Der Bonner Comedian und Kabarettist Özgür Cebe gastierte mit seinem neuen Programm „Geist ist geil“ im Bergneustädter Schauspielhaus.
„Geist ist geil“Comedian Özgür Cebe im Schauspielhaus Bergneustadt
Ein wenig aufgeregt zu sein, wenn man in intimem Ambiente sein neues Kabarettprogramm vorstellen darf, war auf jeden Fall völlig legitim. Aber der Bonner Kabarettist Özgür Cebe war überhaupt nicht nervös, als er am Freitagabend im gemütlichen und vollbesetzten Schauspielhaus in Bergneustadt an der Kölner Straße die Bühne betrat. Oder man merkte es ihm nicht an.
Mitgebracht hatte er sein Programm „Geist ist geil“, und er hatte Lust darauf, herzhaft zu schwadronieren und sicherlich auch ein wenig zu provozieren. Er machte direkt klar, dass er in der sogenannten Ethno-Comedy zu Hause ist. „Ich bin armenisch-türkisch-kurdischer Abstammung. Ich habe also gleich drei Feinde in einem Körper. Das merke ich jeden Morgen vor dem Spiegel. Der Armenier will sich rasieren, der Türke möchte einen Schnauzbart und der Kurde? Der will den beiden anderen kein Rasiermesser in die Hand geben“, sagte er.
Wie ein Beamter nach dem Krieg
Er berichtete von seiner Kindheit in Bonn-Tannenbusch. „Das ist kein guter Name für die Integration. Wie soll das bei dem Namen gehen? Oh Tannenbusch, oh Tannenbusch…“ Das Aufwachsen in dieser Atmosphäre sei nicht ganz einfach gewesen. „Ich bin wie ein Beamter nach dem Zweiten Weltkrieg. Ich kann mich an meine peinlichen Taten von damals nicht mehr erinnern.“ Allerdings würden Fotos sie dokumentieren. An dieser Stelle merkte man dann doch kurz, dass das Programm eben noch ganz neu war. „Ihr könnt jetzt mal kurz klatschen, dann finde ich meinen Text auch…“ Entwaffnend ehrlich war das, und auch sehr sympathisch.
Und sympathisch war auch der Rest, wenngleich einem manchmal das Lachen im Hals stecken blieb. Wie sich das für gutes Kabarett oder Comedy eben gehörte. Wobei Özgür Cebe ohnehin keinen Unterschied zwischen den beiden Gattungen machte. „Für mich gibt es nur Stand-Up-Comedy, wie in den USA auch“, sagte er.
Und so ging es dann auch mit Lust am Schwadronieren in ganz unterschiedliche Themen. Wenn er etwa sagte, dass er unbedingt Schauspieler werden wollte. „Ich sehe aber nun mal so aus, wie ich aussehe. Deswegen wurde ich immer für Schurken-Rollen ausgewählt. Bis ich mal gesagt habe, dass ich doch auch mal eine romantische Rolle wollte. Eine Woche später kam mein Agent und sagte, dass ich eine Rolle als Vergewaltiger in Aktenzeichen XY hätte.“
Oder wenn er von seinen ersten Auftritten in einer Sauna voller nackter Männer berichtete. Oder von seinem Freund aus der Jugend, der ihm bei den Mädels immer die Tour vermasselte. „Ein Mädchen fragte ihn, was er von Beruf sei. Und aus allen Berufen dieser Welt, wählt er diesen: Ich bin Pilot. Ich fliege immer zwischen Köln und Bonn.“ Das kam gut an. Und es tat auch gut, dass man einfach mal zwei Stunden lang abschalten konnte, sich mal ein bisschen vom angenehmen Tonfall des Kabarettisten berieseln lassen konnte.
Finger in die Wunde legen
Und zwischendrin in diesem Sammelsurium an leichten Gags mit oft ernstem Hintergrund stellte man fest, dass hinter allem, was der Özgür Cebe da an Klischees aneinanderreihte, eine Menge Wahrheit steckte. Auch deshalb war es ein bereichernder Abend. Dann schließlich war genau das schon immer die Aufgabe von Comedy und Kabarett: den Finger in die Wunden der Gesellschaft zu legen.