Impfaktion in EngelskirchenSchüler lassen sich auf Schulhof impfen
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Engelskirchen – Impfen gegen das Virus statt Mathe oder Deutsch stand am Montag für die erste Stunde auf dem Stundenplan. Und zwar für Schülerinnen und Schüler des Aggertal-Gymnasiums, die mindestens 16 Jahre alt sind. Wer wollte, konnte sich auf dem Schulhof im Impfmobil den schützenden Piks holen.
Damit machte das Engelskirchener Gymnasium den Auftakt zur Impfaktion des Oberbergischen Kreises an weiterführenden Schulen. Eine kurze Besprechung der erweiterten Schulleitung, eine Information in der Schulkonferenz, dann stand für Schulleiter Balthasar Rechner fest: „Das machen wir!“ Es sei ja ein freiwilliges Angebot, er sehe darin kein Problem.
„Auch die Testerei ersparen“
Das sieht auch Lukas so, der mit dem Impfpass in der Hand auf dem Hof schon bereitsteht, als noch die letzten Stühle für die Wartenden aufgestellt werden und der Impfstoff von den Apothekern im Impfmobil zubereitet wird. „Klar will ich vor allem mich und andere schützen. Aber ich will mir auch die ganze Testerei ersparen“, erklärt der 17-Jährige. „So muss ich zum Impfen nicht extra nach Gummersbach fahren. Wenn die zu mir kommen, bin ich gern dabei.“ Das hätten auch seine Eltern geraten. Eine Einwilligung von Erziehungsberechtigten braucht niemand, der mindestens 16 ist.
In einem Brief hatte Schulleiter Rechner die Eltern zuvor informiert und seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, das möglichst viele das Angebot annehmen und somit dazu beitragen, ein sorgenfreies Schuljahr zu bekommen. Durchaus begründet: Wenige Tage nach dessen Beginn seien einige Schülerinnen und Schüler infiziert, andere als Kontaktpersonen in Quarantäne, berichtet Rechner. Auch der 16-jährige Berdan hat Bekannte, die an Corona erkrankt waren. Daher wollte er sich bereits früher impfen lassen, hatte aber den Ausweis vergessen. „Die Aktion in der Schule trägt bestimmt dazu bei, dass viele schneller geimpft werden“, hofft er. Nach und nach holen sich 23 Schülerinnen und Schüler den Fragebogen zur Gesundheit ab, zudem zwei Lehrkräfte. „Ein Oberstufenjahrgang ist auf Kursfahrt“, sagt Rechner. „Aber die Schülerinnen und Schüler der Q2 sind ohnehin zu 65 Prozent geimpft. Sie wollten es nicht riskieren, kurz vor dem Abitur in Quarantäne zu müssen.“
Kritik habe es nur von einem Elternteil gegeben, wundert sich der Schulleiter. „Das sind wir gar nicht mehr gewöhnt, wenn es um Corona geht.“ Ob Maskenpflicht auf dem Schulgelände oder das Testen im Unterricht geht: „Wir werden sonst mit langen Mails bis hin zur Androhung von Klagen und Regressansprüchen bombardiert“, schildert Rechner und seufzt. Er würde sich wünschen, das Angebot einer Impfung in der Schule würde auch für die jüngeren Schüler gelten. „Ich sehe da keinen Gruppendruck.“ Damit hatte zuletzt das Gymnasium Lindlar seine Weigerung, an der Aktion teilzunehmen, begründet.
Nach der Beratung durch einen Impfarzt geht es schnell für die Jugendlichen. Spritze, dann abwarten, ob alles gut ist. „Es fühlt sich nicht anders an als bei der Masernimpfung“, erklärt Lukas lässig. Klar, die Impfung erlaube mehr Freiheiten, mehr Möglichkeiten, an Veranstaltungen teilzunehmen, lassen andere Jugendliche durchblicken. „Jedenfalls ist es ein tolles Angebot“, lobt Viola (16).
Zur Zweitimpfung kommt in drei Wochen das Mobil wieder, ins Aggertal-Gymnasium und zu allen weiterführenden Schulen, die bis zum 9. September einen Termin für die erste Runde gebucht haben, kündigt Kreissprecher Philipp Ising an. In Engelskirchen durften nach den Schülerinnen und Schülern auf dem Parkplatz des benachbarten Discounters auch Eltern ran, ebenso alle anderen, die sich spontan impfen lassen wollten.