Bergneustadt – Zübeyde Ates strahlt über beide Ohren, während sie mit ihrem Rad behutsam den kleinen Verkehrsübungsplatz der Bergneustädter Sonnenschule entlangradelt. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich nochmal Fahrrad fahren werde,“ sagt sie.

Schließlich hätte sie vor Jahren einen schweren Unfall mit Armbruch gehabt. Ein Auto besitzt sie nicht und für das Rad musste sie lange sparen. Der Fahrradkurs für Frauen soll den Teilnehmerinnen mehr Freiheit ermöglichen.

Mit rund 15 Frauen trifft sie sich nun bereits den dritten Samstag in Folge zu einem Fahrradkurs, initiiert von Arzu Durmus und Basak Yilmaz von FFF „Fahrrad Frau Freiheit“. Gemeinsam mit Manuela Bergmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bergneustadt, Friederun Schmilinsky vom ADFC Oberberg Mitte und Fahrradtrainerin Alfa Dinar motivieren sie die Frauen, die zum größten Teil vorher nicht Fahrrad fahren konnten.

Ziel soll die Teilnahme am ersten Bergneustädter „Fancy Women Bike Ride“ am 18. September sein. Mit dem seit 2013 in großen Metropolen stattfindenden Fahrradausflug machen sich auffällig gekleidete Frauen für den Klimaschutz stark und fordern eine Fahrrad-Infrastruktur. Die Teilnahme an der Demo sei aber längst nicht alles, erklärt Durmus: „Viele Frauen sind in der Pandemie depressiv geworden. Gemeinsam Fahrrad zu fahren heißt auch, wieder raus und unter Leute zu kommen. Mobilität hat eine große Bedeutung.“

Frauen wollen gemeinsam Touren unternehmen

Für die Zukunft seien gemeinsame Touren geplant. Unter anderem auch, um ehrenamtliche Organisationen wie die DLRG zu besuchen. Ates ist glücklich, dass sie sich für den Kurs entschieden hat. „Ich habe sogar eine Freundin gefunden. Wir haben schon einen Ausflug mit dem Rad gemacht“, berichtet sie. Nach dem Tod ihres Mannes vor über zwei Jahren sei sie in eine schwere Depression gerutscht und hätte das Haus kaum verlassen. „So gelacht wie hier habe ich schon lange nicht mehr.“ Ihre neu gewonnenen Freundin Ayse Kaya fügt hinzu: „Das ist Freiheit.“

Zu Beginn des Kurses wurden alle Räder, die die Sonnenschule zur Verfügung stellt, zu Laufrädern umgebaut. Friederun Schmilinsky vom ADFC erklärt warum: „Es ist alles eine Frage der Balance. Wenn die Frauen sicher auf dem Laufrad sind, können sie ohne weiteres umsteigen.“

Gleichstellungsbeauftragte Bergmann unterstützt das Projekt gern. „Es ist schön zu sehen, wie glücklich die Frauen sind und wie schnell sie Selbstvertrauen erlangen.“ Die Initiatoren hoffen nun, dass sich noch mehr Frauen der Bewegung anschließen und am „Fancy Women Bike Ride“ am 18. September teilnehmen. Anmeldung per E-Mail