Neubau von CovestroLeverkusener Mitarbeiter testen schon einmal die neue Arbeitswelt
Leverkusen – Ein paar Bürocontainer der besseren Bauart stehen auf einer Brache im Schatten des Forschungshochhauses von Bayer. Geht man rein, beginnt hinter einer Metall-Leiste auf dem Boden die schöne neue Arbeitswelt. Oder besser: das Laboratorium, in dem sie gerade entwickelt wird. Reichlich eineinhalb Jahre, bevor Covestro seinen Neubau direkt an der B 8 beziehen will, können die Mitarbeiter schon mal gucken, wie ihr künftiges Büro aussehen könnte. Und dazu etwas sagen. Insofern ist die 288 Quadratmeter große „Pilotfläche“ für Maud Bermann und Stephan Rosenthal auch eine Lernumgebung.
Rosenthal ist einer von zwei Projektleitern für das neue Bürogebäude von Covestro.
700 Leute sollen Ende 2019 in dem Haus einziehen, von dem noch nicht recht klar ist, ob es auch die neue Zentrale des Kunststoff-Konzerns wird.
Ob eines Tages der Vorstand dort Büros bezieht, ist für Rosenthal auch gar nicht so wichtig. „Ein Repräsentationsbau wird das nicht“, sagt er. Jedenfalls keiner, der das Repräsentationsbedürfnis von Konzernlenkern befriedigt, die ihre Bedeutung in Quadratmetern Bürofläche messen. Freilich machen Markus Steilemann, Thomas Toepfer und Klaus Schäfer nicht den Eindruck, so zu ticken.
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Bei Covestro ist der auf 80 Millionen Euro kalkulierte Bau aus mehreren Gründen wichtig. Es ist das erste neue Gebäude, das der Konzern seit der Abspaltung von Bayer errichtet, „sozusagen vom ersten selbst verdienten Geld“, sagt Rosenthal. Vor allem aber will Covestro dort eine Umgebung schaffen, die das neue Selbstverständnis der Firma repräsentiert. Man will flexibler sein, offener, kommunikativer als zu den alten Bayer-Zeiten. Demzufolge wird es kaum Einzelbüros geben und noch nicht einmal feste Schreibtische, an denen sich die Benutzer häuslich einrichten. Was natürlich sofort eine Frage aufwirft: „Wohin mit dem Familienfoto?“ Maud Bermann denkt über einen Rucksack nach oder einen Trolley mit den persönlichen Dingen. Anderes passt in Schließfächer, von denen einige Varianten auf der „Pilotfläche“ zu sehen sind: mit Zahlenschloss, kontaktlos . . .
Die größte Herausforderung ist im Moment aber die Farbgebung. In jedem der sechs Geschosse soll eine der Covestro-Farben dominieren. Eine davon ist ein aggressives Rosa. „Magenta ist am kritischsten“, sagt Maud Bermann. Deshalb wirkt die Pilotfläche ziemlich besonders. Das gilt vor allem für den kleinen Besprechungsraum im „Kiesel“. So heißen die mit Wänden abgeteilten Bereiche. Wände, Teppichboden. Vorhänge: alles in Magenta. Sicherlich ein bisschen zu viel des Guten, haben Covestros Büro-Einrichter längst erkannt. Stephan Rosenthal zeigt deshalb Fotos mit Farbabstufungen. Das wirkt schon „nicht mehr ganz so puffig“, zitiert er einen Kollegen.
Nicht ohne Druckerraum
Mindestens so wichtig wie die Farbe ist aber die Funktion. Für ungestörtes Telefonieren gibt es kleine Zellen, fürs Zweier-Gespräch einen Raum mit gegenüberliegenden Bänken und Monitor an der Seite. Wer konzentriert an einer Sache arbeiten muss, findet sich zwischen halbhohen Wänden wieder, die natürlich den Lärm absorbieren. Dem gegenteiligen Zweck dient die „Team bench“. Das ist ein riesiger Schreibtisch, an dem sich sechs bis acht Leute gegenüberstehen. Er ist höhenverstellbar – man könnte auch daran sitzen.Und auch wenn das papierlose Büro noch immer auf dem Wunschzettel der Strategen steht: Der Neubau kommt nicht ohne ein Räumchen aus, in dem Drucker, Tinte und Papier Platz haben. Für die Kollegen haben Bermann und Rosenthal übrigens 1,20 Regalmeter eingeplant. Was die Leute aus der Rechtsabteilung entsetzt hat. Spezialfälle, weiß Rosenthal und gibt sich gelassen: „Für 80 Prozent der Leute wird der Bau funktionieren.“ Das reicht ihm.