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Nach Fehlern im Fall LügdeNRW schafft Polizei-Spürhunde für Handys an

Lesezeit 3 Minuten
Ali Baba Polizei dpa 151019

Spürhund „Ali Baba“ soll für die Polizei Handys aufspüren.

Neuss – „Ali Baba“ hat es eilig. Aufgeregt schnüffelt der fünfjährige Herder-Mix durch die sogenannte Tatort-Wohnung, einer Trainingsstätte im Fortbildungszentrums der Polizei in Neuss. Der Hund sucht ein Handy. Nach wenigen Sekunden hat er es in einer Couchritze gefunden. Polizeihauptkommissarin Christina Guse, „Ali Babas“ Frauchen, ist zufrieden. „Gut gemacht“, sagt sie und gibt ihm eine Beißwurst zur Belohnung.

„Ali Baba“ ist einer von fünf Polizeihunden in NRW, die Datenträger wie CDs, Festplatten, Speicherkarten, USB-Sticks, Smartphones und Sim-Karten finden können. 20 Tage hat die Ausbildung der Tiere gedauert, die vorher als Rauschgiftspürhunde im Einsatz waren. Ihre Weiterbildung ist laut NRW-Innenministerium eine direkte Konsequenz aus den Fällen von Kindesmissbrauch in Lügde – bei den Ermittlungen am Tatort waren Speichergeräte mit kinderpornografischem Material zunächst übersehen worden.

Deshalb mussten sich die Ermittler einen Datenspürhund der sächsischen Justiz leihen. Ohnehin sind Hunde mit solchen Fähigkeiten in Deutschland extrem selten. Neben NRW verfügt derzeit nur noch die Polizei in Brandenburg über solche Tiere. Nur Justizbehörden setzen diese Hunde schon länger ein – etwa zum Erschnüffeln eingeschmuggelter Handys in Gefängnissen.

Reul überzeugt von neuen Spürhunden

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) erklärte, dass die gesamte Polizei in NRW von den neuen Fähigkeiten der Hunde profitieren werde. Stationiert sind die Hunde in den Polizeipräsidien Köln und Recklinghausen. Sie können aber überall zum Einsatz kommen - auch in anderen Bundesländern. Gehalten werden die Spürnasen aber von ihren Hundeführern, die sie nach Dienstschluss auch mit nach Hause nehmen.

Bei den fünf Hunden handelt es sich neben „Ali Baba“ um „Herrn Rossi“ (Malinois, drei Jahre), „Odin“ (Malinois, fünf Jahre), „Jupp“ (Malinois, drei Jahre) und „Theo“ (Herder, fünf Jahre). Insgesamt gibt es rund 300 Diensthunde bei der NRW-Polizei, die als Schutzhunde ,Rauschgiftspürhunde, Sprengstoffspürhunde, Personenspürhunde, Brandmittelspürhunde, Leichenspürhunde und Banknotenspürhunde eingesetzt werden. „Dass sie nun auch noch Handys und Festplatten erschnüffeln, zeigt einmal mehr ihren Wert. Sie gehören zu unserer Polizei wie Blaulicht und Sirene“, sagt Reul.

Für ihn als Laie sei es faszinierend zu sehen, was Diensthunde der Polizei leisten könnten. Von ihrem Eifer, ihrer Freude und ihrer Konzentration bei der Arbeit könnte man sich auch als Mensch etwas abgucken, meinte der Minister.

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Bei der sogenannten Tatort-Wohnung handelt es sich um eine nachgestellte Wohnung mit Wohnzimmer, Küche, Toiletten und Schlafzimmer. Dort hat man für die Hunde eine klassische Durchsuchungsszene arrangiert, wie Carsten Pitzer, Koordinator beim Landesamt für Aus- und Fortbildung der Polizei, sagt. „Das Anzeigeverhalten bei Hunden, wenn sie einen Gegenstand finden, nennt man einfrieren“, betont Pitzer.

„Das heißt, dass sie vor dem Gegenstand so lange verharren, bis sie Bestätigung erhalten und danach die Belohnung bekommen“, erklärt er. In der Realität konnten die fünf Hunde ihren „Datenriecher“ noch nicht unter Beweis stellen. Worauf sie bei der Suche nach den geruchsneutralen Geräten genau konditioniert sind, will die Polizei auch nicht verraten. „Wir können nur sagen, dass mehrere Komponente eine Rolle spielen“, sagt Pitzer.

Christina Guse nimmt „Ali Baba“ nach Dienstschluss mit nach Hause; er darf sogar mit auf die Couch. „Nach Feierabend ist er ganz entspannt. Es ist keinesfalls so, dass der bei mir dann nach Handys sucht“, sagt Guse. „Aber sollte ich mein Smartphone mal verlegen oder nicht finden, vielleicht hilft er mir dann bei der Suche.“