ArbeitgeberWie der Chempark mit attraktiven Jobs nach Leverkusen lockt
Leverkusen – Es steht auf dem Gelände des Chemparks an der B8 und sieht aus wie bestellt und nicht abgeholt. Die bläulich schimmernden Glasflächen zwischen Beton haben schon manchen Verkehrsteilnehmer rätseln lassen, was denn da vergessen worden sei. Chempark-Chef Lars Friedrich klärte in einer Pressekonferenz von Currenta nebenbei auf: Es handelt sich um ein Fassadenmuster für die neue Konzernzentrale von Covestro.
Die Hightech-Kunststoffe produzierende Bayer-Tochter, 2015 an die Börse gebracht und soeben in die Elite der Dax-Konzerne aufgestiegen, errichtet in Leverkusen ihre neue Konzernzentrale. Das Gebäude, in dem 700 Mitarbeiter wirken werden, wächst bereits aus dem Erdreich heraus, die Fassade mit den spiegelnden Fensterflächen verspricht ein Hingucker an der Verkehrsachse Leverkusen-Köln zu werden. „Eine tolle Chance für Leverkusen und ein absolutes Standort-Commitment“, schwärmt Friedrich über den nächsten Dax-Konzern mit 3500 Beschäftigten im Stadtgebiet.
Immer noch ein Job-Motor
Auch wenn heute nicht mehr alles Bayer heißt, was sich im vor zehn Jahren so getauften „Chempark Leverkusen“ befindet, „das Werk“, wie es früher hieß, ist immer noch ein Job-Motor. 30.876 Beschäftigte weist der Chempark aktuell aus, Tendenz leicht steigend. Davon gehören 20617 zur Kernbelegschaft des Konzerns, 10259 sind bei Partnerfirmen beschäftigt, darunter viele Mittelständler. 1175 Auszubildende macht Currenta im Auftrag der Chempark-Firmen für ihre Berufe fit, darunter allein 462 Chemikanten. „Ein attraktives Berufsfeld“, betont Friedrich. Gegen Fachkräftemangel ist man hier gerüstet.
Als attraktiver Arbeitgeber zu gelten, ist den Chemieunternehmen wichtig. Und sie locken nicht allein mit guten Tarifen und Boni, sondern beispielsweise auch mit einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Am Kurtekotten wird aktuell der fünfte Bayer-Betriebskindergarten hergerichtet. 900.000 Euro steckt das Unternehmen in die Renovierung, um weitere 50 Kindern von Mitarbeitern im Herbst in die Obhut von 13 Betreuern des Roten Kreuzes geben zu können. Mit der benachbarten „Löwenburg“ zusammen wird es am Jahresende 170 Kita-Plätze geben, „ein integrierter Kita-Kampus Kurtekotten“.
Die Rechnung geht auf, nicht allein dann, wenn die Bayer-Unternehmen erneut auf Spitzenplätzen im Ranking der beliebtestem Arbeitgeber Deutschlands Spitzenplätze belegen. Die Effizienzsteigerung in den Chempark-Betrieben ist beachtlich, Investitionen zahlen sich aus. 387 Millionen Euro für neue Anlagen sowie 333 Millionen für Instandhaltungen waren es im vergangenen Jahr. Seit 2008 wurden im Leverkusener Chempark über fünf Milliarden Euro investiert – „sechsmal die Elbphilharmonie zum realen Endpreis“, rechnet der Chempark-Chef um.
Dabei wird die chemische Industrie, Friedrich weiß es, auch immer ängstlich betrachtet. Nicht ganz ohne Grund, denn vieles, womit im Werk gearbeitet wird, ist mit Risiken behaftet. Ein neuer Düker unterm Rhein musste her, um beispielsweise das hochgiftige Kohlenmonoxid durch eine Pipeline sicher zwischen den Chemparks Leverkusen und Dormagen transportieren zu können. Zwölf Millionen Euro und anderthalb Jahre Bauzeit lagen voll im Plan, und der 470 Meter lange Tunnel unter dem Rhein ist jetzt sogar in voller Länge begehbar – für Kontrollgänge.
Der Chempark will gewollt sein
Currenta kümmert sich ums Image, setzt auf Öffentlichkeitsarbeit und lädt die „lieben Nachbarn“ aus Leverkusen seit fünf Jahren in seinen Chempunkt und zu Diskussionen ein. „Mit unseren Nachbarn im Gespräch bleiben und miteinander auf Augenhöhe sprechen“, ist das Vorhaben bei Bürgertalk oder anderen Dialogformaten. Wie wichtig den Anwohnern Umweltschutz und Sicherheit sind, haben Forschungsinstitute im Auftrag der Currenta schon einmal ermittelt.
Im September soll ein zweiter Akzeptanzbericht analysieren, wie weit die vertrauensbildenden Maßnahmen greifen. „Der Chempark soll in Leverkusen gewollt sein“, umschreibt Lars Friedrich seinen Anspruch. Außerdem wünscht er sich im Gegenzug deutlich schnellere Genehmigungsverfahren. Immerhin sende die neue Landesregierung positive Signale in Richtung Wirtschaft.