Musizierverbot für früheren PfarrerRingen um evangelische Kirche in Manfort

Kontrahenten im Tauziehen um die Gemeinde Manfort: Rolf Müller (links) und Superintendent Gert-Renè Loerken.
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Leverkusen – In der evangelischen Kirchengemeinde Leverkusen-Manfort geht es zurzeit wenig friedlich zu. Bedingt dadurch, dass die Evangelische Kirche im Rheinland die Auflösung der Gemeinde Manfort bis zum Ende dieses Jahres betreibt, liegen bei einigen Beteiligten die Nerven blank. Und selbst eher feierlich stimmende Posaunenklänge werden in der gegenwärtig angespannten Lage zu schrillen Missklängen. Jüngster Anlass ist ein Musizierverbot, das den ehemaligen Gemeindepfarrer Jürgen Berghaus ereilt hat.
Berghaus, bis Ende vergangenen Jahres Gemeindepfarrer in Manfort und nun als Notfallseelsorger und Springer ein ständiger Vertreter in verschiedenen Gemeinden des Kirchenkreises, musiziert nebenbei auch noch im Posaunenchor Schlebusch. Das Ensemble spielte bei der Konfirmation in der Manforter Johanneskirche – und die Mitwirkung des ehemaligen Pfarrers am Blasinstrument soll einige Gemeindeglieder „erheblich irritiert“ haben.
Schriftliches Musizierverbot
Letzteres gab der Leverkusener Chef der evangelischen Kirche, Superintendent Loerken, seinem Mitarbeiter Berghaus schriftlich und wies ihn als Dienstherr an, nicht mehr im Manforter Gotteshaus zu musizieren. Sein Auftritt mit dem Posaunenchor spalte die Gemeinde eher und erschwere seinen Nachfolgern die Arbeit.
Eine Dienstanweisung, die Rolf Müller auf den Plan gerufen hat. Der gebürtige Manforter, der sich leidenschaftlich für seinen Stadtteil engagiert, ist Mitglied der Gemeinde, aber seltener Kirchgänger, und betreibt die Musik als Hobby, bediente die Tasten in verschiedenen Bands wie den Flaming Stars und der Zantana Band. „Hier soll ein Musiker durch Anweisung den »Posaunentod« erleiden!“, empört sich Müller und hat sich in der Leverkusener Musikszene umgehört. Dort sei die Nachricht vom Musizierverbot „wie eine Bombe eingeschlagen“. Das stelle einen Angriff auf die grundgesetzlich garantierten Persönlichkeitsrechte des Musikers dar, sei auch die Ansicht anderer Musiker, so Müller.
Das sieht Loerken natürlich nicht so. Anders als von Rolf Müller immer wieder suggeriert, ziehe sich die evangelische Kirche keinesfalls aus Manfort zurück. Vielmehr sei durch die aufgeteilte Betreuung durch Pfarrer Gunnar Plewe (Schlebusch) und Christoph Engels (Wiesdorf) ein Gemeindeleben in der Johanneskirche sichergestellt. Gottesdienste und Amtshandlungen fänden weiterhin statt, das Kirchengebäude werde vom Kirchenkreis erhalten und in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk weiterhin belebt. Dies, so habe auch Müller ihm gegenüber eingeräumt, sei unter den gegenwärtigen Umständen noch die beste Lösung.
Allerdings könne es in der Gemeinde schon Irritationen auslösen, wenn der eben noch unterrichtende frühere Pfarrer als Posaunist der abschließenden Konfirmation beiwohne. Berghaus solle sich besser – wie sonst üblich – im ersten Jahr nach seinem Abschied aus dem Manforter Gemeindeleben zurückziehen, und seinen Nahfolgern nicht deren Arbeit erschweren, so Loerken.
Kritik am Verfahren
Müller und der ehemalige Kirchmeister Helmut Halfes können derartige Irritationen nicht nachvollziehen, sprechen von früheren Ausgrenzungen und übler Nachrede gegen Berghaus, der jetzt ja nicht in kirchlicher Funktion, sondern als Privatmann und Musiker aufgetreten sei. Im übrigen werde die Auflösung ihrer Gemeinde unsauber betrieben. Der anstelle des aufgelösten Presbyteriums waltende Bevollmächtigtenausschuss unter Vorsitz Loerkens habe der Gemeindeversammlung für die Jahre 2013 und folgende bis heute keine Jahresabschlüsse vorgelegt. Manfort sei mit 1500 Mitgliedern, finanziellen Rücklagen und Immobilien immer noch eine wirtschaftlich gesunde Gemeinde.
Auch hier widerspricht Loerken, der das Verfahren nach Beteiligung aller Kirchengremien für abgeschlossen hält: „Wir sind in einer schwierigen Umbruchphase, die manche überfordert. Aber wäre eine Schließung der Johanneskirche eine Alternative gewesen? So behalten wir eine schöne Kirche in ihrer Funktion und haben eine Perspektive für die nächsten zehn Jahre. Ich kann für unsere Kirche in Manfort sagen: Wir bleiben!“