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Nach 34 JahrenBergneustädter Kult-Disco „Come In“ feierte die letzte Party

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist ein älterer DJ an einem Mischpult.

Zum allerletzten Mal drehte DJ Harsha alias Uwe Müller (67) am Wochenende im Bergneustädter „Come In“ am Mischpult.

DJ Harsha alias Uwe Müller (67) macht Schluss. Zur Abschiedsparty in Bergneustadt kamen die Gäste in Scharen.

„Dieser Ort ist unser Leben, unser zweites Zuhause, unser Wohnzimmer“, erzählen Denise Kahnert und Kathi Wolfslast am Samstagabend in der Diskothek „Come In“ an der Othestraße. Kurz vor Silvester war es das letzte Mal, dass der „alternative Schuppen“ seine Pforten geöffnet hat, nachdem er seit rund 34 Jahren Kultstatus in Bergneustadt hat. Die beiden Freundinnen sind seit ihrer Volljährigkeit Stammgäste.

Das „Come In“ öffnete am 1. Juni 1990 in Bergneustadt

Vor rund zehn Jahren haben sie DJ Harsha alias Uwe Müller eine Playlist mit dem Titel „All Time Favorites“ und ihren Lieblingsliedern überreicht, die dann auch immer wieder gespielt wurden. „Es ist so schön, die Augen zu schließen und diese Musik zu hören“, schwärmt Denise und Kathi berichtet stolz: „Heute Abend hat uns Harsha gesagt, dass die Liste toll ist – das ist für uns das größte Kompliment.“

Blick auf Menschen, die an einem Kickertisch spielen.

An den legendären Billard- und Kickertischen drängelten sich Gäste aus Bergneustadt und der Umgebung am letzten Abend.

Noch um Mitternacht wartet eine lange Schlange auf Einlass. Nur stoßweise dürfen kleine Gruppen hinein, denn der Laden ist bereits zum Bersten gefüllt. „Heute ist es genauso voll wie bei der Eröffnung am 1. Juni 1990 – das ist unglaublich“, erinnert sich Harsha an den Beginn des „Come In“.

Kultstatus der Bergneustädter Disco begann mit einer Zeitungsannonce

Damals habe es eine Zeitungsanzeige gegeben, dass eine Diskothek zu verpachten sei. Zuvor hatte er als Altenpfleger an freien Wochenenden begeistert Vinyl auf den Plattenteller gelegt und daraufhin den Verpächter von seinem alternativen Konzept überzeugt: „Statt die üblichen Charts zu spielen, sollte es bei mir eine Mischung aus Rock, Funk und Metal geben.“ Der DJ meint lachend: „Je härter die Musik, desto friedlicher ist das Publikum.“

Je härter die Musik, desto friedlicher ist das Publikum.
Uwe Müller alias DJ Harsha

Das Konzept geht auf. Ohne Dresscode oder Fokussierung auf eine bestimmte Altersgruppe etabliert sich die Disko zu einem angesagten Treff, in dem sogar der Bund fürs Leben angebahnt wird. „Nadine hat mir immer beim Billard zugeschaut“, erzählt Jan Kleinjung. Das sei vor 26 Jahren gewesen: „Dann sind wir ins Gespräch gekommen und schließlich wurde mehr daraus.“ Seine Frau bedauert: „Es ist so schade, dass das Come In jetzt schließt – bald schon hätten unsere Kinder hierher gehen können.“

Auch Harsha berührt der letzte Abend am Mischpult: „Frühere Stammgäste sind aus ganz Deutschland, ja sogar aus Salzburg, für diese letzte Party gekommen.“ Er zeigt eine Uhr mit dem Logo des „Come In“, die ihm eine Gruppe zum Abschied geschenkt hat. „Aber jetzt bin ich 67 – irgendwann hat man die Rente durch“, sagt er entschlossen, aber auch mit viel Wehmut.

Einen Nachfolger habe er noch nicht gefunden, auch wenn es ein paar Bewerbungen gab. Als Opa von zwei Enkeln will er sich im Ruhestand der Familie widmen, die jahrzehntelang an den Wochenenden auf ihn verzichten musste. Doch Harsha verspricht: „Musik wird immer mein Hobby bleiben.“