Der Sinn ist es, andere mit Argumenten zu überzeugen. Der Wettbewerb fand in Wipperfürth statt.
Rhetorik-WettbewerbJugendliche aus Hückeswagen erzählt: „Meine Familie hat richtig gelitten“
Mark Twain behauptete einst: „Um eine gute Stegreifrede zu halten, brauche ich drei Tage Vorbereitungszeit“. Auf die drei Finalisten des Oberbergischen Rhetorik-Wettbewerbs der Rotary-Clubs traf das am Freitagnachmittag keinesfalls zu, denn ihnen blieb gerade einmal eine Minute Vorlauf, um die Jury von ihren Fähigkeiten zu überzeugen und den Sieg mit nach Hause zu nehmen.
Insgesamt 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der gymnasialen Oberstufe aus den Schulen im Oberbergischen nahmen die Herausforderung im St. Angela-Gymnasium in Wipperfürth an, sich beim Sprach-Turnier zu messen. Die Aufgabe bestand darin, eine achtminütige Rede zu einem frei gewählten Thema vorzutragen.
Vielfältige Themen und Vortragende
Die Jury, bestehend aus neun Rotariern, eine ungleiche Anzahl, damit es bei Gleichstand kein Patt gibt, hörte und schaute genau hin: Einsatz von Körpersprache, Argumentation, Überzeugungskraft, Logik und freies Reden waren nur ein paar der Kriterien.
Die Themen waren so vielfältig wie die Vortragenden und ihre Ideen, wo ihre Reden Anklang finden könnten: bei einer Gesundheitsmesse, im Jugendparlament oder vor dem Kultusministerium. Es ging um Feminismus, Menschenrechtsverletzung im Iran, Social Media oder die Energiewende.
Heimspiel hatten am Freitag Anna-Lena Hütt aus Wipperfeld und Sarina Blackert aus Hückeswagen, beide Schülerinnen von Nadine Sarp. Diese hatte ihre Schützlinge vorab für den Wettstreit begeistert und anschließend gecoacht. Bei der 16-jährigen Blackert ging es um das deutsche Schulsystem und Chancengleichheit, Hütt, die gleichzeitig in den Abiturvorbereitungen steckt, hatte sich mit dem Thema „Doomscrolling“ beschäftigt. „Dabei geht um die Emotionalisierung in den Medien. Denn, wie man oft feststellt, haben die Infos, die wir erhalten, den Fokus auf dem Negativen“, erläuterte die 18-Jährige näher.
Ins kalte Wasser geschmissen
Für Nadine Sarp, die neben Deutsch auch Mathe und Religion unterrichtet, waren ihre Schülerinnen, die auch Erfahrung im Theaterspiel mitbringen, genau die Richtigen, um sie in den Wettbewerb zu schicken und auf den Sieg zu hoffen. Schließlich hatte das St. Angela-Gymnasium vor der Pandemie schon mehrmals Gewinner und somit den Austragungsort stellen können.
Vorbereitet haben sich beide mithilfe der Freunde, Familie und ihrer Lehrerin. „Die Familie hat richtig gelitten, auch der Hund. Ich habe meine Rede so oft vorgetragen“, lachte Blackert und war genau so gespannt, ob sie es ins Finale geschafft hat, wie Hütt, denn dann ginge es erneut auf die Bühne. Eine Minute Vorbereitung und zwei Minuten Stegreifrede zu einem bis dahin unbekannten Thema galt es zu bewältigen, um das Preisgeld von 500 Euro abzustauben und sich die Teilnahme am Distrikt-Finale zu sichern.
Kommunikation als Schlüssel
Cornelia Rebbereh moderierte die Veranstaltung und war froh, nicht in der Jury zu sitzen und sich entscheiden zu müssen. Junge Menschen sollen durch ihre Teilnahme ermuntert werden, ihre kommunikativen Fähigkeiten zu entwickeln und zu pflegen als Schlüssel zum beruflichen Erfolg und um das Sozialverhalten zu formen.
Das ist auch Hütt und Blackert bewusst, die sich vorstellen können, später als Juristin und Moderation tätig zu sein. „Dass wir diese Erfahrung machen, ist super fürs Selbstbewusstsein und gut sprechen zu können, steigert vielleicht Jobchancen. Man muss immer irgendwo vor Leuten sprechen und sie damit erreichen“, so auch die Schülerinnen.
Letztendlich schaffte es Anna-Lena Hütt mit ihrem Beitrag tatsächlich ins Finale. Nicht schlimm für Sabrina Blackert, denn da sie erst die Jahrgangsstufe Q1 besucht, hätte sie theoretisch die Möglichkeit, im nächsten Jahr wieder an den Start zu gehen für ihre Schule.
Nun galt es, spontan auf die ausgelosten Zitate zum Thema Reisen, zu reagieren. Die drei Jugendlichen bewährten sich in der Redekunst, um Worte ringen muss niemand. Am Ende hatte Johannes Lau vom Gymnasium Lindlar die Nase vorne und jubelte, als auch beim zweiten Platz sein Name noch nicht gefallen war, mit vollem Körpereinsatz.