Wahlkampfserie Teil 3Tristesse und Leerstand prägen City C – was tun?
- An Leverkusens Dauerbaustellen scheiden sich die Geister: Um das Schloss Morsbroich, die Autobahnbrücke und Stelze, die Lkw-Raststätte und die City C wird seit Jahren gestritten.
- Wir stellen in einzelnen Serienfolgen dar, was bisher geschah und fragen die Oberbürgermeister-Kandidaten: Wie soll es jetzt weiter gehen?
- Weiter geht unsere Wahlkampfserie mit der City C.
Leverkusen – 1969 war es eine Sensation: Eine zweistöckige Einkaufspassage, die erste überhaupt in der damals neu gegründeten Stadtmitte Wiesdorf. Direkter Bahnhofsanschluss, die Sparkasse hat hier ihren Hauptsitz, ein Ärzte- und Bürohochhaus sowie einige Wohnungen sollen für Publikumsverkehr sorgen. Doch schon wenige Jahre später werden strukturelle Mängel deutlich. Die Ladenlokale für den Einzelhandel sind schlecht angeordnet, entweder zu groß oder zu klein, schlecht geschnitten, oft zweigeschossig. Die Technik verursacht enorme Nebenkosten. Bauliche Veränderungen sind wegen der komplizierten Eigentumsverhältnisse kaum möglich. 2006 zieht Feldhaus aus, Woolworth folgt 2009, C & A 2010. Heute steht die City C fast komplett leer – die Chronologie zu Leverkusens zentralster Dauerbaustelle.
Juli 2013: Die Stadt will sich um eine Wiederbelebung der City C bemühen, die zu 80 Prozent leer steht. Am 18. Juli geht Stadtkämmerer Rainer Häusler offiziell in den Ruhestand. Danach wird er als Projektbetreuer eingesetzt, gemeinsam mit Gert Geiger, zuvor Chef städtischen Gebäudewirtschaft, soll er ein Konzept zur Wiederbelebung erarbeiten. Sie müssen 105 Teileigentümer zu einer gemeinsamen Entscheidungen bringen.
September 2013: Häusler und Geiger wird ein elfköpfiges „City-Büro“ zur Seite gestellt, das sie unterstützen soll. Dem gehören neben dem damaligen Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn auch die Stadtratsmitglieder Uwe Richrath und Frank Schönberger an, sowie der damalige Sparkassenvorstand Manfred Herpolsheimer. Das Gremium soll alle acht Wochen tagen. Die Kosten teilen sich Stadt und Sparkasse. Angelegt ist es auf drei Jahre, dann solle die Einkaufspassage wieder funktionieren, hofft man.
April 2014: Häusler und Geiger haben mit 102 der 105 Eigentümer gesprochen und den Eindruck gewonnen, dass Kompromisse im Sinne des großen Ganzen möglich sind. „Die meisten waren froh, dass wir auf sie zugekommen sind“, berichtet Geiger. Daher geben sie zwei Gutachten in Auftrag: Eins für eine Änderung der Eigentumsregeln und eins zur Klärung der Potenziale für den Einzelhandel.
Juni 2014: Ein Investor will das Ärztehaus komplett übernehmen und das von Praxen und Büros belegte Gebäude von Grund auf sanieren, berichtet Sparkassenvorstand Herpolsheimer. Das wäre ein großer Schritt in der Entwirrung der Besitzverhältnisse. Außerdem beauftragt die Stadt ihr Tochterunternehmen, die Parkhausgesellschaft LPG, Miteigentumsanteile in der City C zu erwerben.
November 2014: Der Investor, ein im City-Turm praktizierender Augenarzt, will nach neuen Angaben 75 Prozent der Anteile am City-Turm in Wiesdorf kaufen und renovieren. Als Subvention soll die Stadt sich verpflichten, drei damals von den Technischen Betrieben Leverkusen (TBL) genutzte Büroetagen mit 1239 Quadratmetern Gesamtfläche während der maximalen Sanierungszeit von zweieinhalb Jahren und danach noch zwölf Jahre lang zu mieten. Frühestens zum 30. Juni 2029 könnte die Stadt demnach aus dem Vertrag wieder aussteigen. Die TBL würde lieber ihre Immobilie an der Borsigstraße ausbauen und dort einziehen.
Juli 2015: OB Reinhard Buchhorn beginnt den Wahlkampf (den er gegen Uwe Richrath verlieren wird) mit den Worten: „Bis Mitte 2019 werden wir - mit Hilfe privater Investoren - eine völlig neu gestaltete City C haben.“ Es gebe inzwischen konkrete Pläne.
September 2015: Der Stadtrat beschließt das gesamtstädtische Seveso-II-Konzept als Entwicklungsplan für Leverkusen. Das Konzept regelt den Mindestabstand von Gebäuden zu Produktionsstätten gefährlicher Stoffe, die sich vor allem im Chempark befinden. Eine Nutzungseinschränkung für die City C würde es auch bei einem Teilabriss und Neubau nicht geben.
