Musikschule LeverkusenNach langem Ringen: Honorarkräfte erhalten Festverträge
Leverkusen – Martin Erhardt drückt das, was zuletzt rund um die Musikschule in Leverkusen passierte, charmant aus: Als die Verwaltung das umsetzen sollte, was die Politik beschlossen hatte, habe es zunächst „ein wenig geknirscht“.
Bleibt man bei dieser bildlichen Sprache, müsste man sagen: Der Sand im Getriebe ist jetzt raus. Es knirscht nichts mehr. Die Sache läuft rund und gut geölt. Was bedeutet: Die bislang frei arbeitenden Honorarkräfte der Leverkusener Musikschule haben zukünftig die Möglichkeit, in eine Festanstellung zu wechseln.
Chance auf Sicherheit
Das bedeutet für viele der Musiklehrerinnen und Musiklehrer des so traditionsreichen Hauses an der Friedrich-Ebert-Straße: Diejenigen, die Jahr für Jahr mit beeindruckender Konstanz junge Menschen unterrichten und zu hervorragenden Nachwuchsmusizierenden formen, haben die Chance auf berufliche Sicherheit. Darum kämpften sie alle seit Jahren. Mit Nachdruck. Zuletzt eben mit viel Geknirsche. Und nun mit einem guten Ende.
Schlechter Mustervertrag
Ein kurzer Rückblick: Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Fraktionen im Rat der Stadt dazu entschlossen, die auf Honorarbasis arbeitenden Lehrkräfte der Musikschule künftig im Rahmen eines Festvertrages zu bezahlen.
Mit diesem Beschluss bekam die Stadtverwaltung um OB Uwe Richrath und Kulturdezernent Marc Adomat den Auftrag, ein entsprechendes Angebot zu erstellen, sprich: einen Mustervertrag aufzusetzen. Der wurde vorgelegt. Und dann – knirschte es. Das Papier wurde nämlich von Rechtsexperten der Gewerkschaft geprüft und für schlecht befunden.
Umstrittene Flexi-Klausel
Der Stein des Anstoßes war vor allem eine so genannte Flexi-Klausel, die dem eigentlichen Ziel der Verbesserung der prekären Beschäftigungsverhältnisse zuwider lief. Wäre sie in die Arbeitsverträge aufgenommen worden, hätte die Stadt als Trägerin der Musikschule und somit Arbeitgeberin jederzeit die Möglichkeit gehabt, den Lehrenden mit einer nur kurzen, zweiwöchigen Frist eine Verringerung der Arbeitszeit um 20 Prozent anzukündigen und sodann umzusetzen. Die in diesem Falle ausreichende Begründung wäre eine Änderung der Bedingungen im Hause etwa durch den Rückgang der Schülerzahlen gewesen.
Das, so sagt Martin Erhardt als Musiklehrer und Sprecher der Honorarkräfte an der Musikschule, wäre jedoch weder statthaft gewesen noch notwendig, denn: „Wir sind als Musikschule so attraktiv, dass es solche eine Situation nicht geben wird.“ Sprich: Es hätte letztlich irgendein Grund vorgeschoben werden können, um die Verringerung der Arbeitszeit durchzudrücken. Der Willkür wären Tor und Tür geöffnet worden.
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Diese Klausel wurde den Stadtoberen von den hinzugezogenen Rechtsexperten also, salopp gesagt , um die Ohren gehauen – und nun aus den Verträgen entfernt. Und auch wenn die Forderung der Lehrenden nach einer gestaffelten Bezahlung – abhängig von den Jahren der Berufserfahrung und der Art der Ausbildung – nicht berücksichtigt wurde, ist Erhardt zufrieden: „Das ist eben so. Das ist dann unser Entgegenkommen.“ Man bekomme „nie 100 Prozent“. Aber: „Auch 90 Prozent sind gut. Wir haben das Bestmögliche für beide Seiten ausgehandelt.“
Beweis für Zufriedenheit
Zahlreiche Honorarkräfte hätten bereits angekündigt, den kommenden Festvertrag, der im Juli im Rat endgültig auf den Weg gebracht werden soll, anzunehmen. Das sei Beweis für die Zufriedenheit mit diesem Kompromiss. Und das bringe auch Leverkusen an sich weiter, denn: „Wir sind durch die Festanstellungen nun gleichauf mit den bereits so gut aufgestellten Musikschulen der umliegenden Kommunen Monheim und Köln“, sagt Erhardt. Und: In Zukunft würden denn auch nur noch jene Musikschulen vom Land gefördert, die eine solche gerechte Art der Beschäftigung böten.
Was nach der Knirsch-Episode, die sich im Anschluss an den vergangenen Kultur-Ausschuss ereignet hatte, den Ausschlag für diese wichtige Wende gab, waren laut Erhardt zwei Treffen in den vergangenen 14 Tagen: Eines, bei dem er und die Betriebsgruppensprecherin der Gewerkschaft an der Musikschule, Katharina Schutzius, mit Vertretern und Vertreterinnen der Ratsfraktionen zusammengekommen seien. Und eines, bei dem die Leitung der Musikschule um Martin Ohrem und dessen Stellvertreter Matthias Fromageot mit Erhardt sowie Birgit Sander als Verwaltungsleiterin diskutierten.
Intensiver Prozess
Ausschüsse, Ratssitzungen, Verhandlungsrunden, mehrer Demonstrationen vor dem Rathaus in der Vergangenheit – Erhardt blickt zufrieden zurück auf die Zeit, in der es knirschte und sagt: „Wir haben diesen Prozess seit fünf Jahren intensiv geführt. Wir drohten 2018 aufgrund des Gutachtens und der Sparempfehlung externer Wirtschaftsprüfer finanziell sogar extrem getroffen zu werden. Jetzt aber haben wir diesen Erfolg gemeinsam errungen.“
Erleichtert über das gute Ende des zähen Ringens um die Verträge ist auch Jürgen Ohrem, der 2022 als Musikschulleiter aufhören wird: „Es ist ein schönes Gefühl, das in meinem letzten Jahr im Hause zu erleben.“ Der Einsatz aller Beteiligten für eine gerechte Beschäftigung der Lehrkräfte in Leverkusen habe auch Auswirkungen auf andere Städte: „Ich habe zuletzt Anrufe von meinen Kolleginnen und Kollegen etwa in Bonn oder Frechen bekommen“, sagt Ohrem. „Die wollten wissen, was uns hier gelungen ist – und wie.“