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Auf der Suche nach BegegnungInterreligiöse Bergneustädter Gruppe plant Projekt

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Seite an Seite: Recep Özgül, Jamel Othmani und Reinhard Lorenz (v.l.) wollen, dass sich die Bergneustädter näherkommen.

Bergneustadt – „Weißt Du, wer ich bin?“ Viele müssten wohl mit einem ehrlichen Nein antworten, fragte dies ein Mitmensch anderen Glaubens. Die Frage ist zugleich Titel eines bundesweiten interreligiösen Projekts für ein friedliches Zusammenleben in Deutschland, das von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, dem Zentralrat der Juden sowie der Türkisch-Islamischen Union, dem Islamrat, dem Verband Islamischer Kulturzentren und dem Zentralrat der Muslime getragen wird.

Für eine Teilnahme bemüht sich jetzt auch eine Gruppe Bergneustädter Muslime, Christen und Juden beim Bundesinnenministerium um Fördermittel. Der Antrag geht heute auf den Weg, mit einer Zusage rechnen die Bergneustädter – denn so eine Kooperation hat es in der multikulturellen Feste noch nie gegeben.

Abstimmunsgespräche zwischen verschiedenen Vertretern

Gut 20 Vertreter der örtlichen Türkisch Islamischen Gemeinde, des Christusforums Deutschland, der Sozialstiftung Oberberg und des Caritasverbandes Oberberg haben sich am Freitagabend zu Abstimmungsgesprächen getroffen, nachdem die Vorarbeit seit einem halben Jahr in kleinerer Runde geleistet wurde. Vertreter einer jüdischen Gesellschaft waren verhindert, hätten aber ihr Mitmachen zugesagt, berichten die Antragsteller. Der Bürgermeister wurde gebeten, die Schirmherrschaft zu übernehmen.

Die vier Institutionen haben sich zusammengetan, um mit einer Reihe von geplanten Aktionen die ganze Stadt näher zusammenrücken zu lassen. Im Rahmen der Interkulturellen Woche soll „Weißt Du wer ich bin?“ in der Zeit vom 16. September bis 16. Oktober möglichst viele Bergneustädter, Menschen von außerhalb sowie Schulen und andere Institutionen erreichen – völlig unabhängig, woran sie glauben. Der Eintritt ist frei, wenn sich die drei großen Religionen an drei Abenden im Krawinkelsaal vorstellen. Los gehen soll es am 21. September mit dem Judentum, am 29. September folgt das Christentum, am 12. Oktober der Islam. Beginn ist jeweils um 18 Uhr.

Keimzelle für einen Dialog

Die Begegnungen sollen Keimzelle für viele weitere und einen stetigen Dialog sein, hofft Jamel Othmani, der das Projekt für die Caritas Oberberg betreut. Parallel dazu wird in den Räumen der Sozialstiftung (Kölner Straße 259) eine Ausstellung gezeigt, die abrahamitische Religionen zum Thema hat und schon jetzt zu sehen ist. Reinhard Lorenz von der Sozialstiftung ruft Besucher auf, alltägliche Dinge ihres Glaubens mitzubringen – wie Kippa, Gebetsteppich oder Kreuz. Niemand solle Hemmungen haben, sich zu zeigen – und jeder solle bereit sein, etwaige und vielleicht unbewusst gehegte Vorurteile gegenüber „den Anderen“ abzubauen.

Den neu eingeschlagenen Weg in noch mehr Transparenz und Wertschätzung geht auch Recep Özgül gerne mit, dessen Moscheegemeinde mit ihren Plänen für eine Vergrößerung derzeit im Zentrum der öffentlichen Diskussion steht. „Uns wurde der Vorwurf gemacht, dass wir uns nicht öffnen“, sagt Özgül: „Doch wir haben nichts zu verstecken.“ So stünden auch die in der Moschee gehaltenen Predigten in deutscher Sprache im Internet. Özgül: „Ich freue mich darauf, uns zu zeigen und die anderen Religionen noch besser kennenzulernen.“

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Auch wenn die Bergneustädter natürlich schon jetzt friedlich zusammenlebten, so zeigten Konflikte und Kriege rund um den Globus, dass ein Projekt wie dieses nötig sei, merkte ein Teilnehmer am Freitagabend an: „Wenn man sich auf seinen Glauben besinnt, kann man sich in Liebe begegnen.“ Die verschiedenen Religionen hätten mehr Gemeinsamkeiten als gedacht. Die Bergneustädter machen sich nun daran, dass Gemeinsame herauszukristallisieren.

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