Oktober 2016: Geiger und Häusler präsentieren ihren Plan für die neue City C: Die Sparkasse, der mittlerweile zum Teil schon restaurierte Ärzteturm, das blaue Haus mit den Wohnungen am Europaring und der runde Pavillon mit dem Handygeschäft am Übergang zum Rialto-Boulevard sollen bestehen bleiben, ebenso die Tiefgarage. 24 Einzelimmobilien, die meisten Ladenlokale, werden abgebrochen, ebenso die Glasdächer. Neu entstehen sollen 88 Wohnungen. Adler Mode und sechs bis sieben kleinere Ladenlokale sollen bleiben, außerdem sind ein siebengeschossiges Hotel und ein Lebensmittelladen geplant, für beides gebe es schon Interessenten. Die Zahl der mitspracheberechtigten Eigentümer hat sich von 105 auf 71 reduziert. Aber noch haben nicht alle beim Notar zugestimmt. Um Investoren für das 76-Millionen-Euro-Projekt macht man sich wenig Sorgen: Es stünden willige Geldgeber parat.
November 2016: Der Plan findet großen Anklang in Politik und Wirtschaft. Der Rat stimmt ihm einstimmig zu. Außerdem steht nun auch das Integrierte Handlungskonzept für Wiesdorf, dass dem ganzen Stadtteil ein „neues Gesicht“ geben soll, wie OB Uwe Richrath sagt. Zum Jahresende beenden Geiger und Häusler ihre Projektbetreuung. Sie warnen davor, auch das „City-Büro“ zu schließen, das geschieht dennoch. Die Federführung des Projekts übernimmt jetzt der Gemeinnützige Bauvereins Opladen (GBO).
Juni 2017: Die Wohnungsbaugesellschaft WGL will nun neben dem GBO doch auch als Investor in die City C einsteigen. „Wir würden gern die Hälfte der Wohnungen bauen und den Supermarkt“, sagte Wolfgang Mues, Geschäftsführer der Stadt-Tochter auf einer Bürgerversammlung. Es fehlen immer noch Unterschriften von Eigentümern.
Januar 2018: Ein neues Projekt tritt auf den Plan: Der Düsseldorfer Projektentwickler Gevi kauft Land am südlichen Ende des Bahnhofs Leverkusen und will zwischen Europaring und Heinrich-von-Stephan-Straße. ein Büroviertel, ein Hotel und ein Apartment-Haus bauen. Es kommt die Frage auf, ob der Standort zwei Hotels verträgt.
Februar 2018: Alle Eigentümer der City C haben ihre schriftliche Einwilligung zum Umbau gegeben. Mittlerweile will auch Gernot Paeschke in Wiesdorf bauen: Bürogebäude auf dem Gelände der ehemaligen Bullenklöster. Die Stadt sagt, dass alle drei Bauvorhaben aufeinander abgestimmt werden sollen.
Juli 2018: Rainer Häusler meldet sich zu Wort, er sieht sein Erbe „durch Untätigkeit der Stadt“ massiv gefährdet. Die treibe lieber das Hotel-Projekt auf dem Post-Gelände voran und setze so das Kernstück des City-C-Konzepts aufs Spiel.
September 2018: OB Richrath schlägt de Bauausschuss vor, das Häusler-/Geiger-Konzept nicht weiter zu verfolgen. Es sei kein Investor gefunden worden: „Das Konzept ist nicht marktgängig.“ Stattdessen schlägt er vor, Teile der Verwaltung in der City C anzusiedeln. Der Stadt gehören mittlerweile gut 80 Prozent der Fläche. Der Leerstand kostet die Parkhausgesellschaft rund 400 000 Euro im Jahr. Der Antrag wird immer wieder vertagt.
April 2019: Der Stadtrat beschließt, eine Projektgesellschaft zu gründen. Sie soll aus LPG hervorgehen. Externe Experten sollen das bereits bestehende Konzept von 2016 mit der neuen Idee der City C als Verwaltungsstandort vergleichen.
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August 2020: Ein erster Zwischenbericht des Beauftragten Stadtplaners Ulrich Hartung liegt vor, er wird am 17. August im Finanzausschuss und am 24. August im Stadtrat vorgestellt. Er stellt fest, dass die Marktsituation einen andere ist, als zur Zeit des Gutachtens von 2014, es brauche eine neue Marktanalyse, dadurch werde auch die Teilungserklärung unwirksam. Der Stadtrat soll nun beschließen, die LPG in eine Stadtentwicklungsgesellschaft zu erweitern, um weitere Schritte zu planen. (mit tk, ger, rar)
Hier erfahren Sie, was die OB-KandidatInnen zur City C sagen.
Bitte beachten Sie: Aufgrund der sehr kurzfristigen Erklärung der Kandidatur von Christian Alexander Langer (Die Partei) ist hier noch keine Stellungnahme von ihm enthalten, er wird in Kürze separat vorgestellt.