AboAbonnieren

KunstszeneDoppelausstellung erinnert in Bergneustadt an Horst Janzen

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Herren und eine Dame stehen vor Bildern in einem Ausstellungsraum.

Den Nachlass ihres Vaters Horst Janzen präsentieren in Bergneustadt die Künstlerkinder Jan (l.), Christine und Thomas.

Der 1978 verstorbene Künstler Horst Janzen hat die Bergneustädter Szene geprägt. Seine Kinder wollen ihn in Erinnerung bringen.

Es war wie bei einem großen, fröhlichen Familientreffen: Noch vor der Eröffnung der Ausstellung „Wasser, Land und Leute“ mit Bildern des Künstlers Horst Janzen schwirrte der Vorplatz des Heimatmuseums von lebhaften Stimmen, die Erinnerungen austauschten an den 1978 verstorbenen Bergneustädter Maler, Bildhauer, Happeningveranstalter und Kunstpädagogen.

Mehr als 100 Besucherinnen und Besucher waren zur Vernissage gekommen, darunter ehemalige Schüler, Kolleginnen und Kreative der oberbergischen Kunstszene, zudem Familienmitglieder und frühere Nachbarn. Mit Johannes Hahn war sogar ein EU-Kommissar unter den Gästen. Jan Janzen, der jüngste Sohn des Künstlers, kennt ihn von seiner Arbeit in Brüsssel.

Ein bärtiger Mann raucht Pfeife.

Horst Jansen signierte seine Bilder in einem Zug mit „horstjanzen“.

Janzen sagte in seiner Rede zur Begrüßung: „Ich bin davon überzeugt, dass die Bilder positiven Einfluss auf die Betrachter haben. Sie machen die Menschen glücklicher, netter.“ Er hatte die Idee zur Ausstellung, geboren aus der intensiven Auseinandersetzung mit dem Nachlass seines Vaters bei der Sichtung von rund 1000 Gemälden. Darunter finden sich diverse Techniken und Stilrichtungen von Impressionismus bis Surrealismus, viele Motive aus Bergneustadt und Umgebung, aber auch völlig abstrakte Farbkompositionen.

Bergneustädter malte „mit großer Leichtigkeit“

So hob Birgit Ludwig-Weber, Vorsitzende des Nümbrechter Kunstvereins, in ihrer Laudatio die große Experimentierfreude des Künstlers hervor und verwies auf die hohe Qualität der über 1000 Zeichnungen, besonders der Tuschezeichnungen, „die quasi mit einer Linie gezeichnet sind, schnell und mit großer Leichtigkeit“. Keine leichte Aufgabe für Sohn Jan, unterstützt von seinem älteren Bruder Thomas und seiner Schwester Christine von Burkersroda, rund 70 Bilder auszuwählen, die bis zum 31. März im Heimatmuseum und im Rathaus zu sehen sind.

In Bergneustadt habe Horst Janzen, der aus Ostpreußen stammte und erst 1957 ins Oberbergische kam, eine Heimat gefunden, stellte Birgit Ludwig-Weber fest. Auf einer Stadtansicht von Bergneustadt habe er drei Jahre vor seinem Tod notiert: „Hier bin ich glücklich.“

Gewidmet ist die Ausstellung Janzens Bergneustädter Ehefrau Edith, geborene Faulenbach, die mit ihrem Geschäft für Kunstgewerbe und Mode die wirtschaftliche Grundlage der Familie sicherte. Die Familientradition wird weitergeführt: Im Rathaus bedruckten drei Enkel des Künstlers T-Shirts mit Motiven aus dem Werk ihres Großvaters, auch ein Weg, sein Erbe lebendig zu erhalten und die Hoffnung von Jan Janzen umzusetzen, dass „die Bilder den Weg in Ausstellungsräume und Museen finden, in Wohnungen und Häuser, den Weg in die Herzen der Leute.“

Die Ausstellung im Heimatmuseum, Wallstraße 1, ist donnerstags und freitags von 14 bis 17 Uhr und am Wochenende von 11 bis 17 Uhr geöffnet, die Schau im Rathaus, Kölner Straße 256, montags bis freitags 8 bis 12 Uhr und (außer freitags) 14 bis 16 Uhr.


Horst Janzen und Bergneustadt

Horst Janzen flüchtete nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit seiner Mutter aus Ostpreußen, lebte dann in Dänemark und auf Amrum, studierte in Kiel und gehörte zur Gruppe Oberhausener Künstler. Von 1957 bis 1978 lebte er in Bergneustadt. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Horst Janzen als Kunstlehrer an der Realschule. Mancher Bergneustädter erinnert sich noch an die Gipsplastiken, die Janzen mit seinen Schülern schuf und überall aufstellte. Nicht selten setzte er seine Bilder als Tauschmittel ein. Tatsächlich hätten viele Oberberger einen „Horstjanzen“ (wie der Künstler seine Arbeiten in einem Zug signierte) zu Hause, stellte der jüngste Sohn Jan fest, als er sich mit seinen Geschwistern daran machte, den Nachlass zu katalogisieren.