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Kampf gegen wilden Müll„Da werden ganze Wohnungen entsorgt“

Lesezeit 4 Minuten

Jürgen Land kann nicht verstehen, warum Menschen ihren gesamten Hausstand illegal entsorgen, wenn sie Sperrmüll auch kostenlos von der Avea abholen lassen könnten.

Leverkusen – Jürgen Land kennt sie, die unschönen Ecken in Wiesdorf und Manfort. Seit zwölf Jahren engagiert sich der 77-Jährige als Naturschutzbeauftragter. Seine Aufgabe? Alle sechs bis acht Wochen dreht er seine Runde – „mal zu Fuß, mal mit dem Auto“ – und schaut, wo die Menschen wilden Müll liegen lassen. Zwei Lampenschirme, Plastik, Kleidungsstücke liegen verstreut neben der Müllbox am Hindenburgpark. Das ist noch nicht mal das Schlimmste. Matratzen, Kühlschränke, Reifen, man glaube nicht, was alles. Land schüttelt den Kopf: „Da werden ganze Wohnungen entsorgt.“ Dabei müsse man für die Sperrmüllentsorgung doch nicht zahlen? Die Avea komme sogar vorbei und holt den Müll ab. Verstehen kann Jürgen Land so ein Verhalten nicht. Manche Stellen hätten sich im Laufe der Jahre gebessert: der Hornpottweg beispielsweise. Andere bleiben problematisch, rund um den Bunker an der Niederfeldstraße, nennt Land ein negatives Beispiel.

Natur ist ihm wichtig

Auf einen Aufruf im „Leverkusener Anzeiger“ hin hat er sich für das Ehrenamt gemeldet. „Ich habe viel Zeit“, erklärt der Rentner schmunzelnd. „Man ist an der frischen Luft“, freut er sich, er wandert auch gern. Und für das Grün um ihn herum hat er sich schon immer interessiert: „Natur und Umwelt ist mir wichtig, die Aufgabe hat mich gereizt.“

Bienenfreundliche Kreisel

Doch das Ganze ist kein Freizeitvergnügen: Nach jeder Tour erstellt der gebürtige Manforter, der jetzt in Schlebusch wohnt, einen Bericht, den er an die Avea weiterleitet. Wo liegt wilder Müll, was muss getan werden? Und die Avea rückt aus. Die Zusammenarbeit mit ihr und der Stadtverwaltung klappe sehr gut, betont der 77-Jährige, und er hat auch schon weitere Ideen. Seit er im „Leverkusener Anzeiger“ gelesen hat, dass auf der Rathaus-Galerie Bienenstöcke heimisch geworden sind, schlägt er vor, ob die Stadt nicht alle Kreisverkehre, wo es möglich ist, mit bienenfreundlichen Pflanzen zu bestücken. Sowieso fehlten ihm in Leverkusen die Blumen. „Leverkusen ist eigentlich eine grüne Stadt“, findet Jürgen Land. Aber mehr Blumen und Farben würden ihr sehr gut tun.

Stadt soll prominenter werben

Zehn ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte gibt es derzeit in Leverkusen, aufgeteilt auf elf Gebiete. Offiziell beschreibt die Stadtverwaltung die Funktion dieser „Naturschutzwacht“ als die eines „Vermittlers“. Die Ehrenamtler sollen über Missstände informieren, beispielsweise über „illegale Müllablagerungen oder verbotenes Parken“. Sie können auch Reitwege kontrollieren. „Darüber hinaus leisten sie im Gespräch mit Einwohnern Aufklärungsarbeit und leiten Anregungen weiter.“

Grundsätzlich eine wichtige und sinnvolle Aufgabe, die von der Stadtverwaltung prominenter beworben werden sollte, forderte kürzlich Brigitte von Bonin vom Bürgerforum Grünes Leverkusen und brachte das Thema damit auf die Tagesordnung des Ausschusses für Anregungen und Beschwerden.

Probleme mit Datenschutz

Sie kritisierte, dass die Einbindung der Ehrenamtler „zu sehr im Verborgenen“ stattfindet – und schlug vor, die ehrenamtlichen Naturschützer auf der städtischen Webseite mit Name und Kontakt aufzuführen, damit sich die Bürger auch an sie wenden könnten. Aktuell findet man auf der Seite der Stadt nämlich keinen Hinweis auf die Naturschutzbeauftragten – ganz anders als in anderen Städten, die deutlich offensiver mit dem Thema umgehen, zeigte Brigitte von Bonin auf.

Beschlossen wurde, dass demnächst auf der Webseite auf dieses Ehrenamt hingewiesen werden soll. Der Kontakt soll allerdings nur „offiziell“ über Ansprechpartner im Fachbereich Umwelt laufen. Persönliche Kontaktdaten der Ehrenamtler sollen keinesfalls veröffentlicht werden, „aus Personenschutz“, wie Bernhard Marewski (CDU) betonte. Auch die Verwaltung hatte in ihrer Stellungnahme bereits Bedenken wegen des Datenschutzes geäußert.

„Ich bin ja keine Behörde“

Daran hielten sich auch die Ausschussmitglieder. Auf der Webseite über das Amt und die Aufgabe informieren: Ja. Persönliche Kontaktdaten der Naturschutzbeauftragten hinterlegen: Nein. Naturschutzwächter Jürgen Land findet die Entscheidung richtig, er möchte nicht mit seiner privaten Telefonnummer auf der städtischen Webseite stehen. „Ich bin ja keine Behörde“, sagt er.

Antragstellerin Brigitte von Bonin hatte sich mehr versprochen: „Natürlich sind wir enttäuscht, dass keine Hotline für Bürger eingerichtet wird, aber immerhin erfährt man jetzt bald offiziell etwas über die Ehrenamtlichen.“

Gesucht werden laut Stadt immer interessierte Bürger, die ortskundig sind, Kenntnisse im Naturschutz haben und ein Auge auf das Viertel und die Grünflächen haben. Die pauschale Aufwandsentschädigung beträgt 224 Euro pro Halbjahr.

http://www.leverkusen.de