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Zu GastMechanische Musikinstrumente in Bergneustadt

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Das Foto zeigt Walter Jordan, Brigitta Backhaus, Pavla Brandsch, Ullrich Wimmer und Doris van Rhee (v.l.).

Im Heimatmuseum Bergneustadt: Walter Jordan, Brigitta Backhaus, Pavla Brandsch, Ullrich Wimmer und Doris van Rhee (v.l.).

Das Drehorgelmuseum Kempershöhe war jetzt zu Gast im Heimatmuseum Bergneustadt.

Mechanisch geöffnete Schnäbel, aus denen zarte Töne erklingen, Orgelwalzen, die beim Drehen zwitschernde Geräusche von sich geben, und kostbar verzierte Bücher, in denen sich ein singendes Vögelchen verbirgt: Passend zur dortigen Ausstellung „Im Nest“ hatten Dr. Ullrich Wimmer und sein Frau Doris van Rhee jetzt einige ihrer Spieldosen, Drehorgeln und Musikautomaten mit ins Bergneustädter Heimatmuseum gebracht.

Die beiden betreiben ihn privater Trägerschaft das „Bergische Drehorgelmuseum“ in einer ehemaligen Dorfkirche in Marienheide-Kempershöhe. Bei ihrem Besuch in Bergneustadt führten sie einige ihrer historischen Exponate vor. Der Theologe und Pfarrer im Ruhestand Ullrich Wimmer erläuterte dabei unterhaltsam ihre Mechanik, ihren geschichtlichen Hintergrund und damaligen Zweck.

Grausame Auswirkungen

Dass hinter den mechanischen Vogelklängen auch eine wechselhafte Beziehung des Menschen zur Natur steckt, das erfuhren die Museumsgäste bei seinem Vortrag. Diese Beziehung hatte mitunter grausame Auswirkungen. „Im frühen 18. Jahrhundert galt die Natur als bedrohlich und furchterregend, daher wurde sie reglementiert und bekämpft“, berichtete Wimmer. So seien kleinen Singvögeln die Augen ausgestochen, den hilflosen Tieren dann mit einer mechanischen Drehwalze immer wieder wohlgeordnete Melodien vorgeorgelt worden – bis sie diese wiedergaben.

Nach der dem Philosophen Jean-Jacques Rousseau zugeordneten Devise „Zurück zur Natur“ änderte sich das Mitte des 18. Jahrhunderts: Die Natur galt nun als ideales Vorbild. Ullrich Wimmer zeigte filigrane Vögelchen in kunstvollen Käfigen, die vorsichtig aufgezogen ihr Gezwitscher dank Federn, Stiften und Walzen erklingen ließen. Sie dienten zur Unterhaltung oder versteckt in mit Silber und Gold verzierten Büchern als kostbares Geschenk für gefällige Damen. „Und das waren damals dann eher nicht die Ehefrauen“, meinte Wimmer.

Das Zusammentreffen der Mechanik aus Marienheide mit der Kunst in Bergneustadt fand im Rahmen des vor sechs Jahren gegründeten Netzwerks „Bergische Museen“ statt. Dem Verbund mit Sitz im Schloss Homburg in Nümbrecht haben sich bisher 28 der 60 Museen in der Region angeschlossen. Ziel ist es, Synergien zu nutzen, sich auszutauschen und eine noch größere Öffentlichkeit zu erreichen.

Und passend zum Trauzimmer des Heimatmuseums – dem Ort des Vortrags von Ullrich Wimmer – gab es für ihn ein Geschenk vom Bergneustädter Museumsleiter Walter Jordan: Eine winzige Plattentruhe, die batteriebetrieben unter anderem „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“ abspielt.


Das Bergische Drehorgelmuseum in Marienheide-Kempershöhe kann besucht werden nach Voranmeldung unter der Telefonnummer (02264) 2 01 31 81 oder per Mail an leierkastenheiterkeit@t-online.de. Das Heimatmuseum in Bergneustadt hat täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Die Ausstellung „Im Nest“ ist dort noch bis zum 31. August zu sehen. Weitere Infos gibt es außerdem im Internet. www.bergischemuseen.de