneut angegriffen. Mehr als 300 Menschen wurden im Bombenhagel getötet.

Am morgigen Sonntag erinnert die Gemeinde Engelskirchen an das „Inferno“, wie schon das Geschichtsheft vor zehn Jahren betitelt war (siehe Infokasten). Dann wird auch die Ausstellung eröffnet, die das Ausmaß der Zerstörung mit rund 60 zeitgenössischen Schwarz-Weiß-Fotografien eindrucksvoll festhält. Aufgenommen hat sie damals der Engelskirchener Fotograf Edmund Schiefeling. Er war Druckerei-Besitzer, Journalist und Gegner des Nazi-Regimes. Ein Platz in der Ortsmitte ist nach ihm benannt.

Mit mehreren Fotoapparaten hatte Schiefeling seinen Heimatort schon Jahre zuvor aufgenommen, bevor die Bomber alles zerstörten. Danach, als der Ort in Trümmern lag, griff er erneut zur Kamera. Sein Enkel Klaus Büscher, ein Fotoingenieur, hat die Glasnegative aufwendig digitalisiert und so die großformatigen Ansichten geschaffen. Sie waren bereits vor zehn Jahren ausgestellt. Neu ist, dass die Ortsansichten vor und nach der Zerstörung mit ganz aktuellen Fotografien ergänzt wurden. Sie zeigen dieselben Motive heute, 70 Jahre nach dem Krieg.

Büscher hat diese neuen Bilder im Rahmen eines Projekts mit sechs Schülern der Sekundarschule aufgenommen – kein leichtes Unterfangen. Zum Teil war es schwierig, den genauen Standort des damaligen Fotografen wiederzufinden. Das Ortsbild habe sich nämlich stark geändert, sagt Büscher: „An manchen Stellen, von denen aus mein Opa damals fotografiert hat, stehen heute Häuser und Bäume.“ So ist die Perspektive bisweilen leicht verändert. Doch wer auf die markanten Punkte in den Bildern achtet, wie den Kirchturm oder die Topographie im Hintergrund, erhält einen genauen Vergleich zu damals. Und diese Verbindung wirkt auf den Betrachter vor allem emotional: Plötzlich wird fassbar, dass diese in Schwarz-Weiß abgebildete Trümmerlandschaft tatsächlich Engelskirchen ist – wenngleich sich die Motive kaum von denen jener Zeit aus Köln und Dresden unterscheiden.

Die Fotoausstellung wird ergänzt durch Videos. In einem kleinen Raum steht ein Fernseher, in dem Interviews mit Zeitzeugen gezeigt werden: Schüler des Aggertal-Gymnasiums haben in den vergangenen Wochen und Monaten mehrere Engelskirchener besucht und befragt. Unter anderem berichten die ortsbekannten Persönlichkeiten Hilde Oberbüscher und Mathilde von Lüninck-Knipp. Oberbüscher berichtet von den vielen Leichen, die in der Kirche aufgebahrt waren, und den Angehörigen, die um ihre Lieben bangten. Lüninck-Knipp schildert, wie sie mittags am Fenster stand, in den tiefblauen Himmel sah und das Jagdgeschwader erblickte.

Nicht alle Zeitzeugen, die das Interviewteam aufsuchte, konnten vom Erlebten berichten. Mancher wurde von den Erinnerungen übermannt. Der Schmerz hat die 70 Jahre überdauert.