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2G-PlusKneipen und Cafés in Oberberg blieben am Wochenende fast leer

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Schwach besetzt war am Freitagabend die Theke im „Websters Inn“ in Waldbröl von Gastwirt Bernd Weber.

Oberberg – Seit vergangenem Donnerstag gilt auch in der Gastronomie die 2G-Plus-Regel, nach der Genesene und zweimal Geimpfte einen zusätzlichen Test nachweisen müssen und nur Geboosterte freien Zugang in die Innenräume der Gaststätten haben. Michael Kupper hat sich umgesehen, wie Gastronomen und Gäste auf die neue Situation reagieren.

Am Eingang werden die neuen Regeln erklärt

„Wenn das so weitergeht, muss ich Passkontrollen wie an einer Grenzstation einführen“, sagt Bernd Weber vom Waldbröler Irish Pub „Websters Inn“ am Freitagabend verärgert. An der Eingangstür hängt ein Plakat, auf dem in Kurzform beschrieben ist, wer alles reindarf.

„Meine Gäste fühlen sich veräppelt – und es kommen immer weniger“, schildert Weber. Schon im Vorfeld der neuen Restriktionen seien sie verunsichert gewesen. „Im Dezember hatte ich einen Umsatzeinbruch von 60 Prozent“, sagt er über den früher mit Weihnachtsfeiern gespickten Monat. Seit dem Wochenende sei es noch schlimmer: „Es ist mir noch nie passiert, dass ich an einem Freitagabend schon um 1 Uhr schließen konnte.“

Protestplakate im Fenster aufgehängt

In den Fenstern zur Hochstraße hin hängen weitere Schilder „Zum Leben zu wenig – Zum Sterben zu viel – Gastrosterben dank 2G-Plus“, heißt es darauf. Live-Musik gibt es schon länger nicht mehr. Aushilfen braucht der Gastronom ebenso wenig: „Es genügt, wenn ich mir alleine die Beine in den Bauch stehe – früher waren die Tische voll besetzt und die Leute standen in Dreierreihen an der Theke.“

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In den Fenstern des "Websters Inn" hat Bernd Weber Protestplakate aufgehängt.

Viele seiner ehemaligen Gäste seien nicht geboostert: „Für ein paar Bier am Abend holt sich keiner einen Test.“ Die Möglichkeit, Zweimal-Geimpfte an Ort und Stelle unter Aufsicht zu testen, lehnt Weber ab: „Dafür müsste ich eine Aushilfe anstellen – das kann ich mir nicht leisten.“

Stammgäste sind teilweise empört

Ein Stammgast am Tresen empört sich: „Diese Regelung ist ein Witz.“ Resigniert ergänzt er: „Aber Aufregen nützt wenig, es ändert sich ja doch nichts.“ Neben ihm sitzt eine ehemalige Aushilfe: „Ich bin froh, dass ich einen Hauptjob habe, für mich waren die Abende hier ein Bonus. Aber meine Kolleginnen, die darauf angewiesen sind, tun mir echt leid.“ Sie bedauert: „Jetzt geht alles kaputt – das ist ganz schön traurig.“

In Reichshof-Dreslingen freut sich Berthold Altwicker, Wirt der Gastwirtschaft „Zur Linde“, über vier Stammgäste, die zum „Schocken“, einem früher verbreiteten Würfelspiel, gekommen sind und mit ihrer Begeisterung wenigstens einen Teil der sonst üblichen Kneipenstimmung wettmachen. Die drei sind geboostert, einer hat sich einen Test besorgt.

„Ich schätze, dass das Gastgewerbe auf diese Weise vor die Hunde geht“, sagt Altwicker. Der 83-Jährige betreibt die Kultkneipe in dem kleinen Dorf seit mehr als 30 Jahren und blickt trotz der schwierigen Lage zuversichtlich in die Zukunft: „Im Sommer wird es bestimmt besser und so lange ich noch kann, mache ich weiter.“

Kaum noch Gelegenheitsgäste

Doch nicht nur Kneipen sind von der neuen Regelung betroffen, auch Gastronomiebetriebe, die sich auf Gelegenheitsgäste eingestellt haben. So hat Marlies Allmann vom „Ballebäuschen“ in Reichshof-Hespert einen „Ausruhort“ für Wanderer auf dem Bergischen Panoramasteig geschaffen. Sie stellt fest, dass die Nachfrage durch zufällig vorbeikommende Gäste stark nachgelassen habe: „Wenn es hier Wintersport geben würde, wären unsere Ausfälle noch höher.“

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Birgit Jaeger vom „Mühlencafé“ an der historischen Getreidemühle in Reichshof-Nespen setzt auf ihr Angebot von „Kuchen to go“. Auch innerhalb der Woche hat sie nun ständig Torten und Blechkuchen frisch aus dem Ofen im Angebot. Durch die benachbarte Landwirtschaft ihres Mannes Markus freut sie sich nicht nur über Wanderer, sondern auch auf Reitergruppen: „Wir haben Anbindemöglichkeiten, Wasser und Heu sind reichlich vorhanden.“

Selbstgebackener "Kuchen to go"

Am Samstag kommt Thomas Berg aus Morsbach vorbei und holt sich Kuchen für das Wochenende. „Das mache ich etwa einmal im Monat“, erzählt er. „Die selbstgebackenen Kuchen ziehe ich jeder Industrieware vor.“

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Birgit Jaeger (u.l.) vom „Mühlencafé“ in Reichshof-Nespen setzt auf ihr Angebot von „Kuchen to go“. 

Gleich darauf treffen zwei Wanderer ein und möchten in die Gaststube. Einer von ihnen ist noch nicht geboostert und hat auch keinen Test dabei. Seine Erklärung „Ich habe nächste Woche meinen Impftermin“ reicht Jaeger nicht. Bedauernd muss sie die beiden abweisen. Gleich darauf berichtet sie von einem Erlebnis, als Stammkunden ihr bei einem wütend werdenden Gast beigestanden hätten, und freut sich: „Ich habe die besten Gäste der Welt.“