Matthias Thul (43) wurde im September 2020 zum Bürgermeister der Stadt Bergneustadt gewählt. Im Interview spricht er über die großen und kleineren Vorhaben für das Jahr 2024.
Interview mit Matthias Thul„Ein Schandfleck der Innenstadt wird verschwinden“
Welches Projekt wird bis Ende des Jahres erledigt sein?
Matthias Thul: Für den Spätsommer peilen wir die Einweihung des neu gestalteten Talparks an, angedacht ist momentan die erste Woche nach den Sommerferien. In der ersten Jahreshälfte werden wir außerdem den Kauf des früheren Extra-Markt-Geländes unter Dach und Fach bringen. Damit steht fest: Ein Schandfleck der Innenstadt wird verschwinden.
Wie sehen denn die Pläne für das Areal aus?
Insgesamt sprechen wir über 11 500 Quadratmeter Fläche, ungefähr ein Drittel wird der Kreis kaufen und dort eine neue Rettungswache errichten. Den Hauptteil erwirbt die Stadt mit dem Ziel, dass ein Investor mit dem Gelände etwas Sinnvolles macht. Was genau sinnvoll ist, wird 2024 sicher ausführlich diskutiert werden. Persönlich kann ich mir Einzelhandel mit darüberliegenden Wohnungen gut vorstellen. Wie auch immer: Neu gebaut werden wird in diesem Jahr auf dem Gelände noch nicht. Aber die Bürgerschaft kann sicher sein, dass sich dort etwas tut.
Wenig tut sich dafür bei der Klimaschutzsiedlung Wiebusch. Das Konzept hat zuletzt mehrere Preise bekommen, trotzdem existiert die Siedlung bislang nur auf dem Papier.
Als wir die Siedlung geplant haben, lagen die Bauzinsen bei einem Prozent und die Fördertöpfe waren voll. Dann zogen die Zinsen an, die Regierung wechselte und vieles wurde nicht mehr bezuschusst. Abgesehen von den Planungen, hat die Siedlung die Stadt bislang nichts gekostet. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass die Nachfrage nach Bauland wieder anziehen wird. Weil einige Banken den Zins gesenkt haben, merken wir aktuell bereits wieder ein steigendes Interesse. Und zwar nicht nur bei der Siedlung Wiebusch, sondern auch bei dem Neubaugebiet im Wiedenester Süden.
Stichwort Zinsen: Der Bergneustädter Haushalt für das laufende Jahr soll erst im März verabschiedet werden. Warum so spät?
Wir warten noch auf eine Änderung, die der Landtag erst Ende Februar beschließen will. So wie es derzeit aussieht, könnten wir mit Hilfe der Neuregelung einen genehmigungsfähigen Haushalt vorlegen. Bergneustadt zählt zu den Kommunen, für die ganz entscheidend ist, wie in Düsseldorf abgestimmt wird.
Halten Sie es eigentlich für seriös, wenn die Landesregierung den Kommunen immer neue Tricks an die Hand gibt, um die Haushalte schönzurechnen?
Durch die Isolierungen für Corona und die Kosten des Ukrainekriegs wurden die Rückzahlungen in die ferne Zukunft verschoben. Ich finde es nicht gut, dass nachfolgende Generationen die Kosten für diese Krisen stemmen müssen. Denn auch in den nächsten Jahrzehnten wird es ja Krisen und Kriege geben, deshalb ist das schon problematisch. Die aktuelle Novelle soll den Kommunen eine Art Verlustvortrag ermöglichen, ähnlich wie Unternehmen dies tun. In einem Jahr hat man hohe Erlöse, im anderen Verluste. Da die Landesregierung der Meinung ist, Kommunen sollten immer mehr funktionieren wie Unternehmen, ist das nur konsequent. Das Kernproblem aber ist und bleibt ja, dass der Bund entscheidet, und es in Berlin offenbar niemanden interessiert, wer am Ende tatsächlich die Rechnungen dafür bezahlt.
Die Altstadt ist ein Schwerpunkt der städtebaulichen Modernisierung. Was steht dort in diesem Jahr an?
Bis Ende 2024 wird einiges sichtbar sein, in diesem Jahr wird etwa hinter dem Heimatmuseum die Stadtmauer freigelegt und ein Weg in die Altstadt gebaut. Auch im Jägerhof wird weiter gearbeitet, wenn auch von außen weniger sichtbar.
Und wie sieht es beim Gewerbegebiet Dreiort aus?
Dort wollen wir im Dezember 2024 sagen können, wie die Grundstücke aussehen und wie teuer sie sind. Für Bergneustadt ist das eine tolle Nachricht – endlich gibt es wieder neuen Raum für Gewerbe. Und dazu hervorragend angeschlossen. Man muss nur durch zwei Kreisel hindurch und schon ist man auf der Autobahn. Die Interessentenliste ist lang. Aber wir werden sehr sorgfältig prüfen, wer sich dort ansiedelt. Logistiker mit hohem Flächenverbrauch und nur wenigen Mitarbeitern wollen wir jedenfalls nicht.