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Sozialverhalten stärkenIm Kindergarten in Bergneustadt ist Sankt Martin ein wichtiges Fest

Lesezeit 3 Minuten
Eltern und Kinder gehen mit Laternen beim Martinsumzug durch die Innenstadt.

Auch in Oberberg gehen viele Eltern und Kinder mit Laternen beim Martinsumzügen durch die Orte.

Im Kindergarten Henneweide wird neben dem Laternenbasteln auch über den Hintergrund der Tradition und den Namensgeber des Martinstages gesprochen.

Sankt Martin steht vor der Tür und im Kindergarten Henneweide in Bergneustadt hat das alljährliche Laternen basteln begonnen. Jedes Jahr ziehen zahlreiche Kinder mit leuchtenden Laternen durch die Straßen und von Tür zu Tür, auch in Oberberg. Sie singen Lieder und freuen sich, wenn sie an der Haustür Süßigkeiten abstauben.

Im Kindergarten Henneweide wird in diesen Tagen neben dem Laternenbasteln auch über den Hintergrund dieser Tradition und über den Namensgeber des Martinstages gesprochen. Der Tag zu Ehren von Martin Tours soll an dessen gute Taten erinnern. In seiner Zeit als römischer Soldat soll er unter anderem mit einem Schwert seinen Mantel geteilt und so einen Bettler am Wegesrand vor dem Erfrieren gerettet haben. Deshalb finden jedes Jahr rund um seinen Todestag, den 11. November, Martinsumzüge statt, wissen die Kindergartenkinder aus Bergneustadt.

Sankt Martin: Im Kindergarten werden Laternen gebastelt

Damit sie für diese Umzüge gut ausgerüstet sind, basteln Erzieherinnen, Kinder und Eltern im Kindergarten Henneweide gemeinsam die bunten Laternen. Jolanda Hilgermann aus Reichshof ist die Einrichtungsleiterin und betont, wie wichtig die gemeinsame Aktion für die Kinder ist: „Die Eltern bekommen einfach einen anderen Einblick und die Kinder lieben das.“ In den vergangenen Jahren habe sie jedoch festgestellt, dass Aktionen wie das Laternenbasteln immer weniger Anklang finden: „Eltern haben immer mehr zu tun und weniger Zeit, gemeinsam etwas mit ihren Kindern zu unternehmen. Vor allem Corona war in diesem Zusammenhang wie ein Cut.“

Deshalb ist es ihr umso wichtiger, solche Aktionen beizubehalten. Dazu kommt, dass seit einigen Jahren auch in Oberberg ein weiterer Brauch immer bekannter wird. Viele feiern mittlerweile gerne Halloween – vor allem ältere Kinder und Jugendliche, die das Fest als eine Art Ersatz für Sankt Martin sehen. Dabei gehen die Jugendlichen am Abend des 31. Oktobers meist gruselig verkleidet von Haus zu Haus und fragen dort nach „Süßem oder Saurem“.

Bergneustadt: Halloweenfeier im Kindergarten nicht vorstellbar

Hilgermann kann sich eine Halloweenfeier in ihrem Kindergarten aber nicht vorstellen: „Auch wenn sich die Kinder gerne verkleiden, wie man es an Halloween nun mal macht, ist das einfach zu gruselig“, betont sie. Sankt Martin hat im Kindergarten Henneweide zudem einen sehr hohen Stellenwert: „Wir feiern hier Sankt Martin nicht aus dem christlichen Aspekt, sondern aus dem moralischen und vor allem sozialen Aspekt heraus. Die Kinder sollen auch den Mann am Straßenrand sehen“, erklärt Hilgermann.

Halloween werde oft mit dem „Erbetteln“ von Süßigkeiten in Verbindung gebracht, was die Kindergartenleitung nicht unterstützen und den Kinder auch nicht weitergeben möchte. Stattdessen sollen die Kinder in ihrem Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden und lernen, dass man Dinge auch teilen kann. Vanessa Mosa aus Bergneustadt ist an diesem Tag mit ihrem dreijährigen Sohn Liam beim Laternenbasteln dabei. Sie hat schon als Kind Sankt Martin gefeiert und möchte diese Tradition weitergeben: „Mir ist es wichtig, etwas gemeinsam mit meinem Sohn zu machen“.

Auch Vanessa Mosa findet Halloween für das Kindergartenalter noch nicht geeignet. „Ich habe nicht den Eindruck, dass der neue Halloween-Trend die Angebote zu Sankt Martin verdrängen könnte oder schon verdrängt hat“, sagt sie. Wenn ihr Sohn einmal älter ist, kann sich die Mutter aber durchaus vorstellen, mit ihm auch Halloween zu feiern. „Sankt Martin ist aber einfach familienfreundlicher“, betont sie. (cav)