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„Bordellähnlicher Betrieb“Rotlicht für Waldbröler Saunaclub

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Das markante Eckhaus (r.) an exponierter Stelle der Waldbröler Innenstadt hat Ralph Theberath erworben. Einen "Saunaclub mit sexuellen Dienstleistungen" darf er dort allerdings nicht einrichten, nun muss er sich eine andere Nutzung überlegen. (Foto: Hoene)

Waldbröl – Der Waldbröler Stadtrat ist sich einig, wenn es gegen Prostitution geht. Bereits im Vorfeld der Fußball-WM 2006 hatten Waldbröler Ratsfrauen aller Fraktionen Unterschriften gegen Zwangsprostitution und Menschenhandel gesammelt, im November 2013 unterstützte der Rat einstimmig eine Resolution der von Alice Schwarzer herausgegebenen Zeitschrift "Emma", in der eine dringende Änderung des deutschen Prostitutionsgesetzes gefordert wird. "Denn", so die stellvertretende Bürgermeisterin Christel Kirsch, "Deutschland ist das größte Bordell Europas."

Akut bedroht war nun ein weiteres Mal die Waldbröler Innenstadt. Dort hatte ein Investor beantragt, in dem seit geraumer Zeit leerstehenden Eckhaus an der Kaiser-/Friedensstraße einen "bordellähnlichen Betrieb" zu eröffnen, wie es Fachbereichsleiter Rolf Knott in der jüngsten Ratssitzung umschrieb. Da es sich dort um Mischgebiet handele, sei der Antrag vermutlich ohnehin nicht genehmigungsfähig, aber mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes befinde man sich als Stadt auf der sicheren Seite. Schließlich gehört das mehrstöckige Objekt, in dem früher das italienische Restaurant Mamma Mia, die Barmer Ersatzkasse und auch acht Wohnungen untergebracht waren, zur künftigen "Mitte der Mitte" rund um das ehemalige Merkurhaus.

Die Aufstellung des Bebauungsplanes wurde vom Rat einstimmig beschlossen. Auf Nachfrage erklärte Rolf Knott, dass es sich bei dem "bordellähnlichen Betrieb" um einen "Saunaclub mit sexuellen Dienstleistungen" handele. So zumindest sei es in dem Bauantrag an den Kreis formuliert.

Dass er der Antragsteller sei, hat Ralph Theberath, Inhaber der "Schneewittchen-Bar" in Waldbröl-Escherhof, auf Anfrage bestätigt. Er sei auch der neue Eigentümer des Eckhauses an der Kaiser-/Friedensstraße, wolle aber nun erst einmal die Begründung der bevorstehenden Ablehnung seines Ansinnens abwarten, ehe er sich inhaltlich dazu äußere. Vor sieben Jahren erlitt er bereits Schiffbruch, als er im Waldbröler Industriegebiet aus der damaligen Diskothek "Flash" eine "Saunalandschaft für gehobene Ansprüche" machen wollte. Dagegen hatte sich in der Bevölkerung, bei den Kirchen und in der Politik breiter Widerstand geregt.

Derweil hat das Europaparlament mit großer Mehrheit von Christ- und Sozialdemokraten eine nicht bindende Resolution beschlossen, nach der auch freiwillige sexuelle Dienstleistungen gegen Bezahlung die Menschenrechte und die Würde des Menschen verletzen. Prostitution könne, ähnlich wie in Schweden, nur dadurch eingedämmt werden, dass den Freiern Bestrafung drohe und nicht den Frauen.